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ART Karlsruhe Kunstmesse 23.-25.02.2024

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Art Karlsruhe 23-25.02.2024

Fade

Klassische Moderne und Gegenwartskunst nach 1945 in der Fächerstadt, der UNESCO CITY OF MEDIA ARTS. - Kunst der Extraklasse auf vier Hallen verteilt.

Ab diesem Jahr unter neuer Leitung!

Olga Blass und Kristian Jarmuschek in Doppelspitze. – Olga Blass, die bereits ihre Erfahrungen mit der Messe als Assistentin und später Projektleiterin an der Seite des Messekurators Karl Ewald Schrade gemacht hat, und der Berliner Galerist Kristian Jarmuschek, Mitbegründer der Internationalen „Positions“, stehen für „Reduktion“ und eine Entwicklung der künstlerischen Positionen unter dem Motto: „Evolution statt Revolution“.

177 Aussteller in diesem Jahr, anstatt 207, wie im letzten. Und der Academy Square bietet dem Kunst-schaffenden Nachwuchs der Region den Raum, der gebraucht wird, um international wahrgenommen zu werden.

Mal witzig, mal bizarr, mal bunt, mal laut, mal leise, mal abstrakt, mal dystopisch…

Die Kunst übertrifft sich wie immer selbst, weil die Künstler sich in ihrer Arbeit verlieren und die Betrachter mitnehmen auf ihre Seelenreise, die sich nicht immer sofort erschließt, und nicht selten auf den ersten Blick nur schwer verständlich ist. Schwer verständlich wie die Arbeit von Kinki Texas, oder

Juliane Hundertmark. Mal auf Papier, mal auf CANVAS. Manchmal mit Schrift, manchmal ohne,… manchmal zum Schmunzeln, Wundern, oder Gruseln…., manchmal wie eine Anklage, manchmal wie Ironie,… aber immer als Zeichen eines Ausdrucks, der es wert ist, dass man genauer hinschaut!

Genauer hinschaut, wenn sich Künstler mit der Auflösung von Form und Körperlichkeit beschäftigen, mit menschlichen Strukturen spielen, das Menschliche soweit verzerren und entfremden, dass fast nur noch Masse bleibt, wie das Experiment einer Genese hin zu neuem Leben…Falls es Leben darstellen soll. - Vielleicht die Idee eines missglückten Versuches der Optimierung von organischen Strukturen, oder schon der Zucht neuer Existenzen, neuen Daseins.

Vielleicht ist so manches aber auch nur eine künstlerische Verzerrung der Realität, die schlichtweg ermüdend langweilig ist.

Dem Leben etwas abzuringen, was den tristen Alltag leichter ertragen lässt das wird seit Jahrhunderten weiter und immer weiter ausgebaut. - Verfeinert. – Der Griff nach den Sternen ist und bleibt die Motivation so vieler Bemühungen. Die Methoden hin zum Fotorealismus wurden immer besser, … dann die Kriege, das Jahrhundert der Bilder, die Ära der Aufzeichnungen und das bildhafte Überliefern. - Das Bestreben nach Perfektion und optischer Vollkommenheit als geldwertes Zugpferd, dagegengesetzt das immer weiter fantasievolle Ausschmücken entsetzlicher Grausamkeiten…. Und in der Kunst überholt das Imperfekte die Perfektion.

Viel zu sehen, viel zu wundern,… zu grübeln und zu fühlen.

Und dann ist da noch die Welt des Schreibens. Welche Rolle spielt sie in der Kunst? Zahlreiche Papierarbeiten mit Zeichen, Buchstaben und Schrift beweisen, dass Papier als Medium noch immer Bedeutung hat. Auch in Zeiten von Chatbots und automatisierten Texten.

Außerdem kann man mit Text steuern, wenn die Wahrnehmung nicht ganz allein der Interpretation des Betrachters überlassen bleiben soll.

Die Rolle der Papierarbeiten in den Hallen ist explizit zu nennen! - Ein wenig wirkt es, als wolle man eine Rückkehr zum Papier unterstützen. - Papier. - Hauchdünn, schnell einrollbar und transportierbar. Gut lagerbar. Wechselbar. Mobil einsetzbar, wenn unter Zeitdruck umgebaut werden muss, oder von A nach B transportiert.

Papier, viel Papier ist dabei. Das Arbeiten auf Papier, Tuschen und Zeichnungen, auch Bitumen wird eingesetzt, Großformate auf handgeschöpftem Papier aus Japan, vielleicht Hanji, in dem die Fasern der Pflanzen noch zu erkennen sind. - Man fühlt sich ein wenig in der Zeit zurückversetzt. Die alte Kunst des Papierschöpfens pflegend, wird das Handwerk für die kommenden Generationen erhalten und überliefert. Für den Fall, dass es einmal zu einem Totalausfall der Massen-Produktionen kommen sollte. - Oder zu Lieferkettenausfällen, wie zu Corona-Zeiten.

„Das Sterben der Blätter“, trägt das Werk von Manfred Bockelmann seinen Titel. – Ausgestellt von der Galerie Frey. - Ein Ahornblatt? – Nicht klar erkennbar! - Blätter, wir erinnern uns: Zeitungen! – „Das Sterben der Blätter“ ist wie ein stiller Aufschrei an einen Berufsstand, der sich immer mehr verjüngt und dessen Schreiben im Hinblick auf mobiles Lesen am Mobile-Display nur noch auf kurze, fragmentarische, Stakkati verkürzt wird! - Das Schreiben verliert an Bedeutung. Das ausformulierte, ans Gefühl appellierende, fabulierende Schreiben.

Chat GPT und die Automation gefährden einen Berufsstand so massiv, dass sich die Frage gestellt werden darf, wie wird sich Presse und Journalismus künftig verändern, dass Menschen dort überhaupt noch geldwert beschäftigt werden können. - Dieser Weg von Berufsanfängern überhaupt noch eingeschlagen werden will.

Zeichen, Buchstaben, Zahlen,… Worte und ihre Bedeutungen,… Metaphern, Poesie und Vielschichtigkeit, was wird am Ende Bestand haben?

Künstler sind nicht selten auf der Suche nach Menschlichkeit. Auf einer ewigen Reise. Auf der Suche nach dem Sinn. Der allumfassenden Erklärung des WARUM? – Und so oft wird am Ende nur erklärt: ES IST WIE ES IST, ALSO LEBE! – Egal wohin es geht, hinter einem, zwei oder mehreren Luftschichten, Schichten, Horizonten… dieses eine Leben zu schützen, das einem gegeben ist, sich vielleicht auch in den verrückten Ideen und Äußerungen der unterschiedlichsten mal hellen, mal finsteren Wahrnehmungen zu verlieren, das macht die Kunst besonders. Und das ist zu sehen! Karlsruhe hat Perlen im Gepäck, die es wert sind, dass man sie findet.

Gregor Kalus gehört zu den schon Gefundenen! Ausgestellt bei der Galerie Gräfe in Halle 4, der dm ARENA, gleich hinter Karina Laru-Naú mit ihren Zeichen-starken und Farb-verführenden Werken voller Zeichen und Formeln, und neben Betty Schmidt. Alle vertreten durch die Galerie Gräfe.

Gregor Kalus ist einer, der sich dem Papier verschrieben hat mit seinen Tuschen. (Unter anderem). Die berühmten Köpfe ohne Gesicht sind legendär und immer wieder Magnet für Kunstliebhaber. Zum Hinschauen und Grübeln. - Gregor Kalus` „Menschenfall“, mit dem man ihn kennengelernt hat, ziert inzwischen sogar ein Buchcover von Albert Camus. „Der Fall“, im Original „La Chute“, ein literarisches Werk, das fasziniert. -Bis heute “. - Camus, der auch die Pest geschrieben hat und sich mit Existenzialismus auseinandergesetzt hat. - Menschlichkeit? Was macht sie aus?

Gregor Kalus` „Der Junge von hinten“ ist ein Appell zum Hinschauen. - Zum verantwortlich fühlen! - Angreifbar, gefährdet, schutzbedürftig! Das ist, was man vielleicht interpretiert. Der Betrachter darf verharren und denken! -Nein, er darf nicht, er SOLL!

Karina Laru-Naús spiegelverkehrte Zeichenwelt, in der man sich verlieren kann, präsentiert ihre Schönheiten, die aus den Zeichen hervortreten, wie mystische Zauberwesen. Frauen, denen die Magie der Zeichen ein Kinderspiel ist.

Betty Schmidts Lichtmalerei dazu, Fotos, in denen sie mit den Möglichkeiten der Fotografie experimentiert und gestisch laut malt, unterstreichen die Einzigartigkeit und Faszination dieser Welt und ihrer Wesen, die man auf so viele Arten wahrnehmen und darstellen kann. Mit immer wieder unterschiedlichsten Verfahren und Möglichkeiten.

Wesen,… Menschen! - Betty Schmidt entlockt den Menschen das Wesenhafte. Sie sind nicht erkennbar, aber ihr Miteinander wird deutlich. Wie sie interagieren, wie sie sich präsentieren, in Szene setzen, das Leben genießen, die Augenblicke, die lichten Momente im Sonnenschein und im Hellen,… wie das Licht alles überstrahlen kann und Menschen sich wohlfühlen, ohne die Gefahr zu erkennen, die im Licht lauern kann.

Den Menschen im Fokus hat auch Peter Demetz. Den Mensch in Beziehung zu anderen Menschen und zu den Räumen, in denen er sich befindet. Die Beziehung zum Raum wird vor allem durch die Beleuchtung verdeutlicht. Die unterschiedlichen Farben wirken dabei wie ein Unterstreichen der Möglichkeiten, die sich vielleicht offenbaren.

Der Bildhauer ist ein etablierter Künstler, der sich mit dem Auseinandersetzen des Menschen mit sich selbst oder anderen beschäftigt, in verschiedenen Situationen, mit denen er sich konfrontiert sieht. Der umgebende Raum hat dabei immer Wirkung auf das Individuum. Manchmal geschlossen, manchmal offen, manchmal erdrückend eng, manchmal verheißungsvoll groß.

Vier Hallen, die Messe Karlsruhe, ebenfalls umspannter Raum und jede hat ihr ganz eigenes Flair und ihre ganz eigene Thematik. Man durchwandert Meter um Meter und wird fündig auf der Suche nach neuen Horizonten.

Etienne Gallery zeigt Horizonte. Horizonte von Fabrizius2. Horizonte mal singulär, mal wie Spiegelungen und sogar das Kreisrund kann man sich als Horizont denken. Fabrizius 2´s Horizonte, sind wie die Magie einer Erwartung auf einer Reise. Ein Flug hinein in einen Morgen.

Vielleicht. Reisen hinein in die Ferne oder heraus. Die Lichtscheiden, die Trennung von Tag und Nacht, - Dämmerung! – Ein Bild das sich auf Langstreckenflügen in großer Höhe bietet, wenn man die Atmosphärenschichten im Lichtspiel der Sonne erkennen kann. Die schützende Hülle des Planeten, welche die Grundvoraussetzung für das Leben auf dem Himmelskörper ist.

Ein anderes Dämmern zeigt Nico Sawatzki mit seiner „Schattenfuge“.

Düster und gleichzeitig wie ein erstes Licht am Horizont. Ein Hoffnungsschimmer. - Vielleicht! - Wenn Licht ins Dunkel fällt.

Die Kunst ist voll von Beispielen, in denen sich mit düsteren Stimmungen auseinander gesetzt wird. Stimmungen, die im besten Fall auf den Betrachter überspringen sollen.

Eine Kunstfertigkeit, die auch Aris Kalaizis beherrscht! Der Künstler spielt mit dem Licht, hinein in eine düstere Stimmung. Das Licht wirkt wie die Hoffnung, wie ein Zeichen, dass man selbst in der einsamsten Stunde der Isolation nicht allein ist. Nicht ohne Hoffnung sein muss. - Hinein ins Licht? - Ist es die Begegnung mit dem Ende, die man vor sich hat? - Eine Begegnung mit der Unendlichkeit, unterstrichen von dem Mammut, das vorbeischwimmt und dem vermittelten Gefühl, dass man im urzeitlichen Ozean schwimmt?

Raum und Zeit….physikalische Rahmenbedingungen und menschgemachte Maßstäbe! Ein kurzer Gedanke zurück zu Corona weckt vielleicht Erinnerungen.

Von Corona ist inzwischen nicht mehr viel zu spüren. Das Wetter ist durchwachsen, es ist Regen angekündigt für das ganze Wochenende, aber das Glück ist auf der Seite der Messe und die Sonne schaut ab und zu durch die Wolken. Sie wirft ihre Strahlen in die Messehallen, so dass die Kunst, die von Licht und Schatten lebt, wirken kann. Wie die silbernen Massen, die im Rundgang liegen, vor den Fenstern. „Zerknautschte“ Kugeln, wie Hüllen aus entlüftetem, vakuumisiertem Raum.

An Mondgesichter erinnernd. - Mondgesichter, wie bei Zeichnungen und Abbildungen in vielen Kinderbüchern. „Claire de la lune“ Der Mond,… der Erde stiller Begleiter.

Man sucht nach der Erklärung, nach dem Sinn.

Nachdenken über Kunst!

Nachdenken über Kunst! – Lohnt sich das? - Die Frage steht offen im Raum. - Offen. – Offen ist das Atrium auf der Messe, der umbaute Raum, nach altertümlichem Vorbild, der von außen nicht erkennbar ist. Nur nach oben offen.

Nach oben offen ist der Raum, in den hinein Worte durch die Zeit geschickt werden, hinein in eine Zukunft, in der Worte, Sätze, Absätze, Geschichten, Bücher, Schriften gelesen werden sollen. Die Pulse in Zeichen und Formen zerlegter Bilder wiedererkannt werden sollen.

Nur manchmal muss nach oben abgesichert werden und Karen Shaverdyan spielt mit der Idee des Schirms.

In der Sonderausgabe zur ART KARLSRUHE ist im Monopol ein Artikel über die Arbeit von Paula Doepfner. Eine lyrische Offenbarung. „Äste, Adern, Nervenbahen. …“ In der eigens für Papier errichteten Sektion Paper Square Art sind Paula Doepfners Zeichenverwirbelungen zur Schau. gestellt.

Alles wird mit allem in der Natur abgeglichen und in Verbindung gesetzt, und man betrachtet die Textfragmente, die feine Linien zeichnen und wolkige Gebilde aus dem Nichts erschaffen. Nichts, als eine ebene Fläche aus Papier. Der Weg der Worte in den Raum, Traum, TRAUMRAUM,… wie sie sich verteilen, verbreiten, wie sie vielleicht mit der Atmosphäre interagieren und am Ende verwirbeln, clustern, und neue Inhalte ergeben. - Inspiration!

Inspiration ist ein großes Wort. Die Gedanken der Welt werden im Geiste vorformuliert und dann hinausgeschickt, auf den Weg in Raum und Zeit. Manche überdauern, manche werden vergessen. Was bleibt, steckt in den Archiven der Welt. Vieles, was geschrieben steht wird gebraucht. Darf nicht vergessen werden. Das kollektive Gedächtnis darf wechselwirken.

Die Messe zeigt viele Beispiele für gut gelungene Werke auf Papier.

Anwendungsbeispiele auch immer wieder auf Japanpapier gearbeitet. Japan und die Kunst des Faltens, Papier, das mehr kann, als auf den ersten Blick sichtbar. Flieger gefaltet, wenn gut gebaut bei gezieltem Wurf, beschleunigt den Raum durchgleitend. Die Luft im Raum teilend…. Das Spielen mit Knicken und Faltungen, Materialien die darüber liegen, mal geschichtet, mal geschüttet, Das Kunstspiel mit den Materialien ist bisweilen so perfekt, dass man es gar nicht bemerkt.

Strukturen, Texturen, verschiedene Farbgebungen…. Die südkoreanische Galerie Tableau, inzwischen eine feste Größe in der Kunst-Messelandschaft beweist, wie man Physik umsetzen kann, mit Licht und Schatten spielen kann, Impulse in Szene setzen kann und mit den Wahrnehmungen der Betrachter spielen kann. Als Repräsentant fernöstlicher Kreativität freut man sich jedesmal aufs Neue, wenn man die Werke sofort zuordnen kann, weil sie so besonders sind.

Vielleicht Lustig vielleicht KI … André Wendlands Pianoman ziert das Cover der Sonderausgabe der Zeitschrift Monopol. Warum KI? Weil die Anzahl der Finger nicht stimmt. Gibt man der Maschine nicht genau vor, wie etwas auszusehen hat, kann es passieren, dass das Ergebnis nicht ganz der zu erwartenden Realitätentspricht. Würde 3D-gedruckt ein Pianoman erschaffen, vielleicht würde er dem Bild des Pianoman von Wendland folgen. - Würde es sofort auffallen?

In der Realität überdimensional, außerordentlich beeindruckend! Man kann sich die Wirkung nicht vorstellen, wenn man nicht selbst davorgestanden hat, vor der pinken Verheißung! - Beeindruckend! Tiefgreifend, nachhaltig wirkend und durch die Farbgebung einzigartig nachhallend. Den Wendland wird man sich wohl schon gemerkt haben. Nicht zuletzt, weil sein Ton-lockender „Tastenhacker“ ganz in PINK die MONOPOL-Sonderausgabe zur 21. ART Karlsruhe im Jahr 24 ziert.

Laufende Gummiflaschen! Fluffy cars! Wabernde Massen! … Pudding! - Flexible, elastische, plastische, elastoplastische Massen…. Was können die Materialien? Was können die unterschiedlichen Massen? Das ist die Frage, die sich einem aufdrängt bei Erwin Wurm.

Wo werden sie hergestellt? Unter welchen Bedingungen? Mit welchem Wasser wird gekühlt? Was ist drin in den Phasen, mit denen gearbeitet wird? - Die chemischen Grundstoffe und Elementarteilchen? Molekulare Strukturen? Kunststoffe? - Zu welchen Zwecken wird was hergestellt?

Erwin Wurms „Laufende Gummiflaschen“ sind vielleicht FUNNY, aber sie sind eine Message! Heißwasser-Einsätze und Gummiflaschen-Manöver gegen Kälte! - Vielleicht kennt man den ein oder Anderen, der Gummiflaschen im täglichen Einsatz hat, um Heizungen zu ersetzen. Vielleicht hat man die Verbrennungen schon gesehen, die sie verursachen, vielleicht die Veränderungen an Haut und Gewebe, die viel zu hohe Temperaturen auslösen. Temperaturen, die nicht gut vertragen werden! Temperaturen oberhalb der Denaturierung von tierischem Eiweiß…. - Fieber? - Was vertragen Körper? Können sie vertragen? – Ab 42°C denaturiert Eiweiß. So hat man gelernt! Was das am Ende bedeutet, darüber darf sich ein jeder selbst Gedanken machen, der der Heiß-Getränke liebt oder es genießt heiß zu duschen. Von der heißen Gummiflasche auf der Haut ganz zu schweigen.

Welche Massen werden wodurch wie verformt? – Oder geht es gar nicht darum? Ist die Arbeit ein gesellschaftskritisches Werk an den Zerfall unserer Gesellschaft? Was wollen die wabbeligen Formen ausdrücken? - Verweichlichung? –

Oder noch anders: Sind sie ein Lösungsansatz? Auffänger? Kissen gegen hochgeschwindigkeitsbeschleunigte Massen? - Erwin Wurm macht nachdenklich! - Erwin Wurm lässt grübeln!

Die zerknautschten Briefkästen von Toninho Dingl unterstreichen den Gedankenansatz. Braucht man sie noch in den Hochgeschwindigkeits-Informationsflüssen, die keinen Zeitaufschub dulden?

Wer sendet was? Wie? - An wen ? Man erinnert sich vielleicht an Fliegende Teppiche und lächelt über Holger Schmidhubers „SPEAK TO ME“ (Carpets oft he forgotten) in Mischtechnik auf Orientteppich.

Und in die Erinnerung hinein mischt sich vielleicht Peter Gabriels Carpet Crawler … ja vielleicht sollte man anfangen mit seinem Teppich zu reden, wenn auf die abgeschickten Milliarden und Abermilliarden Posts keine Antwort mehr kommt, weil alle, alle, alle sich vielleicht wünschen unter einem Schirm Schutz zu finden, wie gemalt von Birgit Borggrebe, als dystopische Landschaft.

Das Chaos hat bizarre Formen angenommen und verändert alles. Sogar Benjamin Burkhard verliert sich mehr und mehr im Chaos, und was mit einzelnen wohl definierten Hinguckern als Fragmenten begann verschwimmt allmählich mehr und mehr im Ozean aus unzähligen Fragmenten, die zum Chaos heranwachsen.

Vielleicht sehnt man sich mehr und mehr nach NICHTS! Vielleicht nach hellen Flächen, weiß in weiß, oder dunklen schwarz in schwarz. - Je nachdem. – Je nach Stimmungslage. - Vielleicht wünscht man sich bei der Reizüberflutung wieder das Fühlen herbei und ein schwarz in schwarz, oder schwarz auf schwarz wie bei LENA SCHMIDT, verlockt das Material anzufassen.

Energie, die alles durchströmt und die Sehnsucht nach Stille schwebt über allem.

Was wird aus den Kindern der nächsten Generationen, die in diesem Strom leben lernen? Auf der Messe sind immer wieder die Statuen von Kindern zu finden. Kleine Wesen, die in einer Welt aufwachsen, in der die Erwachsenen ihnen nicht zu nahe kommen wollen. - Sollen. -

Der blonde Junge von Kenny Hunter oder die kindlichen Wesen von Alejandro Monge… aus welchem Material? Durfte man, darf man anfassen auf den Messen? Wenn keiner da ist zu fragen, welche Entscheidungen trifft man? Was darf berührt werden? - Angefasst? Und ganz im übertragenen Sinne, was wird aus den Unberührten am Ende? - Den aus Übervorsicht und falsch angeleiteter Angst geschonten?

Die grauen Kinder von Alejandro Monge, die in den Hallen verteilt wie kleine Mahnmale dastehen,… schmale, kleine Persönlichkeiten mit ernsten, erwachsenen Gesichtern, wirken hinein in die Stille. Hilflos und leer wirken sie und zu selben Zeit reif und wissend. Kapuzenmädchen wie bei den japanischen Mangas, mit Stulpen über den zerbrechlichen Waden, schwer erkennbar, ob androgyne Mädchen oder feminine Jungen, eins mit Skateboard unterm Arm, ein Anderes halbnackt, nur mit Zylinder auf dem Kopf,… beide aus dem gleichen Guss? Der gleichen Idee entsprungen, oder doch so unterschiedlich, wie es nur geht?

Statuen, still stehend, brav und gehorsam…SCHEINBAR!

Kinder, die eine Welt ertragen müssen, die sie sich nicht mehr in Ruhe erarbeiten können. Alles erfolgt in einer Geschwindigkeit, die das Gehirn ertragen lernen muss. - Kleine zarte verlorene Seelen… wer rettet sie? - Müssen sie gerettet werden? Oder können WIR von ihnen und ihrem Ernst lernen? - Können lernen unser eigenes Verhalten ihnen gegenüber zu überdenken?

Existenzialismus, die Philosophie in der Kunst,…Das Chaos der Teilchen, dessen wir selbst auch Teil sind, Strömungen, mit denen wir verbunden sind, die Energie, die allzeit um uns ist, visualisiert als bewegte Linien, wie bei Gisoo Kim, ausgestellt von Mianki, oder die Netzwerke aufgespannt zwischen Holz und Geäst,… die offenen Fragen bleiben unbeantwortet. - Stehen im Raum ohne Antwort.

Und auch Gisoo Kims Teilchensturm auf ein Kind wirft die Frage auf, unter welchen Bedingungen wachsen Kinder heute auf? Was macht die hochenergetisch aufgeladene, durchströmte Atmosphäre mit ihnen?- Mit uns? - Mit ALLEN? – Wie können die arbeitenden Erwachsenen federführend gegensteuern?

Dürfen die Geräte ausgeschaltet bleiben? Offline genommen werden? Zum Schutz aller? Oder bedeuten sie unseren Schutz und wir müssen nur einen anderen, oder neuen Weg finden mit ihnen verantwortungsvoll umzugehen.

Und am Ende erinnert man sich an die alten Zeiten mit Turnhallen und Umkleiden mit verschönerten Spinden wie bei Stefan Bircheneder, die auf Leinwand gemalt sind, aber wirken wie echt, als ob man sie gerade einfach öffnen könnte, so realistisch wurden sie abgebildet. Man ist versucht die Jacke überzuziehen, den Rucksack zu nehmen und zu gehen. … ob die Zeit so viel besser oder schlechter war,… schwer zu sagen. - Anders eben!

Nicht zuletzt sind da noch …. … ja was eigentlich? - Gerd Kanz Gerippe von Hochbauten-. Von Türmen,… Offen, durchschaubar, und auf Leinwand die Trichter, die in die Schichten darunter reichen. - Abpumptrichter? - Wasserentnahmetrichter? - Entwässerungstrichter?- Mit Verbindung zu den Wasser-führenden Schichten?- Was ist zu sehen? - Nur in Grautönen, vielleicht mit einem Hauch von Blau , wenn man es denn als solches erkennen will.

Und auf der Wand zur Skulpturenfläche hin stellt Gerd Kanz zwei Großformate aus im tiefen Königs-Blau. Diesem alles verheißenden Blau, das so tief und verreinnahmend berührend ist, wie es nur noch das erste Blau eines jeden Tages sein kann, das die Nacht vertreibt und wie eine Liebelei mit der Dämmerung eingehend, einen neuen Tag voller Hoffnung verheißt. Die überdimensionalen „Stahlchaoten“ von Angelika Suma auf der Fläche davor dagegen, Wollknäueln oder Viren gleichend, bringen die Betrachter zum Schmunzeln. Zusammen ist es Kunst, die miteinander um Aufmerksamkeit ringt. Was hat den stärkeren Ausdruck? - Alles in allem ein ewiger Tanz. - Man kann sich fast vorstellen, wie die stählernen Fusselknäuel im Sturmwind beginnen die Straßen entlang zu rollen. Wenn nur der Wind stark genug ist, um die Masse in Bewegung zu setzen. – Und das ist es, was man am Ende des Tages aus Karlsruhe mit nach Hause nimmt: Die Masse machts! Die Phasen von Teilchen, deren Anordnung und Massen im Wechselspiel der umgebenden Parameter interagieren…

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Kunst ist Physik und Physik ist Kunst und denkt man den Gedanken zu Ende weiß man (auch wenn es auf den ersten Anschein nicht so wirkt): ART MUST BE TAKEN SERIOUSLY.

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