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ART COLOGNE - Kunstmesse Köln vom 17.-20.11.2023

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KEIN FOTO FÜR DIE ZUKUNFT!

Fade

ART Cologne! - 2023 mal anders (wahrgenommen), trotzdem unvergessen!

„Es wird einen Tag geben, an dem ich nicht mehr da bin! An dem man mich nicht mehr fragen kann. Einen Tag, an dem ich euch nicht mehr sagen kann, warum ich manche Fotos NICHT gemacht habe.“

Diesen Satz könnte Helmut Newton gesagt haben. Irgendwann einmal. Oder Karl Lagerfeld. Oder andere Fotografen, die man nicht mehr fragen kann, die aber der Welt ein großes Erbe überlassen haben, das es gilt zu schützen und mit sehr viel Feingefühl und Sorgfalt in die Zukunft zu tragen. Wie auch das Bild- und Videomaterial einer Leni Riefenstahl oder anderer Reporter und Kriegsberichterstatter durch das vergangene Jahrhundert. Menschen, denen man es vielleicht zu verdanken hat, dass heute so manches nicht noch schlimmer ist. Und die Weichen gestellt haben in eine Zeit, in der man so vieles zu bedenken hat. Und der Kunstbuchhändler König wird mit dem ART COLOGNE Preis geehrt, für ein Leben rund ums „Büchermachen“, Kunstbücher und -Kataloge wohlgemerkt, die so manch einem die Tristesse Royale der alltäglichen Notwendigkeiten vertrieben haben. - In Wort und Bild! - Heute lebt man smarter!

Ist damit die große Zeit der Bücher am Ende? Jetzt ist JEDER ein Schreiber, ein Filmemacher, ein Fotograf… und der wortrauschende Bildersturm tobt durch die Atmosphäre! Und noch beim letzten Gedanken entdeckt man schon wieder einen Neuen, und einen Fotografen dazu, der Fotos schießt! - Nur: Von was?

„Hier wird so viel verschenkt.“ hört einer, der mit smartem Endgerät ein Foto machen will, aber wartet, bis der Mensch VOR DEM Objekt aus dem Bild verschwunden ist. Der Fotograf hat es gehört. Ein Satz für sich allein, aus dem Zusammenhang gerissen, und doch im Bewusstsein angelangt.

VERSCHENKT?

Was Fotografen fotografieren, wird in die Zeit getragen. – Ein Foto hat vielleicht eine Aussage, von der man nicht sicher sein kann, welche Kreise sie ziehen könnte… Die politische Weltlage ist angespannt und die Altlasten der Vergangenheit schlummern überall.

Bei Aaron Scheers Werken „SELF-MYTH“ wird erklärt, wie digital aus dem Nichts Neue Bilder entstehen und, dass der Künstler google nach ähnlichen Bildern suchen lässt, deren Name dann zum Titel seiner Werke werden. WORTE! Welche Worte sind geschützt? Welche Titel? Was hat es mit self-myth auf sich? – und wer nach einem Wort sucht, einem Titel,… was wird er finden? Wessen Werk wird in die Zukunft getragen werden? Die Zeit überdauern? In welcher Sprache können Künstler erfolgreich sein? Werden? In welcher Sprache werden sie nicht in der Masse verschwinden? In der Beliebigkeit versinken? Welche Namen werden bleiben? Zu welchen Namen wird man sich an welches Gesicht erinnern?

Der Fotograf, der noch über das „Verschenkte“ nachsinnt, ist namenlos. Vielleicht eine Maschine, wie der stählerne Wolf im Schafspelz bei der Galerie Zilberman, das Einauge, der Zyklop, wie bei Homer.

Das Objekt der Begierde des Fotografen: Ein schwarzes, neben einem weißen Leinwand-Großformat,…

Von wem? - Die Künstler werden es verzeihen, denn sie kennen die Möglichkeiten,… der Name spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle.

Die Werke sind nicht vollkommen.

Berührt, beschädigt,.. durch die transparenten Ebenen davor fotografiert, (Glasebenen? Gehärtete Fluide? Gele? Plasma? Flüssigkristall? Kunststoff? Folien?)… eine Frau mit langen, schwarzen, bläulich seidig glänzenden Haaren,… - aus welchem Land? - Spielt keine Rolle. - Das Gehirn zieht Verbindungen und versucht einzusortieren. - Einzuordnen. - Das Gehirn, nach allen Informationen, mit denen man es zuvor gefüttert hat, würde die Person, weil klein, zart, zerbrechlich wirkend, vielleicht nach weit, weit entfernt von hier verorten,… vielleicht hinter den Horizont in der Richtung in der die Sonne aufgeht,.. aber auch das ist nur eine Frage der Entfernung. - Würde man in der Richtung schauen, in der die Sonne untergeht, müsste man nur weit genug schauen, dann käme man beim annähernden Rund des Globus am gleichen Punkt an. - Der gleichen GPS-Data! - Vielleicht aber war die Person vor dem Schwarz-Weiß-Großformat noch nie dort. … Ohne gefragt zu haben, kann man es nicht wissen. Und würde man fragen, könnte man sich auch nicht sicher sein, ob die Antwort nicht nur eine einstudierte wäre. - Wer weiß das schon? - Alles bleibt immer offen! - Das große Fragezeichen schwebt über allem.

Die Frau, Person,… das Wesen… steht vor dem Schwarz/Weiß-Duett mit dem Smartphone in der Hand. - Das Bild könnte als Schuldzuweisung in die Welt getragen werden. - Eine Aussage, wer die Schuld trägt für so manches, das in Schieflage ist. - Wahrnehmung und Interpretation…. Die Medien sind voll von Bildern und Texten, die vielleicht falsch interpretiert werden und demnach vielleicht falsche religiöse, politische, zwischenmenschliche Entscheidungen hervorrufen. Der Einzelne am Ende der Übertragung, nimmt auf, verarbeitet, bildet sich eine Meinung und trägt in Worten und Bildern in die Welt, wie die Information bei ihm angekommen ist. Trägt verbal in Wort, Bild und Video über soziale Netzwerke in die Welt, was sie bei ihm ausgelöst hat. Und es wird darüber nachgedacht, philosophiert, kommentiert, diskutiert, gewettert und geeifert, gewetteifert,…

Vielleicht wächst politischer Unmut,… Vorurteile über fremde Völker, Rassen und Nationen,… vielleicht genügt dieses eine einzige Bild, das um die Welt gehen könnte, und das auch vielleicht in hunderten von Jahren noch Bedeutung haben wird, das den Weltenbrand verhindern kann. - Oder eben auslösen. - Je nachdem. – Es gibt so manche Bilder, die Geschichte machten. Und es gibt Bücher darüber. Und es wird darüber berichtet. Und es ist wichtig NICHT zu vergessen. „GEGEN DAS VERGESSEN!“

Die Ausstellung im Kölner Rautenstrauch-Joist Museum ist noch im Gedächtnis! - GEGEN DAS VERGESSEN! - Geschichtsvergessen! - Als auch die Benin-Bronzen im Nachbarraum ausgestellt waren. – Kulturelle Aneignung? – Oder Wertschätzung für das Fremde und Faszinierende? - GEGEN DAS VERGESSEN! - Mit der MUSE-Medien-Raumkapsel vor dem Plakat eines syrischen Künstlers - Und dann ist es die Kunst, die darüber nachdenkt: WIE! - Mit allen Mitteln, die zur Verfügung stehen. Nach Jahren des politischen Friedens im Europäischen Raum.

Und dann… eine andere Bedeutung der Worte… GEGEN DAS VERGESSEN… Wie viele Bilder und Worte im Laufe eines Lebens kann ein menschliches Gehirn aufnehmen und verarbeiten? Ohne zu vergessen? – Wie viele Daten können gefahrlos durch Raum und Zeit geschickt werden, ohne dass zerfasert, zersplittert, fragmentiert und zerstört wird? Bei Harlan-Levey stellen sich Emmanuel van der Auwera und Marcin Dudek dieser Frage und das ausgestellte Arrangement lädt ein, sehr weit verzweigt zu durchdenken, was man sieht.

Was gleicht das Gehirn mit welchen schon bekannten Bildern ab und wo führen die neuen Informationen hin?

Die Frau mit dem Smartphone in der Hand. Empfängt sie? Sendet sie? Woher? Wohin? Wie lange braucht das Signal?

Ein Klick dort, ein Klick hier, eine Brücke zwischen den Welten… Vielleicht auch Zeiten… Vielleicht ist es die größte Entscheidung, ein visuelles Geschenk eben nicht anzunehmen. Vielleicht falsch, vielleicht richtig, vielleicht auch ohne jede Bedeutung… aber die Entscheidung wird getroffen. Die Entscheidung ein Foto mit einem attraktiven Menschen eben nicht zu machen. Zum Schutz dessen, der da steht. Damit er zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht zum Spielball eines Systems wird, das politisch relevant ist. - Mit Fotos, die hinausgetragen werden in die sozialen Netzwerke.

Man wird sagen, man könnte ja löschen,… besser mal gemacht, später drüber nachgedacht… die Entscheidung des Löschens könnte ja auch später noch getroffen werden. Aber wer garantiert, dass allein der Fokus, das Hinschauen, das Aufzeichnen nicht bereits Kreise zieht?

Wann wird die Aufnahme gestartet? Kann man sich sicher sein, dass nicht aus Versehen ein falscher Handgriff, eine falsche Verknüpfung, eine falsche Anwendung, oder eine falsche Einstellung im Hintergrund schon das Senden auslöst. - Und wohin wird dann gesendet? Was die Kamera sieht? Das Auge, wie man die Linse vor dem optischen Strahlengang auch nennt. - Das erweiterte Auge des Betrachters. Der verlängerte Sehnerv!

? Vielleicht…

Die nicht gemachte Aufnahme eines Menschen, einer vielleicht im Gehirn politisch oder lokal falsch zugeordneten Person also eine richtige, oder eine falsche Entscheidung?

Vielleicht ist es ein menschliches Gehirn, das später abgleicht, mit der Fähigkeit zum Querdenken und abwägen. Vielleicht existieren die Personen schon nicht mehr, vielleicht ist niemand mehr da zum fragen. Von wem war die Aufnahme „Onkel Rudi“? Und hätte man ihn noch fragen können? Und dann… Was, wenn im Nachgang biometrisch ausgewertet wird und nachverrechnet. - Maschinell? - Von der KI? - Wer hat das alles unter Kontrolle?

Über die Messe stolzieren schöne Körper, bizarr gekleidet, futuristisch anmutend, mit schicken Hüten und Masken vor dem Gesicht. Wie ein fotogeshoppt freigestelltes Burka-Gitter, unweit der Koje Exil, wo alte Fotos der RAF-Terroristen ausgestellt sind. - Vielleicht kann Verständnis aufgebracht werden, warum nicht alles, was man für falsch hält, es auch ist. Und warum der Kunst in der aktuellen Migrationsdebatte eine besondere Bedeutung zukommt, die sich nicht jedem sofort erschließt.

„Es wird hier so viel VERschenkt.“

„NEIN! … GE-SCHENKT! – Es wird GE-SCHenKT! Nicht VER…!“

Das Geschenk ist der Schutz derer, die vielleicht hoffen wahrgenommen zu werden. Hoffen auf Bilder zu kommen, um etwas zu bewirken.

Der Schutz, wahrgenommen zu werden, ohne ins Rampenlicht gerückt zu werden. Das Geschenk ist, dass sie wahrgenommen werden, ohne es zu wissen! An anderen Positionen dann wird an den Stellschrauben gedreht, die helfen anzukommen, wohin man will. – Vielleicht auch einfach nur zu entkommen! - Unbemerkt. - Leiser. - Stiller. … Die große Bahnfahrt des Lebens und „Das Mädchen im Zug“ vor den schwarz-weißen Größen, das innere Kind der Frau mit dem Smartphone in der Hand, schaut durchs Fenster nach drinnen, während draußen das Schwarz-Weiße Großformat auf sie herabschaut, wie sie da so steht, reizend, schön und voller Hoffnung! - Vielleicht. Wie so viele!

Das Geschenk ist das Foto danach. Oder währenddessen, oder vielleicht auch davor… Von denen, deren Wort Gewicht hat. Von denen, die sagen dürfen: „Es wird hier so viel verschenkt!“

Das Foto danach! Nach dem Foto, das nie geschossen wurde, zum SCHUTZ! Vor den transparenten Ebenen, Schichtgrenzen, Glasebenen, ausgestellt bei der Galerie Zilberman, wie Wochen zuvor bei der Aleph Art Gallery mit dem Künstler Karen Shahverdyan, auf der discovery art fair in Frankfurt, wie im Museum Ludwig ausgestellt, großformatig, als Werk von Ludwig Richter, mal in Schwarz, mal transparent,… Glasflächen, an deren Kanten sich das Licht bricht, und beginnt mit den beleuchteten Objekten zu tanzen.

Und der Fotograf, der wartet, bis die Schönheit wieder verschwunden ist, denkt vielleicht: „Ich habe dich gesehen! - Aber das muss ja keiner wissen!“

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