"In Orbit" Im K21 Düsseldorf (STÄNDEHAUS)
Was wäre, würde man die Netze unter einen nicht merklich fühlbaren Strom setzen? Elektromagnetisch. Wie würde es sich anfühlen?
Was könnte man auslösen, wenn man den Strom nicht fließen lassen, sondern pulsen würde, würde das Herz mitspielen? Das Gehirn?
Tomas Saraceno überliefert ein Werk, das, wenn man es so will, hoch-wissenschaftsdienlich ist und Anreize schafft Neues zu erdenken und zu entwickeln. Die Gesetze der Physik zu überdenken und vielleicht neue Ideen zu bekommen.
Wer leicht verführbar ist zum Querdenken bekommt hier Anregungen.
Vielleicht beeinflusst es auch fürs spätere Leben sich Ausnahmeberufe zu wählen, wo unter Extrembedingungen gearbeitet werden muss. In Netzen zu laufen, Schicht für Schicht, in schwindelerregender Höhe, nur gebremst von den Bubbles, den Luftblasen, die behindern. Man wird zum winzigen Teilchen in der Luft, umgeben von Aerosolen, oder auf Wassertropfen treffend, bzw. Moleküle. Und man treibt. Ohne Einfluss darauf zu haben wohin. Die Rahmenbedingungen gibt das Umgebende vor. Die Frage mit der man schließlich nach Hause gehen wird, ist: In wieweit ist all das steuerbar? Und wenn gesteuert, dann kontrollierbar. Fragen, mit denen man sich in Luft- und Raumfahrt tagtäglich auseinandersetzt, und in Erlebnisparks und Museen, wie unter anderem dem K21 darf man für einen kurzen Moment einmal selbst forschen und visionär träumen. Und Eintauchen in den Sternenstaub rund um Globus um sich treiben zu lassen in den vektoriellen Beschleunigungen und Verwirbelungen.
Vielleicht kann man sich auch einfach nur besser vorstellen, wie die Vorgänge in den Netzwerken der Welt vor sich gehen. Wenn einer (Mensch, RoBot) in einem Netz liegt (Ruhemodus) und es kommt ein Anderer (Mensch, Robot, Tier, Materie), quasi ein Impuls (Startbefehl), der zu schnell ist, der über das Netz läuft, oder springt, das ganze Netz in Bewegung versetzt, so dass es vibriert und der Liegende aus seiner Position geworfen wird. Der Liegende ist von jetzt auf gleich an einer anderen Position. Er ist nicht weg, noch immer da, eben nur an anderer Stelle. Translatiert von einem Anderen (Vielleicht Bot). Ein Dritter (Mensch, Bot) könnte nun dagegen schwingen. Könnte die Bewegungen stabilisieren. Vielleicht.
In Saracenos Orbit wird vielleicht erfahrbar, was in Netzen passiert. Kann vielleicht erste Gedankenansätze bekommen, wie man sich im digitalen Universum zurechtfinden kann. Wie man im entscheidenden Moment Parameter ändern muss, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Die Blasen in den Netzen sind, wenn alles in Bewegung gerät, wie bei einem Erdbeben, dann vielleicht sichere Inseln, die im Netz gehalten werden. Was passiert in den Blasen? Was kann man in den Blasen einfangen? Welche Rolle spielt die Schwerkraft?
Saracenos Orbit ist ein Erfahrungsfeld für die Sinne und definitiv eine Erfahrung wert. Im K21 / Ständehaus in Düsseldorf, wo die Kunstsammlung NRW faszinierende Werke von Künstlern präsentiert, die sich quergedacht mit Netzen, deren Erforschung und deren Weiterentwicklung beschäftigen. Kurz: Sich mit den Zusammenhängen der Welt beschäftigen und sie visualisierbar machen. Um auch die nächsten Generationen zu inspirieren und ihnen auf die Sprünge zu helfen zum Weiterdenken. Das K21 in Düssledorf mit Tomas Saracenos Stahlnetzen „In Orbit“: Auf jeden Fall eine Reise wert.