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ARTMUC 10/2020

CRELALA Kunst unterwegs auf der ARTMUC 10/2020

Wirklich Einzigartiges weiß man erst zu schätzen, wenn es fehlt.

Auf der ART MUC 2020 ist es Matthias Kretschmer, der fehlt. An was arbeitet er gerade, welche neuen Werke sind zu erwarten? Die Löffelphase ist durch, die Welt hat er schon beleuchtet, Geigen und Trompeten waren auch schon im Programm, doch was ist JETZT? Er macht sich rar. Liegt es an der Pandemie, welche die Welt aus den Angeln hebt? Nutzt er die Entschleunigung und schafft Großes? Angekündigt hatte er sich noch ein letztes Mal mit Löffeln, die ihm schlussendlich doch nicht vollständig aus dem Kopf gehen, doch nun ist er nicht da. - Sinnt er nach über das, was kommen soll? Was wird es sein? Wichtiges? Unwichtiges? Denkwürdiges? Licht? - Wir warten.

Georg Pummer hingegen ist präsent. Man ist sich gar nicht sicher, ist er es, ist er es nicht, mit Maske, Kappe und Brille. Das ist es was Corona bewirkt. Man muss die Sinne schärfen, die Augen öffnen, genauer hinschauen, erkennt vielleicht die Stimme, desjenigen, der seine eigene Sprache gefunden hat sich auszudrücken. Seine „Faces“ von Frauen, wie aus dem digitalen Spiegel zurückschauend, fragmentiert, schön, mit dem Ausdruck einer Sehnsucht nach etwas, dem man nachspüren möchte. Einer Geschichte, die man ergründen will. Georg Pummer lässt „tief blicken“! Er spürt der Seele nach. - Die Seele berührt er auch mit den neuesten Werken, den „male portraits“ auf die man seit der Vorankündigung im Netz gespannt ist. - Es sind nicht nur Frauen, die im digitalen Rauschen wie Geisterwesen umherwandern. Auch Männer sind gefangen in der Zwischenwelt und Georg Pummer weiß den ernsten Blick einzufrieren. Die Ernsthaftigkeit ist wie eine Mahnung sich den Menschen leibhaftig zu stellen, sich auf sie einzulassen, und nicht nur in den digitalen Fluten nach Perfektion und Kontakt zu suchen.


Perfektion! Was ist Perfektion? Schönheit? Ist Schönheit relativ, oder absolut? Ganz anders als Georg Pummer vertraut uns Zsuzsa Szvath namhafte weibliche Persönlichkeiten an, deren Schönheit aus der Stärke erwächst. Ein großes, düster wirkendes Porträt von Meret Oppenheim mag manch einer als finsteres Abbild betrachten. Die dunklen Augen, das verhärmte Gesicht, .... der Ausdruck ist so lebendig, als wolle sie uns mitnehmen. Mitnehmen, auf die Reise durch ihr bewegtes Leben. 1913 in Berlin geboren, 1985 in Basel gestorben, hat sie die großen Weltkriege durchlebt und als eine der ganz großen Frauen in der Kunst ein Dokument der Zeit hinterlassen, in dem wir lesen und entdecken dürfen. Es ist ein Geschenk, das die Kunst immer wieder macht. Menschen, die dem Rest der Welt ihre innere Stimme offenbaren. Menschen, wie Zsuzsa Szvath. Analog einem Wachsfigurenkabinett baut die Künstlerin an einem Kabinett der Bilder von fantastischen Frauen, die es wert sind, dass man hinter die Kulissen blickt. Hedi Lamarr, Schauspielerin, Nellie Bly, Journalistin, Rachel Carson, Biologin, .... sie alle waren auf ihre Weise Pioniere, oder wie würde man heute genderkorrekt sagen müssen, Pionierinnen, auf ihrem Gebiet des Schaffens. In einer Zeit, in der es durchaus nicht selbstverständlich war, dass Frauen sich in einer Männerwelt behaupten wollten. Dem „Don ´t try to fit in, when you were born to stand out“ - so ein Slogan des Kultsofa-Giganten Bretz, der das Liegen lernen neu und plüschig erfunden hat, boten diese Frauen die Stirn und leisteten Großes, als Vorreiterinnen für die künftigen Generationen, die bis heute in aller Welt damit zu kämpfen haben, dass sie per x dadurch eingeschränkt werden, dass sie spätestens mit dem ersten Kind andere Hürden zu nehmen haben, als Männer, die die Welt anscheinend sauber, ordentlich und für die Eingeweihten gut überschaubar unter sich aufgeteilt haben. Man darf gespannt sein, wie das Kabinett in der Zukunft erweitert werden wird.

Karina Laru - Naú zeigt ein Kabinett ganz anderer Art. Wieder sind es Frauen, die faszinieren. - Jung, jugendlich, mit dunklen Augen. Karina Laru - Naú beschreibt vom Werden der Werke, in denen Geschriebenes einfließt, wie von fremder Hand geführt, alles spiegelverkehrt geschrieben. - Sie war Linkshänderin, das hat man ihr abtrainiert. - Es gibt sie, jene Kinder, die beim Beginnen des Schreibens spiegelverkehrt schreiben, die anders sehen und vielleicht die Welt aus anderen Augen wahrnehmen. Kinder, denen man das „gute Schreiben“ erst beibringen muss. Wie vielen Kindern wurde in der Vergangenheit ein Talent aberzogen, weil man das „gute Händchen“ trainieren wollte? Alles muss angepasst werden. Konformität erlangen. Irgendwann vergisst man es, wundert sich nur vielleicht manchmal, warum man Dinge anders sieht als andere, bis dann die nächste Generation heranwächst und die Gene sich Bahn brechen. Wenn die nächste Generation ebenfalls spiegelverkehrt sieht, die Hand spontan links reagiert, erinnert man sich wieder. Karina Laru - Naús Zauber liegt genau darin: Dem Zulassen der alten Kraft, mit der man geboren wurde. Die Zeichen zuzulassen, die spontan kommen, spiegelverkehrt, als wolle einen das Gegenüber führen. Eine unsichtbare Macht, die auf der Ebene der Leinwand liegt, die im besten Fall aus Naturfasern besteht, Fasern, die einmal etwas Lebendes gewesen sind. Ein stummer Dialog zwischen Leinwand und Künstler, die GEMEINSAM etwas aus der Taufe heben, in das der Betrachter dann eintauchen kann. Wer sich fallen lässt, kann sie spüren, die Magie in der Kunst der Karina Laru - Naú.

Wer auf der Suche nach Magie ist, diesen Funken finden will, der in einem Moment der Inspiration auf einen Künstler überspringt, wird ihn finden, wenn er es zulässt, dass Raum und Zeit zerfließen. Nur wer zur Ruhe kommt, kann mit der Umwelt verschmelzen. Das Leben bewusst wahrnehmen, ein Portal sehen, wenn es vor einem liegt, das lehrt die Kunst.

Nicole Maria Kraiem schafft Portale und ermöglicht Dimensionssprünge. Ihre Werke zeigen Ausschnitte unserer Welt, gestaltet nach ihrer Wahrnehmung, die unweigerlich in ihren Bann ziehen.

Von weitem wie eine Explosion von Licht und Energie, zieht uns ihr Werk an, wie ein Magnet. Man kann sich fallen lassen und taucht ein. Wie ein Blick in, oder ein Blick aus einem fernen Universum wird man eingesogen, als würde man in einen Tunnel einfahren und mit Lichtgeschwindigkeit in die nächste Dimension reisen. Blau, der Diamant, am Rand, so könnte man es sehen, oder doch ganz anders... Und dann passiert etwas Eigenartiges: Ein Schritt zurück und die Perspektive ändert sich. Die selbe Farbe im Bild daneben wird als der Tunnel erkannt. Es ist wie ein Mahlstrom im Ozean. Ein unbekanntes Licht leuchtet in die Tiefe, das einen nach unten zieht, in tiefe Gedanken. Mitgerissen hält man den Atem an, sonst ist man verloren. Andersherum leuchtet das Licht in die Tiefe und zieht alles aus dem Tunnel heraus. Noch einmal die Perspektive gewechselt könnte das Bild vor einem auch einfach nur eine Wasserspiegelung von oben sein. Alles, was man dafür tun muss das zu erleben ist, sich vom Stress zu befreien und die Zeit zu nehmen sich auf die Magie der Kunst einzulassen. Die Magie alles Erlebte, Erfahrene und Gesehene mit dem in Verbindung zu bringen, was man vor sich sieht und das „ALLES IST EINS“ zuzulassen. - Die Magie der Nicole Maria Kraiem.

Magie ist das eine Wort, auf das man immer wieder zurückkommt, wenn man durch die Kunst reist. In Europa setzt man eher auf die MINT-Disziplinen und spricht der Kunst ihren Stellenwert ab, den sie in anderen Ländern besitzt. Vor allem in Asien ist die Kunst seit eh und je fester Bestandteil der Bildung und Ausbildung und man findet in der asiatischen Kunst vor allem die leisen Töne, die eine andere Aufmerksamkeit fordern, als die Kunst hierzulande. Sie lehrt die Achtsamkeit und auch die Bedeutung der Stille. Und vor allem Natur und Umwelt bekommen immer wieder Raum in den Werken asiatischer Künstler. Die Schönheit Asiens und die Bedeutung asiatischer Weisheit lehrt uns Elica Tabakova. Die Traurigkeit der Geishas und die apokalyptischen Szenarien einer industrialisierten Welt lassen nachdenklich zurück. Man fragt sich, wie die Welt in Zukunft aussehen wird. Nach Covid-19, Sars CoV-2, Corona, oder wie auch immer man die PANDEMIE nennen will. - PAN, wie der Gott der Hirten und Weiden, PAN, was auf Polnisch so viel bedeutet wie „der Herr“ (so lehrt es der Brockhaus) , pan... als Vorsilbe im Griechischen, die bedeutet: ganz..., all...,

oder als Bei-Name Peters im Märchen, mit der Idee davon, dass allein ein guter Gedanke genügt fliegen zu können und die Kindheit gegen das Böse zu verteidigen. Oder PAN, wie Personal Area Network.

Die Welt der Zukunft darf nicht ohne Kunst und Kultur sein. Die Welt braucht Kunst, denn Kunst ist Balsam für die Seele. - Kann es sein, wer es zulässt. Kunst kann so Vieles und will Interpretation. - Wird eine Welt der Bits und Bites, die klar definierte Vorgaben verlangt, das Interpretieren lernen können?

Was würde wohl ein Supercomputer interpretieren, wenn er denn die Skulpturen von Philipp Liehr und die Malerei von Dorothea Hertel zusammenbringen müsste? „Bilderbauch“ so der Titel des Werkes von Dorothea Hertel, wie eine ausgearbeitete Skizze zur entsprechenden Skulptur von Philipp Liehr. Und man schaut sich ein in eine Bilderwelt von Bildern mit Relevanz. Was wird die Nachwelt ausgraben und welchen Nutzen wird sie aus den Informationen ziehen. Vielleicht nicht heute. Vielleicht nicht morgen, vielleicht auch nicht übermorgen, aber in vielen Jahrtausenden. Wer sind wir, was werden wir gewesen sein? - Pizza, Socken, Käse, Apfel, Tic, Tac, Toe! Schneemann, Wolke, Feuerlöscher und Regentropfen dazu, ... . Auf dem rechten Arm bunte Lichter, auf dem linken Mauer, Pillen, Kabel und Ei. - Nochmal: Wer sind wir? Was wollen wir sein? Gibt uns Philipp Liehrs Fährtensucher eine Antwort darauf? Gemeinsam mit Jessica Strixner und Christoph Bäumel hat Philipp Liehr die Galerie Kubik^3 gegründet, mit dem Gedanken eine Plattform zu sein, die junge und talentierte Künstler unterstützt.

Auch die Galerie Art42 des Attila Kirbas aus Karlsruhe supportet junge Kunst. Kunst wie die der Künstler Mel Ramos, El Bocho, Georg Pummer, Brian Viveros, Handiedan, Alan Jones, Sabine Liebchen, Salustiano, Käpten Nobbi, Elica Tabakova, Ipek Ergen, Kukula,...

Street Art, Urban Art und Contemporary Art sind es wert, dass man hinschaut, denn die nächste Generation hat etwas zu erzählen. Der leise Protest über das Hier und Jetzt, den Geschwindigkeitsfanatismus, die Ausbeutung der Welt und das artentfremdete Sein sollen laut werden dürfen über Dritte, Galeristen, die sich den Talenten verschreiben und die Brücke spannen zwischen Kreativität und ihren Bewunderern. Diese finden dann Talente wie Käpten Nobbi und seine Gang 5er-Schimpansen, die in Ringelpullis dastehen, mit Chef in Matrosenkappe und überkreuzten Armen. Das Ganze denkwert auf einem Türblatt verewigt. Nachhaltigkeit mal anders eben. Wie seine Hausfassaden aus Schubladen mit illuminierten Fenstern.

The No-Trash-Nasties, oder Zero-Waste Generation begehrt auf! Mit der Tiny Beautiful Surprise Box von Käpten Nobbi liefert ein Mini-Müllcontainer mehr Wert, als man gemeinhin meinen möchte und man begreift: Die junge Kunst WILL ANDERS!

ANDERS kann es werden, wenn man Gudrun Dorsch vertraut, denn ihre Bänderleute sind schon am Tanzen. Die Welt ist im Umbruch, alles wandelt sich, die Gene werden sequenziert, die digitale Welt verästelt und verzweigt sich in alle Bereiche des Daseins, die Menschen haben innegehalten und die Impulse, die gerade von allen Seiten auf sie einprasseln, werden genutzt. Man will die Ausbeutung stoppen und denen vertrauen, die gute Lösungen anbieten. Kreativität, Innovation und Fortschritt führen in eine definitiv andere Zeit. Jetzt muss man nur noch gemeinsam an einem Strang ziehen.

Die Art Muc entlässt ihre Besucher in einen hoffentlich Trash-befreiten, friedlichen, farbenfrohen Herbst, dessen natürliche Farben manchmal so unfassbar schön sind, dass jedes Kunstwerk vor ihnen verblasst und nur wahre Meister in der Lage sind diese Farben einzufangen.

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