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"In Orbit" Im K21 Düsseldorf (STÄNDEHAUS)

„IN ORBIT“ IM K21 Düsseldorf (STÄNDEHAUS)

Ein Kunstwerk der Superlative

Sarraceno! Tomas! Tomas Sarraceno! Teiler des Himmels und Bezwinger der Schwerkraft!

Zwischen den Netzen wandeln, sich mal fühlen wie eine Spinne, vielleicht. Das eigene Gewicht erkennbar machen, fühlbar zu einer Größe, mit der man umgehen lernen muss, das ist das Werk von Tomas Saracenos „IN ORBIT“, das seit 2013 im Düsseldorfer Ständehaus K21 „schwebt“, Begehbare Stahlnetze, fast unsichtbar unter dem Glasdach des Gebäudes. - In schwindelerregender Höhe, über der Tiefe, erkennt man Grenzen und Fähigkeiten des eigenen Körpers. Plötzlich kann man sich vorstellen, wie Artisten sich fühlen müssen, die Drahtseilakte unter freiem Himmel vollführen. Arbeiter, die Außen-Arbeiten an Hochbauten erledigen müssen, Fassadenkletterer, Schachtarbeiter, Brückensanierer, Seilbahnakteure,… wo auch immer man sich in luftige Höhen begeben muss, um zu arbeiten, schwindelfrei, den Balanceakt beherrschend,… an all das könnte man denken, beim Wandeln im Zwischennetz,

aber legt man sich hin, im Netz, macht sich frei von Gedanken und taucht ein in Gefühlswelten, vergisst man die eigene Schwere. - Vielleicht. - Man wird getragen von Stahlseil-Konstruktionen und wird geschaukelt von den Kräften der Trittpulse Anderer. Schritt-Impulsausbreitung ohne Schall. Nach unten zu schauen löst vielleicht ein mulmiges Gefühl aus. - Höhenangst? - Vielleicht. - Wenn das Denken beginnt. Das Möglichkeiten und Folgen abwägend, wenn man fiele. – Aber man fällt nicht. Die Konstruktion hält. Das Kunstwerk ist ein Experimentierfeld für die Auswirkung von Bewegungen im Raum.

Der Skywalk „in Orbit“ ist kein Spaziergang im All. Ist kein Wandeln auf Glas über Landschaften. Es ist ein Ansatz zum Denken. Ein Denkansatz. Ein einmaliges Erlebnis, das man nach Hause trägt und über das man grübeln darf. Vielleicht soll. Vielleicht, um davon zu erzählen. Vielleicht um anderen darüber zu berichten und zum Nachdenken anzuregen. Der Auftakt zum Grübeln. Darüber zu berichten, wie es sich anfühlt, wenn die Gravitationskonstante erlebbar wird. Das eigene Gewicht zieht und zerrt. Nach unten.

Halten die Haltevorrichtungen? All die Karabinerhaken und Schrauben? Ist alles ausreichend gesichert? Nicht zu viel nachdenken, einfach fokussieren und weiter.

Was wäre, würde man die Netze unter einen nicht merklich fühlbaren Strom setzen? Elektromagnetisch. Wie würde es sich anfühlen?

Was könnte man auslösen, wenn man den Strom nicht fließen lassen, sondern pulsen würde, würde das Herz mitspielen? Das Gehirn?

Tomas Saraceno überliefert ein Werk, das, wenn man es so will, hoch-wissenschaftsdienlich ist und Anreize schafft Neues zu erdenken und zu entwickeln. Die Gesetze der Physik zu überdenken und vielleicht neue Ideen zu bekommen.

Wer leicht verführbar ist zum Querdenken bekommt hier Anregungen.

Tomas Saraceno entwirft und kreiert Wolkenpaläste, reale Netze und Cloud-Cities und eine Welt in der Schwebe. Alles wird vorstellbar. Man ist eingeladen sich in andere Organismen einzufühlen und hineinzuversetzen, wie Kleinstlebewesen in natürlichen Biotopen. Oder in Partikel, die in der Atmosphäre schweben. Vielleicht auch in Arten oberhalb der Baumgrenzen. Das Leben in den Baumwipfeln der Regenwälder, von Seidenspinnerraupen in ihren scheinbar chaotischen Netzwerken,… das Agieren in verschiedenen Ebenen der Netze überhaupt wird begreifbar.

Oder klein gedacht: Man kann sich vorstellen, wie man in einen Organismus eintaucht, wie in einen Körper, den man medizinisch erkunden will, um beispielsweise Krebszellen auf die Spur zu kommen, oder anderen Krankheitserregern, Viren oder Bakterien.

Kann man sich das auch vorstellen für virtuelle Netze? Für künstliche Netze? Ist vorstellbar sich in einen Elementarimpuls einzufühlen und mit den Elektronen durch das Virtuelle Netz zu strömen? Quasi auf den virtuellen Wellen reitend?

Selbst gedanklich zum Elementarteilchen zu werden ist, was man in Sarracenos Arbeit erkennt.

Der Ein oder Andere kennt vielleicht noch den Film „Innerspace“ aus dem Jahr 1987 und erinnert sich an Zini aus dem Nachmittagsprogramm für Kinder… Mit der virtuellen Brille darf man in „Aeroscene“heute selbst zum Teilchen werden. Darf eintauchen in einen Strom, der sich durch den Raum bewegt, darf die verschiedenen Schichten erkennen, darf den Weg der Teilchen nachvollziehen, je nach Windrichtung und Parameteränderung äußerer Bedingungen, taucht quasi durch den Raum, wie durch einen Ozean der Farben in Pink und orange und fliegt mit. Man soll erleben, wie man getragen wird. Soll das Schweben erleben. Allein das eigene Gewicht hindert. Die Schwerelosigkeit ist schwer vorstellbar mit der eigenen Schwere. Die Bewegungsplatte, auf der man während der Simulation steht hilft der Vorstellung auf die Sprünge und mit viel Fantasie kann man die Simulation nachvollziehen. Vielleicht aber ist der Geist auch noch zu sehr im Hier und Jetzt gefangen. Man muss loslassen, um auch geistig vollkommen abzudriften.

Was Sarracenos Werk auf jeden Fall kann, ist zukunftsvisionäre Ansätze liefern? Das Weiterdenken ankurbeln!

Spinnenklein unter dem grandiosen trigonometrisch gegliederten Glashimmel des K21 ist der Orbit ein MUSS für Schulen! Eines der Erlebnisse, die ein Jugendlicher durchs Leben mitnehmen sollte. Oder Vergleichbares. Wie eine Achterbahnfahrt mit virtueller Brille. Oder eine Autoscooterfahrt ohne Antenne zum Einhaken im überspannten Antriebsnetz. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten läuft es sich irgendwann vollkommen unbeschwert durch den Zwischen-Netz-Raum. Als ob die Netze die Körperschwere etwas minderten. Magnetschwebebahn! Geht es durch den Kopf. Aber man schwebt ja nicht. Man wird vom Netz getragen. Inwieweit kann das Netz darüber einwirken? Quasi das Himmelszelt, um zu erleichtern? Inwieweit könnte ein Plasmakugeleffekt über ein konstant geladenes Netz bei den Bewegungsabläufen helfen? Das Sarrazenische Netz (falls es nicht schon einen anderen Namen trägt) ist ein Faszinovum. Ein Erlebnis, das man so leicht nicht mehr vergisst! - Etwas Einmaliges. Etwas, das man erspürt.

Vielleicht beeinflusst es auch fürs spätere Leben sich Ausnahmeberufe zu wählen, wo unter Extrembedingungen gearbeitet werden muss. In Netzen zu laufen, Schicht für Schicht, in schwindelerregender Höhe, nur gebremst von den Bubbles, den Luftblasen, die behindern. Man wird zum winzigen Teilchen in der Luft, umgeben von Aerosolen, oder auf Wassertropfen treffend, bzw. Moleküle. Und man treibt. Ohne Einfluss darauf zu haben wohin. Die Rahmenbedingungen gibt das Umgebende vor. Die Frage mit der man schließlich nach Hause gehen wird, ist: In wieweit ist all das steuerbar? Und wenn gesteuert, dann kontrollierbar. Fragen, mit denen man sich in Luft- und Raumfahrt tagtäglich auseinandersetzt, und in Erlebnisparks und Museen, wie unter anderem dem K21 darf man für einen kurzen Moment einmal selbst forschen und visionär träumen. Und Eintauchen in den Sternenstaub rund um Globus um sich treiben zu lassen in den vektoriellen Beschleunigungen und Verwirbelungen.

Vielleicht kann man sich auch einfach nur besser vorstellen, wie die Vorgänge in den Netzwerken der Welt vor sich gehen. Wenn einer (Mensch, RoBot) in einem Netz liegt (Ruhemodus) und es kommt ein Anderer (Mensch, Robot, Tier, Materie), quasi ein Impuls (Startbefehl), der zu schnell ist, der über das Netz läuft, oder springt, das ganze Netz in Bewegung versetzt, so dass es vibriert und der Liegende aus seiner Position geworfen wird. Der Liegende ist von jetzt auf gleich an einer anderen Position. Er ist nicht weg, noch immer da, eben nur an anderer Stelle. Translatiert von einem Anderen (Vielleicht Bot). Ein Dritter (Mensch, Bot) könnte nun dagegen schwingen. Könnte die Bewegungen stabilisieren. Vielleicht.

In Saracenos Orbit wird vielleicht erfahrbar, was in Netzen passiert. Kann vielleicht erste Gedankenansätze bekommen, wie man sich im digitalen Universum zurechtfinden kann. Wie man im entscheidenden Moment Parameter ändern muss, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Die Blasen in den Netzen sind, wenn alles in Bewegung gerät, wie bei einem Erdbeben, dann vielleicht sichere Inseln, die im Netz gehalten werden. Was passiert in den Blasen? Was kann man in den Blasen einfangen? Welche Rolle spielt die Schwerkraft?

Saracenos Orbit ist ein Erfahrungsfeld für die Sinne und definitiv eine Erfahrung wert. Im K21 / Ständehaus in Düsseldorf, wo die Kunstsammlung NRW faszinierende Werke von Künstlern präsentiert, die sich quergedacht mit Netzen, deren Erforschung und deren Weiterentwicklung beschäftigen. Kurz: Sich mit den Zusammenhängen der Welt beschäftigen und sie visualisierbar machen. Um auch die nächsten Generationen zu inspirieren und ihnen auf die Sprünge zu helfen zum Weiterdenken. Das K21 in Düssledorf mit Tomas Saracenos Stahlnetzen „In Orbit“: Auf jeden Fall eine Reise wert.

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