Anja Ziegler, SOLWODI und das Frauenmuseum Bonn
Das menschliche Druckwerk gerät irgendwann in Schieflage. Die Lettern haben eine nanometrische Abweichung, die sich über die Fläche potenziert. Irgendwann wird eine Neigung erkannt und korrigiert und es entsteht ein Riss. Ein Spalt. Ein zweiter Block wird, in vielleicht kontemplativer Versenkung, angefertigt. Ein dritter, großer Block, füllt die Fläche des Papiers schließlich ganz aus. Das Werk wirkt vollendet. Mit Rissen, Unebenheiten und Korrekturen, einzigartig imperfekt perfekt. Drei Buchstaben, die eine ganze Welt bedeuten. Auf diesem Blatt Papier. Von Menschenhand gedruckte Verschriftlichung der drei Buchstaben, die das Wesen der Selbstwahrnehmung des menschlichen Seins ausmachen.
Der Spirit der Künstler erhebt die Stimme für die Frauen dieser Welt. In Bewunderung, Achtung, aber auch Mitleid, oder Entsetzen. Der ohnmächtige Versuch zu verarbeiten, wofür es keine Worte gibt.
Elena Schmidt zeigt Sankofa – Grace, die Schönheit von Afrikas Frauen mit einem Glanz in den dunklen Augen, der jeden in die Tiefe ziehen könnte.
Stéphanie Uhres „Shadows“ sind eine Hommage die zarte, sehnsuchtsvolle Weiblichkeit, die breite Schatten werfen kann.
Bei Gabrielle Hattesen denkt man an linear dargestellte Wellenberge und die Fragilität eines Kindes, das dem Netz schutzlos ausgeliefert ist.
Franziska Hofmann dokumentiert mit „Fariba“ die Flüchtlingsbewegungen,
Die smarte Welt ist eine Welt voller Bilder. Das KANN ein Problem sein.
Bilder schüren Fantasien. Sind aber auch Inspiration und fördern Bildung, weil Unverständliches verstanden werden kann.
Die Frage nach der SCHAM ist das größte Thema in dieser neuen, digitalen, smarten Zeit. Scham hat bei allem technischen Fortschritt, neuen Technologien und vernetzten Einsätzen keine Überlebenschance!
Schutz ist die größte Herausforderung dieser neuen Zeit. Kinder als Leidtragende müssen vor allen geschützt werden. Noch bevor sie in die Mühlen derer geraten, die sie vorbereiten wollen. Online. Digital. Meist beginnend mit harmlosen Spielen. - Familien allein können den Schutz in der neuen Zeit nicht mehr gewährleisten.
Alle Positionen haben ihre Berechtigung und sind zu bedenken. Mit Respekt aufeinander zuzugehen lernt man im Frauenmuseum. 8 Mrd. Menschen stehen für Vielfalt. Für unterschiedlichste Wünsche und Lebensentwürfe. Ein Diktat der Lebensweise ist auszuklammern, aber es muss auch gewährleistet werden können, dass niemand zu einer Form hin erzogen wird, in der er sich als schutzloses Opfer ausliefern muss.
Allen, die ihre Familien schützen wollen, sowohl in Glaubensgemeinschaften, als auch in freien, offenen Gemeinschaften und Gruppen, sollte Schutz von höchsten Ebenen zugestanden werden. Dass Kinder Schutz brauchen ist unverhandelbar und sollte nicht durch falsch verstandene Bewegungen vergessen werden. Frauen kämpfen nicht nur für Frauen, sie kämpfen durchaus auch für Männer. Viele Männer haben nicht die Möglichkeit ihre Stimme zu erheben, dann können Frauen über ihren Weg auch ihnen eine Stimme geben.
Vielleicht ist es Sorge, vielleicht Angst, die Schutzbedürftigen zu verlieren, aber der goldene Käfig ist keine Lösung und Frauen, die auf die Straße gehen und das laut äußern, müssen wahrgenommen werden. Das Frauenmuseum zeigt Positionen Solcher Frauen, wie unter anderem Yoko Ono. Positionen sowohl der lauten, als auch der leisen Systemkritiker. Es sind Positionen der Mutigen, die Missstände aufdecken und die Suche nach Tätern fordern!
Im Frauenmuseum Bonn bekommen immer wieder Künstlerinnen Raum sich auszudrücken, ihre Positionen darzustellen und zu zeigen, dass man auch über Kunst wachrütteln kann. Das Museum zeigt Welten, mit denen viele nie in Berührung kommen werden und gibt Ideen und Gedankenansätze zur Toleranz mit auf den Weg, welche die Welt ein wenig besser machen können.