Blogartikel über die INCorporating art fair 22.-24.09.2023
Bilder, Skulpturen, Szenen mit, und ohne Mensch – Die INCorporating art fair
Bilder, Skulpturen, Szenen mit, und ohne Mensch – Die INCorporating art fair 2023 im Museum für Arbeit in Hamburg – Ein konzeptuelles Gesamtkunstwerk
Es wirkt fast verzweifelt, wie er da so die Taschen sortiert, die „giveaways“ für die Künstler. Die „gimmicks“! Fast schon ein Kunstwerk selbst. Konzeptuell.
Konzeptkunst. Vielleicht. Möglich wär`s. Taschen, als Synonym für Container,… Man ist in Hamburg, der Hafen nicht weit. Vor der Tür des Museums für Arbeit steht ein blauer Kran. Der Vergleich zur Verladekonzeption also nicht hinkend. Überall muss sortiert werden. Korrekt zugeordnet. - Von Kränen. - Der menschliche Kran schiebt hin und her und blockbustert. Man gibt sich hin der Beobachtung der zufälligen Entdeckung. - Was muss wohin? – CMS mal anders betrachtet. - Als Kunstfertigkeit der Extraklasse!
Was geht dem Mann durch den Kopf beim Sortieren, wie funktioniert das Gehirn beim Arbeiten? Denken? Wenn es sortiert und zurechtrückt, in Schubladen ablegt, Boxen, Containern, Hirnwindungen und vielleicht Falten, und wie kann ein optimales System aussehen, welches das Hirn managen muss, um jederzeit wieder an die Informationen zu kommen, die in den Containern, den Taschen, den Hirnwindungen, Falten irgendwo; abgespeichert werden? Broder Burow / Ruzica Zajecs Bleistiftlinien auf Papier können quergedacht Inspiration zur Erklärung geben, wohin man überall wegsortieren kann. Entfernt erinnernd an hygroskopische oder seismografische Diagramme von übereinander lagernden Ebenen von Stillstand, nur gewunden, und der Ebene durch Rollung, Windung, oder Faltung entzogen, könnten sich Informationen in Zwischenebenen verbergen, wie man es aus der Gebirgsfaltung kennt. Im Anschnitt wird sichtbar, was auf den ersten Blick noch verborgen ist. Wie engmaschig kann man zusammenfalten? Spielen die Schichtscheitel eine Rolle? Die Wendepunkte? Beim Parabelflug hat man vom Moment der Schwerelosigkeit am Scheitelpunkt gehört… Kann man das menschliche Gehirn analog betrachten?
Kann man es für Robotics entsprechend nachbilden? Und wird das technische Gehirn genauso funktionieren können, wie das organische?
INCORPORATING ART FAIR! – Man kann schon den Namen als Quergedanken nutzen: CORP, in CORP,…Corp? Corpus, oris (lat)? Körper? In den Körper eingebaut? Wo, wann, an welcher Stelle? Austauschbar? Zu welchem Zweck? Die Zusammensetzungen eines Systems, der Content, ist genau unter die Lupe zu nehmen. Wieder und wieder und wieder. Und welche Rolle spielen die einzelnen Elemente? Elementarteilchen?
Daten! Informationen, die zu managen sind. Von Content Managern! Künstlern der digitalen Information. Artisten der digitalen Gegenwart! Modernen Künstlern an Mäusen und Tastaturen. (Anders formuliert: Künstlern an modernen Mäusen und Tastaturen). Den Verwaltern der ROBO-LOVE, wie später noch gezeigt bei Carl Smith ausgestellt.
Der Content Manager ist also Artist! Künstler! und ein Künstler hat viel zu tun. Ein jeder Content Manager hat viel zu tun. Welcher Content soll wohin? Wie kann weiterverteilt werden ? Wo? Im Hamburger Hafen? - Im menschlichen Hirn? - In Firmen, die Inhalte, Zahlen oder Listen organisieren müssen? Vielleicht systemrelevante Daten. Sicherheitssensible Daten. - Vielleicht geschichtliche Daten, oder neue. - Vielleicht Archive, Bibliotheken... Content der BIG DATA! Wie wird gemanagt? Wie macht es wer, wo liegen die Unterschiede und wie kann abgesichert werden, dass die Systeme nicht durcheinander geraten? Beim Clock-Chainen und File-Sharing (Block-Verketten und Akten-Sichern, bzw. Datei- und Daten-Teilen) auf den Data-basen (Datenbanken) der Welt? Die Datenstrommassen, die in der Luft sind, sind ständig um alle herum, jederzeit verfügbar. Was machen die ständig verfügbaren Daten mit dem menschlichen Hirn, das dauerhaft diesem Strom ausgesetzt ist, sowohl passiv, als auch aktiv. Das Netz ist raumgreifend. Die Daten-Matrix. Immerzu. Man muss sich nicht bewusst einloggen, um drin zu sein. Und manch einer hat die Antennen dafür. Ganz ohne eingebaute Technik. Elena Kraft hat eine Idee davon erschaffen. Verirrt sich nun das ein oder andere Pixel (Elementarteilchen) vielleicht über dies Antennen ins Gehirn und dort in die falsche Tasche, lassen die Quergedanken neue Möglichkeiten zu? - Setzen neue Energien frei? Wecken den Schlafenden oder schläfern die Wachen ein?
Wie schon gesagt: Der Content Manager hat viel zu tun! – Der Datenjongleur viel zu bedenken. - Zu berücksichtigen. Damit am Ende auch gefunden werden kann, was abgelegt,… gespeichert wird. – Zum gefunden werden von all den Suchenden und ihren Maschinen.
Suchmaschinen-Optimierung! Man ist im Museum für Arbeit, die Arbeit heute ist der reibungslose Ablauf des Umgangs mit Daten. Content! Wie beherrscht man am Ende den Content? Daten, Zahlen, Fakten, die Cloud-basiert geteilt und bearbeitet werden an den unterschiedlichsten Orten dieses Planeten?
Muss der Kopf besser abgeschirmt werden? Geschützt? Vor allem der von Kindern, wo alles noch sensibel und im Aufbau befindlich? - Was ist der beste Schutz?
Keramik als Isolator, das weiß man, schützt vor Leitung, elektrischer Leitung. – Kalk also? Tonhelme?
Die Köpfe von Ulrike Balkau wirken wie die Kopfversion einer ganz eigenen Terracottarmee. Schlafende Wächter…Wächter, die selbst Schutz brauchen. - Behelmte Schützer? Armisten! Behelmt, um den Main Server abzuschirmen. Den Main Server des Menschen.
An Vertrauen denkt man auch bei einem neuen Werk von Karina Laru Nau. Die Künstlerin ist in der grünen Phase angekommen. „Frauscher mit Kind“ liest man und verliebt sich vielleicht in die androgyne Gestalt mit schutzbedürftigem KIND. - Das eigene? Ein Fremdes? Wer ist die Frau? - Die Mutter? - Geschäftsfrau? - Managerin? – Retterin? - Vertrauensperson? – Oder im Gegenteil, … aber an der Stelle will man besser nicht weiter denken.. - KIND braucht Schutz!
Durchstöbert man die aktuellen Medien, war es nie dringender diese Tatsache zu kommunizieren. Und Karina Laru-Nau erklärt, es ist das erste Mal, dass sie das Kind mit in den Fokus rückt. Vielleicht gerade deshalb: Schutzbedürftige brauchen starke Persönlichkeiten an der Seite, auf die sie sich hundertprozentig verlassen können. Die ihre Talente und Fähigkeiten nicht verraten und verkaufen.
Mütter? Väter?
Schützer, wie Bäume! … Bäume? - Trees …
Mit Trees beschäftigt sich auch Elena Kraft. Nicht denen draußen, oder vielleicht auch doch, aber nicht denen, an die man beim Namen sofort denkt, wenn man nicht informationstechnologisch denkt, also denen, die zu Bäumen heranwachsen an deren Jahresringen man die Zeit ablesen kann, sondern an die Trees in den elektronischen Netzen. Wie verzweigen sich die Äste? Wie beim Geweih von Hirschen, am Ende eines Kopfes? - Wie verzweigen sich analog gedacht dazu Neuronen, wie verzweigen sich Leitungen, wie kann verschaltet werden, verdrahtet, an welchen Stellen kann angesetzt werden, wenn man steuern will, und wie? Äußerlich, wie innerlich. Incorporate. Wie kann man Parameter verändern? Wie kann man Datenübertragungsgeschwindigkeiten beschleunigen oder verlangsamen, je nachdem, was gerade sicherheitsrelevant sinnvoll ist. Schnellzug? Bummelbahn? Zu Fuß? Wann ist was zu tun? Wie kann incorporate gesteuert werden?
Wie nimmt Mensch wahr, wie verarbeitet er, wie verknüpft er? Wie funktioniert das menschliche Gehirn, welchen Abgleich mit der Festplatte oder dem Server kann man machen, wie kann man Verständnis schaffen? Erklären, visualisieren, was so schwer verständlich erscheint?
Elena Kraft ist Choreografin. Sie kennt den Körper, weiß, wie er sich unter welchen Bedingungen wie verhält. Sie visualisiert das Ergebnis von Funken an den Schnittstellen. Neuronal betrachtet: Den Synapsen. - Was passiert an welchen Schnittstellen? - Wie funktionieren die Verknüpfungen, wie kann man die Verknüpfungen auch für andere nutzbar machen. Welche Rolle spielen die Wellenlängen?
Man denkt an die Programmerweiterungen… Updates! – „Gewitter im Kopf“! Und wieder ist man bei der Überlegung wie schafft man Sicherheit? Sicherheit, dass die Systeme getrennt voneinander funktionieren, ohne, dass Chaos Raum greift. Irgendwo das Worst Case Szenario eintritt. - Amok gelaufen wird? Von Operateuren und Bedienern unter Daueranspannung im elektronischen Feuersturm!
Chaos! Bei all dem universalen Chaos, wie kann man ein Verständnis dafür entwickeln, wie Welt funktioniert? Die Künstler nutzen die Möglichkeiten, die ihnen gegeben sind und stricken, häkeln, tropfen, spachteln, schütten, zeichnen, malen,.. und finden dabei immer neue Ansätze zur Welterläuterung.
Bei J.G. Schimmelpenninck muss man unwillkürlich an Szenen aus dem Gaming denken. Kreierte Welten voller Spalten, geometrisch angeordnet wie Ebenen, aus denen am Ende neue Welten entstehen. Welten, in die man im Gaming abtauchen kann. Öde, karge Landschaften, wie am Ende, oder auch am Anbeginn der Zeit. Intelligentes Design erfordernd unter graunebligem Himmel. An den Küsten paralleler Welten. In der Ferne verliert sich der Horizont! Vielleicht im Mondschein, mit gleißendem Licht. Die Felsen an der Küste gebrochen. Nicht wie Basaltsäulen, eher radial gespalten. - Gespalten, wie man es von Gletschern kennt. Mit Spalten wie Tiefen, in denen sich alles verlieren kann. Verschwinden. Komprimiert wird es eingebettet in die Masse, nicht mehr sichtbar, aber noch immer existent, bereit zur Metamorphose, bei sich stetig verändernden Rahmenbedingungen. Vielleicht Druck, vielleicht Temperatur, thermogemixt, dann ändert sich die fluide Phase und die Masse wandelt sich.
Wie in tiefer Versenkung geologischer Prozesse. Die elementare Information bleibt, nur neu geordnet. - J.G. Schimmelpennincks Horizont wirkt beruhigend. Beruhigend gleichmäßig. Kontemplativ. -Absicht? -Neben dem Horizont eine Karte. Vielleicht? - Vielleicht, vielleicht, vielleicht!!! J.G. Schimmelpenninck spricht von erfundenen archäologischen Karten. Eine Draufsicht auf... Vielleicht erkennt man ein Bewusstwerden des Obens. Hinabschauend auf Strukturen. - Wo Augen schauen ist immer irgendwie oben. Der Betrachter schaut auf etwas! Auf eine Gabelung in diesem Fall. - Eine Verästelung! Eine Aufspaltung. Aus einer langen Linie werden mathematisch abgeglichen drei kürzere. Eins gleich drei also. - Irgendwie. - Entfernt erinnernd an das Friedenssymbol. - Die Aufspaltung ist ein Eröffnen von Optionen, von Richtungsvorschlägen... in welche Richtung wird ein Fluss geleitet? Welche physikalischen Parameter bestimmen die Richtung des Flows? Welche Rolle spielen die Bedingungen im Raum, der auf den ersten Blick leer erscheinen mag, aber doch eine Brücke ist. Eine Brücke zwischen den Massen...
Masse. Materie. Sichtbar, unsichtbar,… Die Erde ist ständigen Umformungen unterworfen, steht unter Spannung und alles ist in Transformation befindlich. Teilchen haben Eigenfrequenzen und Leben hat Puls. Haben die Balkaus, er mit den Bildern, sie mit den Köpfen, an den Puls gedacht, als Robert Balkau seine Teilchen aus dem schwarzen Rahmen fallen ließ? Puls von organischen Ressourcen? Mit pulsierenden Elementarteilchen, wie schlagenden Herzen, mit der Fähigkeit Strukturen zu erschaffen?
Wie human ressources? Mit schlagenden Menschenherzen. – In welchen Frequenzen? - Pulsare, die aufeinander wirken. - Wechselwirken. - Einem Takt unterliegen, den man willentlich beeinflussen kann. - Menschenwille, Menschengeist!
Menschen sind kreativ! Suchen Vereinfachungen. Optimierungen. Erleichterungen. - Erfinden. - Erfinden und bauen. - Beuten aus, in Minen und gigantischen Schachtanlagen. Nutzen das Gegebene, entwerfen, und kreieren neu.
Der kreative Menschengeist ist voller Schöpferkraft, wie sich auf der INCorporating Art fair im Museum für Arbeit anschaulich verfolgen lässt. Draußen vor der Kunstschau im Museum für Arbeit steht „Trude“, als museales Relikt des Tunnelvortriebs unter der Elbe. „Trude“ (Tief Runter Unter Die Elbe) war die größte Schild-Vortriebmaschine der Welt. Wenn Flüsse, Seen oder andere Wasser nicht überquert werden können, dann tunnelt man eben darunter und bohrt sich durch die kompakte Masse. – Kreative Schaffenskraft! Und die Kunst!kommt nebenbei dazu!
TRUDE also! Trude wars! Eine in sich geschlossene Masse wird mit einem Hohlraum versehen und Mensch schafft offenen Raum. – Einen von Vielen! Hohlräume. Tunnelröhren! - Raum, durch den Materie beschleunigt bewegt werden kann. - Bohrungen, Öffnungen, Hohlraumbildungen, wie Fehlstellen. Oder Leitlinien. Im Gitter. In der Matrix. Der Masse. Dem Gesamtsystem. Wie viele Hohlräume sind möglich, ohne, dass das System zusammenfällt? Erleichtern die Hohlräume das System? - Wie leicht kann man das System machen? - Umgekehrt gedacht: Wie viel Materie kann man neu clustern, zusammenballen, aufschütten, zusammenschütten, ohne, dass sie zum Störfaktor wird? Wie viele und welche Hohlräume kann man einbetten? Als Fluchtweg. Schutzraum? Versorgungstunnel?
Susanne Kramer clustert mit Garn! Sie näht. - Näht Kunst! Und sie spielt mit dem Licht, das schließlich auf und durch ihre Kunst fällt. Und sie visualisiert, dass die Schatten sich mit der Materie mischen und zu scheinbar größeren Clustern werden. In der Wahrnehmung deutlich schwerer vermutet, als wahrhaftig gewichtet, denn Schatten ist… ja was eigentlich ist Schatten? Hat Schatten Gewicht?
Nester von Fäden und Garn. Und das Garn vernetzt sich, verzweigt sich, wie neuronale Verbindungen. Vernetzungen. Susanne Kramer näht überwiegend in schwarz. Aber nicht ausschließlich. - Fadig nach außen wachsend, wie Schimmelfäden, Fasern ausbildend, wie manche Kulturen in der Petrischale,… Kettenmoleküle,… Garn. Garnkneuel mit winzigen Hohlräumen. - Wie Augen.
Susanne Kramer näht mit einer gewöhnlichen Nähmascheine wie sie erzählt und schiebt die Folie, auf der sie näht. Die transarente Ebene. Das Licht fällt durch das Gewebe, wirft Schatten, und es bildet sich eine Ebene unter der Ebene der genähten Ansichten. Die filigran genähte Kunst zeigt, dass Faden bisweilen ein Eigenleben hat. Und die genähten Gesichter werden lebendig. Gesichter, die wirken. Gesichter mit Tiefe. Tiefe, durch ihren Schattenwurf. Je nach Lichteinfall. Zum Spiel mit dem Licht fällt ein, dass die Fasern,… der Faden, auch transparent sein könnten. Ein Quergedanke springt zu den Spinnen. Man denkt, wieder einmal, an Spinnennetze oder die Netzwerke von Seidenspinnern.
Vernetzungen, die je nach Lichteinfall unsichtbar sein könnten, im Licht aber glitzern würden, und beim Schattenwurf zeigen würden, was sie darstellen sollen. Netze in denen sich wiederum Teilchen und Moleküle anlagern könnten, oder eingefangen werden könnten. Unsichtbare Netze, in denen Nebel und Rauch gefangen werden kann. Wasser. - Susanne Kramer erklärt, dass es nicht den selben Effekt hätte transparent zu nähen. Das Spiel mit Licht und Schatten würde nicht so effizient wirken, wie mit dem schwarzen Garn. - Vielleicht ahnt man, was sie damit sagen will. Vielleicht denkt man weiter und stellt sich vor, dass transparentes Garn erst im Sonnenschein sichtbar wird und plötzlich driftet man ab in ganz andere Sphären. Neue. Bei Susanne Kramer bekommt man eine Ahnung von der Genialität des Schneiderhandwerks. - Das Nähen wird gezeigt als Kunstfertigkeit, die weit über das Herstellen von Hüllen, Kissen, Taschen, Decken, und Kleidung hinausgeht. Die Genialität von Garn und Gewebe wird offenbar! Und dann denkt man nochmal an den Standort. Man ist in Hamburg. Der Freien Hansestadt, in der gehandelt wird mit den Waren der Welt. Es wird Gewerbe getrieben. Auch mit Gewebe! Gewebe, das verhüllt und Schatten werfen kann. Intensiver, größer, gewichtiger, je nach Abstand. Schatten, in denen man Informationen verbergen kann.
Und mit den Schatten spielt auch Carl Smith. Fisch-Schwärme, Materialschwärme, Datenschwärme… und mittendrin die ROBO-LOVE!
Man muss gar nicht viel mehr Worte dazu verlieren. Bei Carl Smith ist es soweit. Es steht kurz bevor… bald schließt sich der Kreis! - Mal rot, mal blau. - Der grüne Punkt dazwischen.
Der Amerikaner hat die Menschen hierzulande offensichtlich begriffen. - Falls es da überhaupt was zu begreifen gibt. Oder gab. Mit Lack auf roher Leinwand setzt er Akzente ins menschliche Sein! Bereit für die Automation zu übernehmen. Automation! - Untertan? - Wie lange noch? - Der Mensch hat es sich so erdacht. So entwickelt. Sich alles erleichtert und die Mühsal wegrationalisiert. Sich vielleicht am Ende selbst. Sich Mensch!
Mensch hat sich die Erde Untertan gemacht. So lautete der Auftrag.
Heute denkt man darüber nach, welche Möglichkeiten man hat, positiv in die Zukunft zu wirken. Mensch spielt mit den Gegebenheiten und entwickelt. Altes Wissen, neue Erkenntnisse, neues Design, Kontrolle und Simulation. Mensch kreiert, umkreiert, erschafft und zerstört, und er sendet und empfängt. Mit welchen Antennen?
Welche Rolle spielen die Antennen? In den einzelnen Zellen und Blöcken,… universal, global?War nicht alles schon lange bekannt? Lange vorausberechnet und vorhergesagt? An der Wirkkraft des Menschen, des menschlichen Gehirns vor allem und dessen Einfluss auf den Körper hat sich die oben schon erwähnte Choreografin Elena Kraft versucht und den menschlichen Kopf als Sendeeinheit gestaltet, mit spiralig aufgewundenen Antennen, welche direkt in die Wirbelsäule und ins Rückenmark wirken und vielleicht die Zahnrädchen in der oberen Schaltzentrale unter der Schädeldecke am Lauen halten. Spiralig aufgewundene Seelen? Wie die Unruh bei den Uhrmachern!
SEELEN! - Was ist Seele? - Sind Seelen? – Tatsächlich die Antennen, die Verbindung zwischen dem Drinnen und dem Draußen? Dem Hier und Jetzt und dem was war und was kommt? Das URWISSEN vom Sein? Eine philosophische Frage, die nicht zu beantworten ist. Nur ansatzweise erklärbar. Am Ende bleibt wie immer das große Fragezeichen. Das Fragezeichen über dem Chaos des Seins, das sich immer wieder neu formieren kann, nach bereits vorgegebenen, wie auch neu erdachten, oder kombinierten Mustern.
Manchmal erweist sich das Chaos des ersten Anblicks auf den zweiten Blick als Ordnung. Ordnung von Strukturen des Seins. So bei Svetlana Stentenbach , bei der man bei genauerem Hinschauen in den Details das Leben und zugehörige Datenfragmente erkennen kann, die am Ende das Sein ausmachen.
Strukturen des Seins. Was will, kann man sich darunter vorstellen? Bei Klaus Rimbach, dem Biologen kommt man den Strukturen vielleicht am ehesten auf die Spur. Er arbeitet mit Shellack, Kleister, Gesteinsmehlen, und versucht darzustellen, was sich ansonsten in Petrischalen abspielt. Mit Mikroben. In der Forschung erarbeitet man das Werden, um es nachzubilden, will das Organische erwachsen lassen, selbst Schöpfer spielen.
Häute kann man künstlich erzeugen, was Brandverletzungsopfern hilft, man kann künstliche Neuronen wachsen lassen, man kann Leben modifizieren. Man forscht und experimentiert weiter, wie man es zu allen Zeiten getan hat, in dem Bestreben sich eine perfekte Maschine zu erschaffen, die einem die menschlichen Sorgen am Ende, wenn schon nicht vertreiben, oder abnehmen, dann aber doch wenigstens erleichtern kann. Und Bedürfnisse befriedigen, denen jedes Instinkt getriebene Lebewesen wohl unterworfen ist. Hunger, Durst,… naja und dann noch…
Aber das ist ein anderes Kapitel und soll hier keine Rolle spielen. Auch wenn es angebracht wäre. Vor allem hier. Wie in allen großen Hafenstädten der Welt. Überhaupt: An allen Orten, wo mit Containern aller Arten gearbeitet werden muss!
Und aus den Weltmeeren kommen Arten mit in den Hafen, die sich sowohl an den Schiffen angesiedelt haben, als auch in den Containern eingenistet. Arten, die natürliche Barrieren überwinden und neue Arten für die Alte Heimat bedeuten. Arten, an denen dann auch wieder geforscht werden kann, die vielleicht im Zuge des Klimawandels Bereicherung, oder aber Gefahr bedeutet, weil sie alte Arten verdrängen. Auslöschen. Die Abstraktionen von Klaus Rimbach.
Katja Nordmeyer hat das Lochblech als Mal-Medium für sich entdeckt. Sie trägt auf den Lochblechen Farbe auf, die am Ende durchtropfen wird. Nicht vollst ändig, aber doch partiell. Und es wird ein Druck entstehen, der in Ansätzen veranschaulicht, wie Siebdruck funktioniert. Nicht durchgepresst, nicht durchgestrichen, sondern einfach durchgetropft. Ihre Frauen sind Persönlichkeiten. Erhabene, die das Durchtropfen überlebt haben. Das Durchwirken überlebt haben. Geblieben sind. Neue Gedanken treiben Blüten, neue Ideen, neue Impulse, aber die Wiederstandsfähigkeit hinterlässt Spuren . Ernste Gesichter, von Persönlichkeiten mit Strahlkraft! Schönheiten!
Und das Profil einer fremden Göttin beweist: Mensch sucht Perfektion! Schmuck und Ansehen, Jugend und Schönheit, von Katja Nordmeyer in Szene gesetzt, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt! Aber das Lochblech, und das Trocknen, während die Tiefe nach unten zerrt, die Trocknung zu Rissen führt, hinterlässt bleibende Schäden. Nur ein Experiment zu Restaurationsbewältigung? Spannend zu beobachten, wie ein ums andere Mal bei Katja Nordmeyer neue Gesichter auftauchen. Welche Geschichten stecken dahinter? Spielt es eine Rolle? Den Art-Collector kümmert´s.
Kerstin Emrich Thomas illuminiert das Urbane Leben. Beleuchtet die Menschen hinter den Kulissen und ihre Bedeutung! Zeigt, wie wichtig das Leben hinter dem Leben ist. Gibt den Menschen eine Stimme, die so oft nicht gehört werden. - Gehört werden können. - Menschen, die Sehen! - Vor Augen haben, was sich im Draußen abspielt, es einschätzen und einsortieren können, weil sie iüber Lebenserfahrung und Weitsicht verfügen. Über Jahre erarbeitete Menschenkenntnis. Die Künstlerin beleuchtet jene, die im Hintergrund wirken und leise helfen, ohne wahrgenommen zu werden. Jene, deren Stimme Gewicht hätte, würden sie frei reden sprechen, denen aber so oft die Hände gebunden sind. - Die Leute im Hintergrund, die sehen! - Wer würde zuhören, wenn sie anfangen würden zu erzählen? Wer würde sie ernst nehmen? Welche Lawine würden sie lostreten können? Kerstin Emrich Thomas rückt die Öffentlichkeit ins Licht und lädt ein genau hinzuschauen und mitzudenken. Wo passiert was, wo man es nicht vermutet?
Jakob Reh
Wer erinnert sich noch? Bud Spencer und Terence Hill? Gehört Mediengeschichte zur Ausbildung dazu? Und warum sollte eine junge Generation sich noch der alten Helden erinnern? Wer würde heute eine Büste von Cäsar aufstellen, oder eine Säule von Marc Aurel? Jakob Reh ist Lehrer. Und Künstler. Und er erzählt von seinen Schülern, die ihm begeistert folgen, wenn er seine Positionen als Künstler präsentiert. Auf der INCorporating Art Fair ist er nur mit einem Bild vertreten, dafür aber mit zwei Mappen voller Drucke. Und hier findet man ein Abstrichblatt. Mit Bud Spencer! Man muss zweimal hinschauen, erinnert sich an das alte Grundschülerspiel „Schau genau“. Und man begreift!
PONAWÉ
Stammesrituale in Afrika, politische Aussagen und Schmuck als Kriegsaccessoire hat sich Ponawé als Motiv gesucht, um kulturelle Besonderheiten der Völker zu beschreiben. Kulturelle Feinheiten, die nur schwer von anderen verstanden werden können, über die man aber nicht leichtfertig urteilen sollte sind sein Motiv. Jede Kultur hat ihre Besonderheiten und Feinheiten und Ziel des Künstlers ist es zu beleuchten, wo Dialog zum Völkerverständnis notwendig ist. Dialog als Mittel der Völkerverständigung dient dem Verständnis aller Nationen für die Arbeit am gemeinsamen Nenner für Menschenrechte. Hier sind nicht nur die Anderen gefordert, auch die eigene Position darf in Frage gestellt werden und im Hinblick auf internationale Zusammenarbeit und Verflechtung von Netzwerken rückt der Künstler auch die eigenen Vorurteile in den Fokus. Einen Fokus, der vielleicht Strukturen beleuchtet, die es so schon lange nur noch als traditionelle Brauchtumspflege zu besonderen Anlässen gibt.
Vielleicht ist man über viele traditionelle Strukturen durch die globale Vernetzung schon hinweg, versucht sich aber der Wurzeln zu erinnern, woher man kommt und wie man dahin gekommen ist, wo man gegenwärtig steht. Um gemeinsam in eine Zukunft zu wirken, in der die Völker sich alle Achtung und Respekt entgegen bringen und gesprächsbereit aufeinander zugehen. Auch im Hinblick auf Fragestellungen, bei denen die Fronten verhärtet sind, wie der Gleichstellung der Geschlechter beispielsweise.
Die Verschiffung der Waren, die über die Weltmeere kommen,… die Verladung und Verteilung…ist die Besatzung auf den Schiffen noch immer so zahlreich wie anno dazumal? Wieviel Mensch wird noch gebraucht? An allen Positionen, die weitestgehend automatisiert, vordefiniert ablaufen können, während Menschen wie Robert Balke nur noch feinschleifen müssen. Ecken und Kanten ausbessern vielleicht, um wahre Edelsteine von bleibendem Wert zu erschaffen. Sowohl bei Waren, als auch menschlich! Wie werden sich die Systeme wohl weiter entwickeln? Was wird bleiben? Wert sein, es als Idee in die Zukunft zu tragen? Mitzunehmen? - Man denkt zurück an den Verzweifelten, der versucht Ordnung in sein System der Taschen zu bringen. Big Data wird containert. Es braucht gute Manager, die sie sichern… Drahtseilartisten, welche die Drähte, die Verbindungen zwischen den Welten unter sicherer Kontrolle verwalten und zu jedem Zeitpunkt genau wissen, was im worst case zu unternehmen ist, wenn Havarien eintreten und Lieferketten unterbrochen werden, wie am Beispiel der Evergiven gezeigt wurde. Wie alles mit allem zusammenhängt setzen die Künstler der INCorporating art fair in allen möglichen Facetten in Szene.
Am Ende nimmt man einen humorvollen Blick auf das menschliche Treiben mit nach Hause, den die "Dust Bunnies" von Nicole Gerst verursachen. Wollmäuse, die Staub-Flaum-Cluster in Räumen, die man vernachlässigt hat. Wie die Pflege von Beziehungen, oder Freundschaften, die hinter der Arbeit vergessen werden, Während Zeit voranschreitet. Und dann bringt ein Staubflaum - Monster mit dem Titel "Schwesterherz" zum Grübeln. -Herz? (Mit oder ohne t? Wie war das doch gleich?) - Schwester? roter Plüschsessel mit Knöpfen, in Sektoren trennend, wie Kissen, quasi einzelne Zellen, am Knopf-Punkt zusammengehalten, gebunden. Das kleine Monster in weiß unter brauner Decke, vor grüner Wand, nicht sitzend, eher quer liegend, die Ohren gespitzt, mit Tasse in der Hand, Vielleicht Tee, vielleicht Kaffee, man weiß es nicht so genau. Das kleine Schwarze ( auch ein Monster?) zu Füßen, verbunden am linken Arm (aus seiner Sicht. - Schaut man darauf, liegt der Verband rechts. - Alles eine Frage der Perspektive...) schielt glubschäugig versehrt. Verwirrt? - Sicher ist, die Augen beider sind SEEEEEEHR groß! Und gelb! -Bei allen Dust Bunnies in ihren schweren Goldrahmen
Das Museum für Arbeit ist ein gut gewählter Ort für die INCorporating art fair.
Mit Martina Hamrik, der Frau mit den patentierten Schlaufenbildern, Susanne Kramer, der Künstlerin, die in genähten Ebenen denkt, mit Itamar Yehiel, der Steine, Blätter und Äste strickt, mit Robert Balke, der seine Maschine arbeiten lässt und den Werken anschließend nur noch einen mystischen Feinschliff verpasst, mit der Sachtleben Creative Factory, über deren Designer-Licht-Stücke am Übergang man erst noch einmal nachdenken muss…. Hamburg als Freie Hansestadt, die mit ihrem Hafen Umschlagplatz für die Waren der gesamten Welt ist, ist Schauplatz für Alles, was menschliches Leben ausmacht! Die Kunstfertigkeiten der Gilden und Handwerker, in der Vergangenheit im Wesentlichen Menschen, schließlich der Wandel hin zur Industrie- und gegenwärtig Informationsgesellschaft ist hier überall gegenwärtig. Und Trude wacht still und majestätisch draußen vor dem Tor. Vor dem gleichnamigen Restaurant. Als Auge, das den Untergrund hat blicken dürfen! Unter einem Fluss, der am Ende in ein Meer aller Möglichkeiten mündet!