Julian Charrières „Controlled Burn“
Seit Mensch das Feuer bändigte…
Julian Charrières „Controlled Burn“ in der Langen Foundation
„Mining the Sky“ „And beneath it all flows liquid fire“ (Geschmolzenes Gestein). Und der Mensch zapft den Planeten an, bohrt Löcher hinein, wie in einen Käse, „porodiert“ ihn, wie einen Schwamm, der sich flüssigkeitsgesättigt vielleicht wieder im Gleichgewicht befindet, bis man ihn unter Strom setzt. Die Rahmenbedingungen verändert. Unter Druck werden die Fluide ausgepresst, unter Temperaturveränderung ziehen sich die Komponenten zusammen, oder dehnen sich aus, je nachdem… die Gase beginnen zu entweichen, und so weiter und so fort. Julian Charrière bringt Mensch / Betrachter zum Grübeln. Zum Staunen. Mensch, der sich tagtäglich ablenkt mit unterhaltsam lustigen Bildern und Videos, mit Rhythmus und Musik, der beginnt zu schwingen mit der umgebenden Lautheit. Sich synchronisiert mit der Umgebung. Mit den Herzen um sich. Mit den Energien um sich. Und Charrière spielt mit den Möglichkeiten.
Die Künstlerin Lonneke Gordijn mit Ralf Nauta und dem „Studio DRIFT“ hatten es an anderer Stelle erwähnt:
„Wir haben die Verbindung zur Natur verloren.“
Julian Charrière zeigt einen Weg sie wieder herzustellen. Meditativ. Durch das Eintauchen in erdgeschichtliche Momentaufnahmen. Das Erfahren von Erdgeschichte. Einer Geschichte des Brennens. Mal kalt. Mal heiß.
Der koreanischen Künstlerin Won Seung Wons neueste Serie vom „Freezing Point of all“, mit der ARARIO gallery auf der Art Fair Singapore 2023 ausgestellt, zeigt, was AUCH sein könnte. Und Charrières Arbeit lädt ein zum ungeliebten Querdenken, dass alles so, oder auch so sein könnte. Und man hört Michael Endes alte Schildkröte Morla müde gähnen „Wir wissen es nicht“.
An anderer Stelle, nicht in dieser Ausstellung, hat Julian Charrière Bohrkerne aufgereiht. - Steinkerne. Auch im Eis wird gebohrt. Und all die Bohrkerne überliefern Erdgeschichte. Und gleichzeitig stören sie das Gleichgewicht.
In seiner Videoarbeit „Controlled Burn“ (2022) spielt Charrière mit der Idee der Rückkehr zu Energiequellen via „Implosion“. Man muss an Bettina Pousttchi „The Curve“ denken, wie den Wendepunkt einer Parabel und verfolgt die rückwärtslaufenden Explosionsprozesse in einer Landschaft der Industriekultur mit ihren stählernen Kolossen, als wäre man selbst ein Insekt, oder ein flugfähiges Wesen, das mitten drin ist im Auge des Sturms. Dem „Spektakel“.