Thomas Goerger
„Am Anfang war das Foto eines Hochspringers“
Und dann wurde Thomas Goerger entdeckt. Als Jugendlicher. Mit 16, von einem Journalisten, der sein Potential erkannte. - Thomas Goerger ist Kuenstler des Monats September 2022.
Don´t blame me for… “Vertical Pictures” beendet Thomas Goerger einen Satzanfang. Die menschliche Wahrnehmung ist quer. 16:9! Der Ausschnitt, den Mensch mit seinen Augen sieht ist nicht hochkant, sondern quer. Nicht so weit, wie der Blickwinkel einer Eule, doch weit genug, um die Umgebung für die eigene Bewegung gut zu erfassen, damit das Gehirn vorausberechnen kann, was zu tun ist. Quer also, anstatt hoch. Nach oben muss man erst aufschauen. Man hat es nicht im Blick, es sei denn man hebt den Kopf. Aber auch oben kann man neue Perspektiven schaffen. Verbindungen, die so nicht existieren. Man kann neue Ebenen hinzufügen.
Thomas Goerger erklärt im Gespräch, dass seine Fotografien auf geplanten Fototouren entstehen, die er in Lichtabhängigkeit plant. Eine bestimmte Stimmung entsteht zu einer bestimmten Zeit, so geht er los, und sucht seine Erfüllung z.B. in einem Sonnenaufgang an einem besonderen Ort, den er in einer anderen Wahrnehmung vollenden will.
In Winterfeldern zum Beispiel. In denen Schnee die lichte Kulisse ist, vor der fotografisch gemalt wird. In etwa zwölf bis vierzehn Bildern hält er seine Variationen fest. Seine Variationen der Wirklichkeit, wie die dornigen Netzwerke von Brombeeren.
Geäst und Hecken, wie Gitter, wie Gefängnis. - Der Schnee, das Weiße im Hintergrund, vor dem die Dornen klarer hervorstechen als an Nichtwintertagen, bleibt im Nebel, aber er strahlt.
Weitblick und Sehnsucht spielen in die Werke des Fotografen hinein, und man spürt den Wunsch eines kreativen Geistes nicht vergessen zu werden.
Mit bewegter Kamera malt der Fotokünstler! Er erklärt worauf es ankommt und worum es ihm geht, in seinen Arbeiten. Die Art der Bewegung spielt eine Rolle, die Geschwindigkeit. Zufall auch, natürlich. Die Kamera wird zum Instrument, das bespielt werden will. Neue Perspektiven werden eröffnet
Der Welt die Härte nehmen, den zweiten Blick entfesseln, der Realität etwas entgegenhalten, das man nicht sofort erkennen kann. Etwas Vages, etwas Mystisches,… Manchmal sehen wir, und sehen doch nicht, wissen nicht was wir sehen, weil es nichts Konkretes ist. Nichts, was das Gehirn mit irgendetwas abgleichen kann. – Das Sehen selbst ist kompliziert. Und was das Gehirn daraus macht erst recht. Schemen, Strukturen, bizarre Formen, Thomas Goerger spielt mit Zeit, Raum, Licht und Stimmung, … macht sichtbar, was dem Betrachter sonst verborgen bleibt. Die Möglichkeiten der Belichtungszeit in Fotografie und Bildgestaltung werden ausgeschöpft.
Strandsand im Sturmwind, eine Szene am Meer, verblasene Sandteilchen. … Verweht. … Darunterliegendes freiblasend, … Was sieht man, wenn man sieht? - Augen? - Jetzt geht es los mit der Fantasie und das Hirn sucht. Zeeland lll - Der Supercomputer im knöchernen Körperaufsatz , dem Schädel, will eine Erklärung. - Um Biegen und Brechen. - Mit allen Mitteln, die zur Verfügung stehen.
Mensch ist voller Neugier. Das bricht einstweilen das Genick. Aber DAS ist eine andere Geschichte. - Schemen, wie Geisterwesen, Nebelhaftes und Irreales, wie aus einer fantastischen Welt, einer fremden Dimension werden kreiert. Das Kameraspiel setzt eine andere, fremde Wirklichkeit in Szene. Variationen der Realität! Eine Fantasie beflügelnde, andere, bizarre Sicht auf die Welt. - Wahrnehmung durch andere Augen. Und es wird gelernt. Welt neu zu denken. Zu überdenken. Winterfelder mit Dornenvariationen,… Ansichten vom Nichts, leere Samenstände, dürres Geäst, trocken verzweigt, vernetzt, leblos, tot, … Ohne Titel sind dunkle Horizonte im Nebel, oder schwarze Schemen in instabiler Atmosphäre, Senkrechte Linien und Balken, wie Faltenwürfe im, oder vom Nebel, Verdichtungen von Teilchen vielleicht,… vertikal, auch horizontal, auf anderem Medium wiederum dunkle Verdichtungen, wie sich auftuende Öffnungen, oder Zusammenballungen, wie neuronale Clusterbildungen, Geballte Dunkelheit inmitten von Licht, wie Galileos Sonnenflecken, vielleicht eine Idee der Coronalen Massenauswürfe, nur in Schwarz-Weiß.
Thomas Goergers Fotografien sind ein Fest für die Psychologie! Was leistet das Hirn beim Sehen? Variationen von unzähligen Möglichkeiten, wie Wirklichkeit wahrgenommen werden kann, um herauszufinden, ob man eine Definition von Normal oder Unnormal, Real oder Irreal entkräften oder bestätigen kann.
Thomas Goerger hat sich gelöst von der Idee der Abbild-Fotografie. Er möchte etwas hinterlassen, das über die Bilderstürme der Abbild-Fotografien hinaus bleibt. Bilderberge von immer wieder ein und demselben Motiv, das Millionen und Abermillionen ablichten, als Erinnerung. Gegen das Vergessen. Lichtgemälde die man mit ihm in Verbindung bringt, die herausstechen aus der Masse an Fotografien und Content. Etwas, das nicht dem digitalen Vergessen zum Opfer fällt. Und Thomas Goerger beendet einen offenen Satzanfang „Am Ende wird…“
„…hoffentlich irgendwo noch ein Bild von mir hängen!“
Dem ist nichts hinzuzufügen, und wir wünschen ihm, dass es gelingt, mit Lichtgemälden von einmaligen, nicht wiederholbaren, nicht reproduzierbaren Momenten.
Mehr Infos zum Künstler finden Sie auf dem Künstlerportrait von Thomas Goerger!
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