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1920er – Im Kaleidoskop der Moderne

„1920er – Im Kaleidoskop der Moderne“ in der Bundeskunsthalle Bonn – Fritz Lang und METROPOLIS, Josefine Baker nebenan, Zwischenkriegsbewegungen und eine industrialisierte Hochkultur mit den ersten Schritten in die digitalisierte Zukunft.

Der vorbereitende Weg in eine voll vermessene, vollkommen durchstrukturierte, dem Menschen auf den ersten Blick freundlich gesinnte Zeit, die der Technik immer mehr Raum gibt, um der Menschheit die Lasten abzunehmen.

Zeitreise zurück! Zwischen den Kriegen vor 100 Jahren! „1920er – Im Kaleidoskop der Moderne“ (01.April bis 30.Juli 2023) Bundeskunsthalle Bonn

Mobilität hat Vorrang! Und bei der Beschleunigung geht man bis an die Grenzen von Raum und Zeit!

Der technische Fortschritt ist unaufhaltsam und potenziert sich im internationalen Austausch.

Fritz Lang träumt in seinem Film Metropolis von der Erschaffung des perfekten Menschen. - Vielleicht des perfekten Gegenstücks. Und das erschaffene, automatisierte Model, ist die Erfüllung aller Träume.

Und bei den Visionen des perfekten Models stellt sich nicht zuletzt die Frage: Welche Rolle spielt dabei der Kopf?

DER KOPF!!! Dreht sich nicht immer alles um den Kopf? Und war das schon damals so? - Vor hundert Jahren? Ist es noch heute so?

(Wahrscheinlich! Und wahrscheinlich auch vor 1000, 1001, und 10000 Jahren.– Oder doch nur VIELLEICHT?)

Rudolf Belling, einer der Künstler, der später wie Max Beckmann, Willi Baumeister, Edvard Munch, Max Ernst, Wilhelm Lehmbruck und viele andere Künstler im Nationalsozialismus auf der Liste der Künstler entarteter Kunst gelandet ist, hat mit seiner „Skulptur 23“ einen Kopf fragmentiert, lange bevor sich im Kopf von Quelltexten der html-Programmierung die entscheidenden Daten zur Wesensdefinition und Wieder-Erkennung druckbarer Daten wiederfinden.

Auf dem Kopf liegt besonderes Augenmerk. Man will wissen, wie er funktioniert und was drin ist. - An Gedanken. - An Inhalten. - An Daten. - Man will wissen, wie man ihn manipulieren, oder auch steuern kann. Und wie man vielleicht Gedanken und Träume einspielen kann… Immer wieder findet man in Kunst und Wissenschaft Ideen und Bemühungen das Denken zu beeinflussen. Im Idealfall helfend, simplifizierend. Optimierend.

Es hätte vielleicht keinen Z1 von Konrad Zuse gegeben, hätte er sich nicht das Leben als Bauingenieur und Statiker erleichtern wollen. Das Leben eines Berufenen, dessen Ziel sein muss Baukonstruktionen kosteneffizient zu planen. In einer Zeit, als die Selbstverständlichkeiten von heute noch als besondere Innovationen gelten.

Eine Zeit, in der Hochund Tiefbau Visionen folgen, die man sich bei dem UNESCO Welterbe "Metropolis“ und den Utopien der damaligen Zeit ansehen kann.

Die mit den Ballungsräumen einhergehenden negativen Auswirkungen der Verdichtungen von Massen sind in der Ausstellung „1920er – Im Kaleidoskop der Moderne“ ebenso zu erkennen, wie das pulsierende Leben von einst. Das pulsierende Leben, das auf einen beendeten Weltkrieg folgt.

Die 20er,… eine Zeit der Hochstimmung, die sich in Jazz und Party spiegelt, mit globalen Impulsen und Strömungen, Mode und Veränderungen, die durch die gestalterischen und filmischen Möglichkeiten mitgefilmt und überliefert werden. - Zeiten voller Hoffnung.

Überlieferung wird immer besser und erleichtert jeglichen Fortschritt. Sowohl in Technik, in Materialbeschaffung und -entwicklung, als auch in Medizin und Forschung. Gleichzeitig erweitern sich die optischen Möglichkeiten und spielen eine immer größere Rolle. Nicht zuletzt in zwischenmenschlichen Bereichen. Die Lebensoptimierung als ewiges Ziel ist deutlich erkennbar.

Die Lebensoptimierung derer, die sich in entsprechenden Kreisen bewegen, geht einher mit einem Ausprobieren von chemischen Substanzen und verbesserter Medizin, was wiederum dem Fortschritt dient. Es wird getanzt und gefeiert und das Leben genossen, wenn möglich. Gleichzeitig wird gearbeitet, gebaut, konstruiert und gelitten. Überall, auf allen Ebenen spielt man mit Möglichkeiten und Resonanz…

Die goldenen Jahre hat man in der Ausstellung „1920er! Im Kaleidoskop der Moderne“ genau so inszeniert, wie sie in der Geschichtsschreibung dargestellt und von der Filmindustrie inszeniert sind.

Die Gerüstkonstruktionen der Stellwände sind offen gehalten zum Hinein- und Durchschauen ins System und bei Fritz Lang darf man das Körperscanning beobachten, während auf der Wand dahinter das Spiel mit der „Mode“ getrieben wird.

MODE!

Der Kopf eines jungen Mannes, androgyne Gestalten, der Bubikopf, Damen, die schon damals dem typischen Rollenbild der Frau zu entkommen versuchen, Kurzhaarschnitte und der Helm, der den Kopf schützt,… im Rausch der Geschwindigkeit, beim Fahren im liebsten Kind des Menschen, dem Automobil, oder beim Fliegen derer in der Upper Class, bzw. der Piloten der Armeen…

Die Zwanziger zeigen die Visionen von Einst! Und die mit den immer aktuellsten Möglichkeiten erschaffenen Realitäten, die so manchen gut Betuchten besser aussehen lassen.

Film und Fernsehen auf dem Vormarsch, Licht und Lichtbrechung immer weiter optimierend, Spiegelreflektiert und Kantengebrochen, auf Metallplatten entwickelt, später auf transparenten Medien fixiert,…die Welt im Umbruch und die Börsen im Aufwind. - Vorerst. – Alle Zeichen stehen auf Erfolg. Denkt man. Die Welt so simpel und durchschaubar. So scheint es.

Elektromagnetische Leitfähigkeit von Materialien weiter erforschend und durchtestend, neue Ideen simulierend… - das permanente Spiel mit physikalischen, chemischen und biologischen Möglichkeiten führt zur Ausbeutung der Erde und schlussendlich zu ungeahnten Szenarien, mit deren Altlasten man noch heute zu kämpfen hat.

Die Listen und Tabellen von damals sind längst digitalisiert, Parameter von Atomen und Elementarteilchen bekannt und Materie hat ihren mystischen Zauber weitestgehend verloren. Von den Eigenschaften der Moleküle und Ketten weiß inzwischen fast jeder, und dass am Ende alles mit allem vernetzt zusammenhängt ist keine ungewöhnliche Erkenntnis mehr.

Die Bedeutung des Menschen wird gleichzeitig kleiner und größer. Das Quantum Trost gewinnt an Bedeutung.

Und während auf der einen Seite gefeiert wird, muss an anderer Stelle gearbeitet werden. An der Front des sozialistischen Aufbaus versuchte man das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten und die Konstruktionen entsprechend zu planen. Es wird hoch gebaut und an den Wolken gekratzt. Das Individuum wird auf engstem Raum kontrollierbar durchnummeriert. Ganz oben nur die, die sich den Weitblick leisten können.

Technik und Elektrifizierung machen plötzlich alles möglich.

Vom Pater Noster zur ausgereiften Fahrstuhlkonstruktion wird immer weiter optimiert und noch höher gedacht und geplant. Inzwischen, also Heute, weiß man, ist man bei einer Höhe von 830m (Burj Kalifa) noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen. China baut schon höher. Und im Kino bekommt man die Impulse fürs Mitdenken.

Die Entwicklungen in der Kreativwirtschaft bringen Kurioses hervor. Namen, wie Oskar Schlemmer, der Kostüme abstrahiert, so dass sie anmuten wie Planeten und Weltraummodelle, George Grosz, der Herrenszenen satirisch verunglimpft und die Großkopferten damit in Frage stellt, fallen, Art déco, Bauhaus und russische Avantgarde genießen internationalen Ruf und der Surrealismus etabliert sich. Die Kunstwelt bringt Revolutionäre hervor, denen es vielerorts geistig zu eng ist und die sich in Paris in Cafés, Bars und Jazz-Clubs treffen und vorausdenken. Es wird provoziert und die Stummfilmzeit geht über in die Zeit der sprechenden Bilder. Hollywood blüht auf.

Die Zeit der bewegten Bilder verändert die gesamte Welt.

Das Kino etabliert sich und es wird Meinung auf neuem Weg „gemacht“. Menschen werden mehr und mehr politisch indoktriniert und können sich Anreize für Veränderungen im eigenen Leben holen. Die Filmstudios Babelsberg, die UFA und Hollywood verändern die Gesellschaften und Menschen so nachhaltig, dass heute kaum noch vorstellbar ist, ohne Medien leben zu können. Namen wie Asta Nielsen, Charlie Chaplin, Buster Keaton, Marlene Dietrich, Laurel und Hardy sind bis heute im Gedächtnis aller, die sich mit Film über den alltäglichen Konsum hinaus beschäftigen. Die Medien beginnen unsterblich zu machen. Die Kreativwirtschaft findet mit Bewegtbildern und Film eine Möglichkeit der Kommunikation, in der Informationen übermittelt werden können. Informationen, die systemrelevant sind und auch für so genannte bildungsferne Schichten von essentieller Bedeutung.

Mehr und mehr wird Bildung auf medialem Weg übermittelt. Die Möglichkeiten in der Technik werden immer ausgereifter. Mit der ersten Klappe zum Tonfilm wird eine Propaganda-Maschinerie in Gang gesetzt, von der man heute weiß, wohin sie führt. Der erste Schritt zur breiten Volksbildung ist gemacht. Kein Wunder, dass die Vordenker tanzen und feiern und das Paradies greifbar vor Augen ist.

Gleichzeitig zur Beschleunigung des Fortschritts kollabiert die Weltwirtschaft. Die politischen Themen und Grenzfragen halten die Systeme fragil und mit den Möglichkeiten zur Propaganda werden die Massen mobilisiert.

Die 1920er sind ein kurzes Aufbäumen nach einem Krieg, voller Hoffnung auf einen lange währenden Frieden, gleichzeitig sind sie Auftakt in eine vollkommen neue Ära.

Das Zeitalter des Films verändert alles. Die Wahrnehmung verändert sich, die Auffassungsabe, die Verarbeitungs-Geschwindigkeit von Information, die Art der Informationsverbreitung und das Kommunikationsverhalten.

Die „1920er – Kaleidoskop der Moderne“ ist eine Ausstellung mit Relevanz für die ersten 20er dieses Jahrtausends, einer vielleicht wieder neuen Ära, weil sich Moderne stets weiterentwickelt. Die Zwanziger heute sind smart und mobil und das Bewegen in einer global vernetzten Welt ist nicht mehr nur Wenigen vorbehalten. Selbst wenn das Reisen aus finanziellen Gründen nicht für Jedermann gleichermaßen erschwinglich ist, steht man heute an dem Punkt, dass, wie es ein Fritz Lang schon vor hundert Jahren visionär verfilmt hat, 3D-gescannte Objekte auch 3D-gedruckt reproduziert werden können. Das UNESCO Welterbe Filmdokument zeigt, dass weit vorausgedachte Utopien Wirklichkeit werden können und geben vielleicht auch einen warnenden Hinweis darauf, dass man sehr vorsichtig mit Utopien und voreiligen Umbrüchen umgehen sollte.

Die digitale Transformation ist in vollem Gange und mit dem Rückblick auf die Zwanziger vor hundert Jahren darf man gespannt sein, wie die Zwanziger in hundert Jahren aussehen werden. Aber das werden eventuell nur die erleben, die gerade erst geboren wurden. - Die Visionen für die Zukunft der organischen Ressourcen zu erdenken ist die Aufgabe der Gegenwart. Etwas weniger Horror und Gewalt dabei wären vielleicht wünschenswert. Im Zeitalter der Bewegtbild-Medien in der vierten Generation.

Die Ausstellung „1920er! Im Kaleidoskop der Moderne“…eine echte Empfehlung für alle, die in Hunderter-Schritten denken und schon heute hundert Jahre nach vorne blicken !

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