Die Flut - Frauenmuseum Bonn
DIE FLUT
Und dann kam die Stille. Erst war die Flut, dann der Wahlkampf, Politik mittendrin, und jetzt die Stille. Gerade einmal drei Monate her, und es scheint schon wieder vergessen, dass man eigentlich ein empathischer, solidarischer Mensch ist. Die alte Regierung verabschiedet, die neue fast gefunden, neue Aufgaben sind alte Aufgaben oder alte Aufgaben sind neue Aufgaben, ganz wie man es nimmt, und was geblieben ist sind Bilder im Kopf. Bilder, die aktuell untermauert werden von einer Ausstellung im Frauenmuseum Bonn. Die Flut – Künstlerinnen im Katastrophengebiet Eine Ausstellung über Gebliebenes, Verflossenes, Künstlerrelikte und Berichterstattung über die Flutkatastrophe im Ahrtal. Vom 9. September bis 31. Oktober im Frauenmuseum Bonn.
DANACH ist WOVOR?
Die Ausstellung steht schon eine ganze Weile und ist fast schon wieder vorbei. Den Newsletter nicht abonniert, aufgrund der Überflutungsängste an digitaler Information, (ein kurzes Lächeln Richtung Fernost, wo die koreanische Künstlerin Won Seoung Won mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist, und ihr Werk der digitalen Flut für immer unauslöschlich irgendwo auf meiner organischen Festplatte gespeichert ist), stolpere ich eher zufällig über die Informationen zur Ausstellung im Netz. Das Thema zieht an. Die Zeit rast. Das Zeitfenster ist lang genug, um die Kunst wirken zu lassen.
Wenn alles einfach entsorgt werden kann, eben weil es entsorgt werden muss, was versucht man verzweifelt zu retten? Was versucht man im Hinblick auf die Zeit des Neuanfangs hin zu reparieren, zu säubern oder zu restaurieren? Oder fängt man ganz bei Null an?
Die Energie in den Räumen des Frauenmuseums ist besonders. Eine Videodokumentation über die Flut hallt leise durch die Atmosphäre und man wird berührt. Neben der Verarbeitung der Katastrophe haben die Künstlerinnen auch eigene Werke ausgestellt, die von besonderer emotionaler Strahlkraft sind.
Ein Spaziergang durch eine Ausstellung, welche solche Fragen hervorbringt beweist, dass Kulturarbeit bildend und bewusstseinserweiternd ist.
Die Impressionen der Ausstellung bewegen zu weit reichenden Gedanken.
Den Arbeiten von Frauen, die sich Gedanken über den internationalen Wert der Weiblichkeit machen, ist besonderer Respekt geschuldet, denn sie bearbeiten Themen, an die sich nicht jeder gern heranwagt. Fragen, die unbequem sind, werden malerisch gestellt und man darf die eigene Position überdenken. In die Ratlosigkeit hinein, welche die Flutkatastrophe hinterlassen hat, darf man hoffen, dass nicht allzu schnell vergessen wird.