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Anja Ziegler, SOLWODI und das Frauenmuseum Bonn

SOLIDARITÄT IST (K?)EINE FRAGE DES GESCHLECHTS! – FOTOGRAFIE, MENSCHENHANDEL, FLUCHT

Anja Ziegler, SOLWODI und das Frauenmuseum

Solidarity with women in distress – Solidarität mit Frauen in Not

Die Fußabdrücke tragen Namen und führen die Treppe hinauf nach oben.

Hin zum Garten, der das Schlimmste nach dem trockenen Sommer überstanden hat und mit sanftem Grün auf den Regen antwortet, der endlich wieder fällt.

Oben angekommen findet man sich in einer Ausstellung, die neben Kunst die Arbeit einer Organisation vorstellt, die sich der Hilfe für Frauen verschrieben hat: SOLWODI.

Was mit der Hilfe für Frauen begann, die Opfer durch Prostitution und Sextourismus geworden sind, ist inzwischen ausgeweitet auf Hilfe für Flüchtlingsfrauen und Kinder, wie auch Frauen, die Opfer von Menschenhandel wurden, zum Zweck der sexuellen Ausbeutung.

Begleitend zu der Arbeit der Organisation, und zur Vorstellung einzelner Biografien, die wachrütteln, stellen wunderbare Künstlerinnen faszinierende bildende-künstlerische Positionen aus.

Darunter Marianna Gostner, die mit ihrer „ICH-Etüde Nr. 15 Fünftausendachthunderteinunddreißig mal ICH“ auf Papier das EGO der Zeit überlässt.

Wieviel Zeit kostet es eine Gleichförmigkeit zu erschaffen, wie ein menschlicher Drucker, der ein Blatt Papier, besonderes Papier, wie Japanpapier, oder koreanisches Hanji, aus Maulbeerbaumrinde, mit dem immer wieder selben ICH befüllt, so dass am Ende das entstehende Bild aus Entfernung wirkt wie Papyrus…

Erst das genauere Hinsehen deckt den Irrtum auf.

Vielleicht, aber nur vielleicht, kann man bei genauem Hinschauen mit etwas Abstand ein Gesicht erkennen. Für einen winzigen Moment splittert ein Gedanke zum Turiner Grabtuch, aber das ist vielleicht wieder nur eine Fehlverknüpfung im Gehirn, ein Zusammenwerfen von unterschiedlichen Informationsbruchstücken aus abermillionen von Bildern im Kopf.

Das menschliche Druckwerk gerät irgendwann in Schieflage. Die Lettern haben eine nanometrische Abweichung, die sich über die Fläche potenziert. Irgendwann wird eine Neigung erkannt und korrigiert und es entsteht ein Riss. Ein Spalt. Ein zweiter Block wird, in vielleicht kontemplativer Versenkung, angefertigt. Ein dritter, großer Block, füllt die Fläche des Papiers schließlich ganz aus. Das Werk wirkt vollendet. Mit Rissen, Unebenheiten und Korrekturen, einzigartig imperfekt perfekt. Drei Buchstaben, die eine ganze Welt bedeuten. Auf diesem Blatt Papier. Von Menschenhand gedruckte Verschriftlichung der drei Buchstaben, die das Wesen der Selbstwahrnehmung des menschlichen Seins ausmachen.

Anja Ziegler gibt mit „The proud fisherwoman“, der Vietnamesin Mai eine Stimme, die stolz ihren Fang präsentiert. Eine Frau, wie ein Denkmal für Mut. Für den den Mut, den Frauen aufbringen müssen, dem Leben die Stirn zu bieten, in einer Welt, in der die Schwachen immer der Gefahr der Ausbeutung ausgesetzt sind. In einer Welt des Geldes, das Macht verleiht. Macht, die immer auch missbraucht werden kann.

Vielleicht steht Mai, so der Name der Vietnamesin, um die es sich auf dem Bild handelt, auch als Patin für die Bedeutung der Ozeane´und ihrer Artenvielfalt und für ein Innehalten, um uns bewusst zu machen, wie fragil diese Welt ist. Der Fisch, hat es verdient, dass man ihm besondere Aufmerksamkeit widmet, schließlich lässt er sein Leben für einen anderen Organismus. Bubbles, Netze, Schraffuren, auch der Hintergrund in Anja Zieglers Werk verdient Beachtung.

„Plastik!“ kommt es in den Sinn. Verpackungsnetze, Netze, … Bubbles, Entgasung, Sprudelndes … wer etwas entdecken will, entdeckt! - Entdeckt im zarten Pastell und liest in der eigenen Fantasie, angestoßen durch die Fantasie eines anderen, der Künstlerin Anja Ziegler, mit deren Spirit man in diesem Moment eine Verbindung eingeht.

Der Spirit der Künstler erhebt die Stimme für die Frauen dieser Welt. In Bewunderung, Achtung, aber auch Mitleid, oder Entsetzen. Der ohnmächtige Versuch zu verarbeiten, wofür es keine Worte gibt.

Elena Schmidt zeigt Sankofa – Grace, die Schönheit von Afrikas Frauen mit einem Glanz in den dunklen Augen, der jeden in die Tiefe ziehen könnte.

Stéphanie Uhres „Shadows“ sind eine Hommage die zarte, sehnsuchtsvolle Weiblichkeit, die breite Schatten werfen kann.

Bei Gabrielle Hattesen denkt man an linear dargestellte Wellenberge und die Fragilität eines Kindes, das dem Netz schutzlos ausgeliefert ist.

Franziska Hofmann dokumentiert mit „Fariba“ die Flüchtlingsbewegungen,

Gabriele Irle zeigt „Gods Eyes“ auf Claras Rücken und macht klar wie Demütigung aussehen kann,

dagegen stickt Judith Siedersberger die Würde des Menschen in weißes Tuch und

Gaby Kutz erinnert an die Verzweiflung der Flüchtlinge, die sich 2015 auf den Weg gemacht haben, weil ein Willkommen dazu einlud.

Ingrid Freiholds „Ich bin“ dokumentiert, warum trotz aller Schändung, Not und Demütigung trotzdem weiter gelebt wird, jeden Tag: Esma, für die Ingrid Freihold die Farben Rot – Blau – Schwarz auf weißem Grund erhebt, hat vier Kinder. Für die lohnt es sich zu leben, in der Hoffnung, dass sie es eines Tages besser haben werden.

Der Schutz von Frauen steht im Vordergrund. Im Frauenmuseum. Wertschätzung ihrer Leistungen und ein Aufrütteln und Hinschauen wird gefordert. Die Förderung der Ausstellung durch das GIZ (Die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zeigt die Relevanz

von SOLWODI. In den Informationen liest man über die wirklich ernstzunehmenden Probleme in der Welt und wird einmal mehr an die eigene Funktion in einem System erinnert. Augen und Ohren zu verschließen darf nicht zur Regel werden. Alle, die sich angesprochen fühlen sind eingeladen, ihren Beitrag zu leisten, um gegen Menschenhandel vorzugehen, die Not von Opfern zu lindern und Schwache zu unterstützen.

„…Durch das Prostitutionsgesetz 2002 wurde Deutschland für Zuhälter attraktiv. Auch für Menschenhändler als Zielland,…“ so steht es in der Informationsbroschüre von SOLWODI. Das Bundesweite Rückkehr- und Reintegrationsprogramm zur beruflichen und sozialen Wiedereingliederung von Frauen in Entwicklungsländern, sowie in mittel- und osteuropäischen Staaten, wird sehr anschaulich präsentiert und es zeigt sich, dass die Symbiose Kunst und Solidarität, in Form von Unterstützung gemeinnütziger Vereinigungen im Frauenmuseum, ein gelungener Beitrag ist zum Kulturbetrieb nach dem Neustart Kultur. Auch in politischer Funktion, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Missstände, nicht nur weltweit.

Die Vorstellung von SOLWODI ist ein mutmachendes Element für eine bessere Zukunft, in jedem Fall aber ein positiver Beitrag auf dem Pfad des Friedens, einem langen Weg zur Freiheit.

Mit einem wichtigen Sprachrohr für alle, die nicht still sein wollen, oder können: KUNST!

Welt im Umbruch! - Frauenmuseum Bonn – man hört und liest und staunt … aber denkt man auch?

Hatte man gerade erst gedacht, dass Gleichheit nicht nur eine Idee ist, sondern Wirklichkeit wird, hört und liest man wieder von der Unterdrückung der Frauen in der Welt.

Aber Frauen stehen auf für Selbstbestimmung und Rechte. IHRE Rechte. Wollen sich nicht hinter ihrem Herd verstecken. Wollen nicht nur Brutkästen und Hausversorger sein, sondern selbstbestimmt und mitbestimmend leben.

Man liest oder hört über Frauen, die aufgrund nicht eingehaltener Dresscodes zum Opfer werden. Unterdrückung ist lange nicht vorbei. Wenn die smarten Möglichkeiten dann unterbunden werden, nimmt man den Schwachen ihre Stimme. Wenn die Netze reguliert, oder gar abgeschaltet werden, die Möglichkeiten sich zu offenbaren unterbunden werden, fällt die Welt zurück ins Mittelalter.

Die smarte Welt ist eine Welt voller Bilder. Das KANN ein Problem sein.

Bilder schüren Fantasien. Sind aber auch Inspiration und fördern Bildung, weil Unverständliches verstanden werden kann.

Die Frage nach der SCHAM ist das größte Thema in dieser neuen, digitalen, smarten Zeit. Scham hat bei allem technischen Fortschritt, neuen Technologien und vernetzten Einsätzen keine Überlebenschance!

Das werden viele in traditionellen Denkmustern Verhaftende nicht gern hören, aber der Wandel ist nicht aufzuhalten. Das Netz ist voller visueller Offenbarungen, die Gedankenmühlen in Gang setzen und in Fantasiewelten entführen, die je nach eingeschlagenem Kurs in Paradieswelten, aber auch finsterste Abgründe steuern können.

Die Bilderfluten feuern den Kurs weiter an und das Fieber in der Welt steigt.

Vielleicht denkt man, der Geschlechterkampf wäre längst ausgekämpft, aber dann hört und liest man wieder über Krieg, Folter und Vergewaltigung. Frauen und Kinder (auch Männer) können als Kriegsmittel über gefundenes Bild- oder Videomaterial verkauft werden.

Schutz ist die größte Herausforderung dieser neuen Zeit. Kinder als Leidtragende müssen vor allen geschützt werden. Noch bevor sie in die Mühlen derer geraten, die sie vorbereiten wollen. Online. Digital. Meist beginnend mit harmlosen Spielen. - Familien allein können den Schutz in der neuen Zeit nicht mehr gewährleisten.

Gerade im Hinblick auf die Herausforderung „Schutz“ muss man gerechterweise auch denen zuhören, die über harte Methoden sprechen. Der Dialog ist wichtiger denn je.

Interreligös – interkulturell – multilateral.

Die UN spricht auf der 77. Generalversammlung vom „Watershed Moment". Nationales Denken ist ein Auslaufmodell. Darüber muss gesprochen werden. Auch gestritten. Vielleicht wird es ein lauter Dialog, eine neue Streitkultur, aber Schweigen ist unangebracht.

Frauen gegen Männer in den Ring zu schicken wäre ungerecht. Die körperliche Unterlegenheit ist Fakt. Aber gibt es andere Möglichkeiten?

Die Videoüberwachung im öffentlichen Raum lässt verständlich werden, warum in der islamischen Welt die Verhüllung nicht nur Tradition, sondern auch als Lösung angesehen wird. Vielleicht stellt man sich für einen Moment den „worst case“ im eigenen Lebensraum vor, dann beginnt man vielleicht zu begreifen.

Sich daran zu gewöhnen, dass die Verhüllung eine Position ist, sollte nicht verurteilt werden. Spätestens seit COVID 19 weiß man, was es bedeutet Masken tragen zu müssen. Das Vorverurteilen sollte weniger geworden sein, das Verständnis füreinander größer. Gleichermaßen, sollte denen, die eben offen und frei leben wollen zugestanden werden, das zu tun, ohne ihnen einen Freibrief zu attestieren, dass sie „zu haben“ sind.

Alle Positionen haben ihre Berechtigung und sind zu bedenken. Mit Respekt aufeinander zuzugehen lernt man im Frauenmuseum. 8 Mrd. Menschen stehen für Vielfalt. Für unterschiedlichste Wünsche und Lebensentwürfe. Ein Diktat der Lebensweise ist auszuklammern, aber es muss auch gewährleistet werden können, dass niemand zu einer Form hin erzogen wird, in der er sich als schutzloses Opfer ausliefern muss.

Allen, die ihre Familien schützen wollen, sowohl in Glaubensgemeinschaften, als auch in freien, offenen Gemeinschaften und Gruppen, sollte Schutz von höchsten Ebenen zugestanden werden. Dass Kinder Schutz brauchen ist unverhandelbar und sollte nicht durch falsch verstandene Bewegungen vergessen werden. Frauen kämpfen nicht nur für Frauen, sie kämpfen durchaus auch für Männer. Viele Männer haben nicht die Möglichkeit ihre Stimme zu erheben, dann können Frauen über ihren Weg auch ihnen eine Stimme geben.

Immer wieder sind es mehrere Seiten, die zu betrachten sind.

Wenn in Systemen, die sehr stark reglementiert sind und in denen die Handlungsfähigkeit der Bürger stark eingeschränkt ist, oder Mensch unter Beobachtung steht, vielleicht aus einer Tradition heraus, die ursprünglich vielleicht dem Schutz diente, wenn in solchen Systemen Frauen auf die Straße gehen, wenn sie sich öffentlich die Haare abschneiden und "schamlos" präsentieren, um wachzurütteln, sich der Gefahr des Angriffs aussetzen, dann kann der Wert nicht hoch genug beziffert werden, und diese Frauen sind zu bewundern und zu schützen.

Vielleicht ist es Sorge, vielleicht Angst, die Schutzbedürftigen zu verlieren, aber der goldene Käfig ist keine Lösung und Frauen, die auf die Straße gehen und das laut äußern, müssen wahrgenommen werden. Das Frauenmuseum zeigt Positionen Solcher Frauen, wie unter anderem Yoko Ono. Positionen sowohl der lauten, als auch der leisen Systemkritiker. Es sind Positionen der Mutigen, die Missstände aufdecken und die Suche nach Tätern fordern!

Im Frauenmuseum Bonn bekommen immer wieder Künstlerinnen Raum sich auszudrücken, ihre Positionen darzustellen und zu zeigen, dass man auch über Kunst wachrütteln kann. Das Museum zeigt Welten, mit denen viele nie in Berührung kommen werden und gibt Ideen und Gedankenansätze zur Toleranz mit auf den Weg, welche die Welt ein wenig besser machen können.

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