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Licht und Transparenz in der Bonner Münsterbasilika

Kunst und Kirche … Manchmal vergisst man.

Jahrhunderte lang hat Kirche Künstler beauftragt die Botschaften der Heiligen Schrift in Szene zu setzen, und was an Altaren, in Bildern, Skulpturen, Fenstern, oder an der Kanzel zu bewundern und zu bestaunen ist, lässt so manchen Kirchenbesucher zeitlebens nicht mehr los.

So wird es wahrscheinlich auch den Besuchern der Bonner Münsterbasilika ergehen, wenn sie aktuell den Sakralbau betreten, in dem vor allem Anthony Craggs Werke wie ein Stilbruch mit der sakralen Kunst wirken und sich doch symbolisch einfügen und einen magischen Moment heraufbeschwören.

WER ist Anthony Cragg?

Man lernt bei Wikipedia, dass er Sohn eines Luftfahrtingenieurs ist und bisweilen in einem Labor der Gummiindustrie gearbeitet hat. Und dann kam die Kunst. Über Tony Cragg ließe sich viel erzählen. Seinen Werdegang, seine früheren Werke und die Internationale Anerkennung, aber jedes Wort ist zu viel und alle Abbildungen können nicht das Gefühl vermitteln, das man spürt, wenn man vor seinen Werken steht. Mean Average ist das Werk, über das man vielleicht als erstes gestolpert ist, wenn man mit offenen Augen durch die Bonner Innenstadt geschlendert ist. 6m hoch, auf dem Remigiusplatz aufgestellt, irgendwie entfernt an Umberto Boccioni erinnernd. Warum? Man weiß es nicht so genau. Boccioni ist anders als Cragg und doch ist es, als würde man eine Seelenverwandtschaft erkennen. – SEELE! – Ein großes Wort. – In den Skulpturen Craggs spürt man sie. Die Seele der Kunst, die Seele des Künstlers, die Kraft zu berühren und zu verzaubern, das, was große Künstler ausmacht. So ist es wenig verwunderlich, dass er seine Skulpturen zur Wiedereröffnung des Bonner Münsters auf dem geweihten Boden vor der imposanten Orgel platzieren darf.

„Against the grain“, gegen den Strich, findet man eine Übersetzung, erinnert man sich und man findet sich vor geschichteten Holztäfelungen zu einer Skulptur umgestaltet, die lebendig wird, die Struktur und Einzigartigkeit aufweist, und, natürlich darf man nicht, aber man würde gern, zum Anfassen verführen möchte. „Schönheit“ ist das Wort, das einem einfällt. Man kann sich in den Skulpturen verlieren und spürt die Energie während des Schaffensprozesses. - Reine Energie. Wie ein göttlicher Funke. Man entdeckt die Kraft der Unendlichkeit und gleichzeitig das Antlitz der ewigen Transformation. Metamorphose. Vergänglichkeit. Und Hoffnung! So wird der Ort des Münsters zu einem Schutzraum für etwas Einzigartiges, das man mit menschlichen Sinnen nicht begreifen kann.

Der 1988 mit dem britischen Turner Preis ausgezeichnete Künstler, Mitglied der Royal Society of Arts seit 1994 und seit 2002 der Berliner Akademie der Künste, löst das Bekannte und Begreifbare, Offensichtliche auf in rätselhafte Formvollendung. Seine Auszeichnungen erheben ihn in einen Stand, der nur wenigen zu Teil wird. Kaum verwunderlich, dass seine Skulpturen mit Gerhard Richters berühmter Kerze für eine Weile denselben Raum teilen dürfen. Wäre man Kind, könnte man sich vorstellen wie die Werke nachts miteinander wispern.

Neben Cragg und Richter sind in der Ausstellung auch Werke von Heinz Mack, Monica Bonvicini und Mariele Neudecker zu bestaunen.

Heinz Macks leuchtende Farben durchbrechen die Düsternis des Langhauses der Basilika und man ist zu gut neudeutsch „geflasht“ vom Zusammenspiel religiöser und moderner Kunst und verfällt einer mystischen Stimmung in dem wiederhallenden Sakralbau.

Mariele Neudeckers Itchingink, ein "Waldaquarium“, wie man es nennen will, ist magisch.

Licht und Transparenz, wie es der Titel der Ausstellung verspricht werden hier einzigartig in Szene gesetzt.

Nebelhaft, schleierhaft, lichtdurchflutet, transzendent, und man wird erinnert an Szenen aus literarischen Meisterwerken wie Marion Zimmer Bradleys „Die Nebel von Avalon“, Michael Endes „Unendliche Geschichte“ mit Atreju in den Sümpfen der Traurigkeit, Tolkiens „Herrn der Ringe“ oder Rowlings „Harry Potter“s innerer Kampf gegen die Finsternis.

Das Werk ist wie die Inszenierung des Sterbens der Natur, der die Hoffnung entgegensteht, die das Licht gibt.

Eine zutiefst berührende Arbeit in Zeiten des Klimawandels mit dem Verlust so vieler Wälder in den vergangenen Jahren.

Monica Bonvicinis Werk, bestehend aus von der Decke hängenden Neonröhren, an deren Ende Gürtelenden hängen, dahinter ein Sarkophag worauf eine Frauengestalt wie schlafend liegt, die Skulptur in Stein gemeißelt, lässt wieder Querverbindungen zu den abertausenden Bildern aus Literatur oder Filmwelt ziehen, aber man glaubt ja zu wissen: Es ist nur Kunst. Wer die Werke der Künstlerin kennt weiß um ihre besondere künstlerische Gabe der Systemkritik. Ihre …“Institutionskritik, so wie Bezüge auf feministische und queere Subkulturen und Bürgerrechts- und andere politische Bewegungen“ (Quelle: Wikipedia), kann man sich gut vorstellen.

Auch Monica Bonvicini inszeniert seit Jahren verstärkt im Hinblick auf Klimawandel und bildet die „Dringlichkeit der Auseinandersetzung mit der Thematik“ (Quelle: Wikipedia) ab. Und um es nicht unerwähnt zu lassen ist da noch das Kunstwerk Sakralbau mit seiner architektonischen und baukünstlerischen Genialität während des Übergangs von Romanik zu Gothik selbst.

Die Kirche als Rückzugsort, als Ort zur Kontemplation, zur Versenkung, inneren Versenkung, in einer Zeit, in der man immer seltener Orte der Stille findet, lädt sie ein zum Beten. Meditieren, so würden es andere nennen. Beten, Meditieren, am Ende ist es nur ein Wort. Eine Vorgangsbeschreibung. Im Kern ist es dieselbe Sache.: Zur Ruhe kommen.

Die Krypta, der Kreuzgang und sein Garten laden ein zum Verweilen und Gedanken treiben lassen. Fliegen lassen. Sich mit dem unendlichen Raum, dem Universum, verbinden und am Ende zu erkennen: Garten heißt Hoffnung. Hoffnung auf die Zukunft. Eine Zukunft voller Frieden. Hoffentlich!

Licht und Transparenz.

Kunst und Kirche setzen gemeinsam die ersten Zeichen!

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