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discovery art fair the Sleeping Beauty 2023

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The Sleeping Beauty im Dornröschenschlaf und FLACA inszeniert Kämpferinnen für die Weiblichkeit

Vielleicht stößt sich so manch einer an Motiven, die in Genres reichen, die Fantasien anregen, die man ablehnt. Denen man lieber aus dem Weg gehen will. Denen man sich nicht aussetzen will. - Fantasien, die durch unzählige Bilderwelten aus Fotografie, Film und Fernsehen, oder Pornografie in den Kopf gespielt werden. Vielleicht auch vererbte Bilderwelten aus Fantasien anderer, die wie zufällig über Nacht aus den Wolken geschüttelt werden. Und dann gibt es die Mutigen, wie FLACA, die nicht unter den Teppich kehren, sondern in Szene setzen, was vielleicht so manch einer an Gedanken, Träumen, Wünschen und Sehnsüchten unterdrückt. Die eine schöne figurative Sprache finden, die nicht zu viel und nicht zu wenig verrät und doch auch die Kehrseite der Medaille erahnen lässt. Eine Sprache, die dazu führen kann, dass mit dem Betrachter die Fantasie durchgeht. Dass die Bildsprache mächtig ist, weiß jeder. Im christlichen Wertekanon und Moralkodex sind die Urinstinkte unterdrückt, werden klein gehalten und es wird anerzogen zu schweigen. FLACA bricht das Schweigen. Und sie zeigt die Verletzlichkeit, wenn sich die Urinstinkte Bahn brechen und Liebe zum Spiel wird. Wenn die weiblichen Reize überreizen. Ihre Serie Bondage ist nicht für jedes Gemüt leicht verdaulich, aber zu verschweigen, dass es eine Szene gibt, die mit den Trieben spielt, ist nicht zweckdienlich. Das Tabu zu brechen, darüber zu sprechen hat FLACA malerisch perfektioniert.

Wichtig ist, dass es keine Grenzüberschreitungen gibt. Nur: Wo zieht man die Grenzen? Wer setzt sie und wer legt die Regeln fest? - FLACAs neues Buch hält auch die Kirche nicht außen vor. Oder die Kreise, in denen man die kirchlichen Riten und Rituale missbraucht. Wo geschieht was und wo erkennt man, wenn Opfer „herangezogen“ werden? Wer kann schützen, wer kann kämpfen und aushalten, und wer schützt? Man denkt für einen Moment an die FEMEN. Was ist aus ihnen geworden? Es ist still um sie geworden. – 2008 in der Ukraine von Inna Schevchenko gegründet, barbusig auf Tische steigend, den Herrschern die Stirn bietend, mutig und kampfbereit, provokativ reizend, für Frauenrechte eintretend,… wo sind sie alle hin? – Hat der Krieg die Mutigen entkräftet? Was, wenn Kämpfer:innen müde werden und aufgeben? Die Bilderwelten der sozialen Netzwerke beflügeln die Fantasie und es wird immer rauer. - Immer härter. - Welche Grenzen werden weiter überschritten? Und im Hinblick auf hybride Wesen oder Robotics, bei denen neue Wesen ohne Empathie erschaffen werden, wer kann erkennen, wann es ernst wird? Oder ist doch alles nur ein Konstrukt der Fantasie? Erschaffen für eine etwas andere Zweisamkeit, die besonderes Vertrauen braucht?

FLACA ist eine außergewöhnliche Frau und Künstlerin. Ihre Arbeiten sind besonders. Ihr Mut und ihre Kraft verdienen Beachtung und ihren starken Frauen, Girls with Guns, muss man danken, dass sie in einer von Männern dominierten Welt den Kampfgeist besitzen dem starken Geschlecht die Stirn zu bieten, damit die zerbrechlichen Beauties und Schönheiten dieser Welt in Ruhe sorglos in ihren Dornröschenschlaf fallen können, ohne befürchten zu müssen, dass sie jäh geweckt werden, für illustre Zwecke, je nach Bedarf.

In Asien malt man weniger laut. Weniger offensichtlich. Mit etwas mehr Feingefühl. Voller versteckter Botschaften, die viel Spielraum für Interpretation lassen. Mystisch, still und leise-

Die Kirschblüte ist ein tausend und abertausendfach abgebildetes Motiv und sie ist das Sinnbild für Jugend und Schönheit. Sie steht unter anderem für die Blüte der Sexualität. Und damit auch für den beginnenden Kampf der Geschlechter. Das ewige Spiel mit all seinen Facetten, ein Spiel, das schmutzig gespielt werden kann, oder auch sauber. Ein Spiel, über das man versucht keine Worte zu machen. Vielleicht weil es peinlich berührt, vielleicht, weil es Sehnsüchte wecken könnte, oder Urinstinkte heraufbeschwören und der zivilisierten Menschlichkeit entgegensteht. Das domestizierte Tier Mensch sucht Ausdrucksweisen für das Unaussprechliche, die Galerie Aria aus Südkorea zeigt wie es geht. Ganz ohne „Korean Drama“. Und gegenüber hängt die Kirschblüte bei Newinger Art wie ein Spiegel, an die spanische Alhambra erinnernd, auf der Stirnwand, hinter der die Andeutung eines Wafer in den Bann ziehen soll.

Vielleicht ist es zu viel, dass man es überhaupt ausspricht oder niederschreibt, vielleicht sollten all die Metaphern und Sinnbilder auch in Zukunft nur still und schweigsam für sich stehen bleiben, doch durch die heutzutage in allen Altersgruppen leichte Zugänglichkeit zu Hardcore-Filmmaterial von immer jünger werdenden Opfern, bis hin zu Kindern und Babies, verlangt es mit „13 reasons why“ im Hinterkopf geradezu, dass man laut brüllt, um alle zum Schutz der Schutzbedürftigen aufzurufen.

Tatsächlich gibt es nur wenige, die den Mut haben aufzustehen und wachzurütteln. Und damit vielleicht auch zu schützen. Oder zum Schutz aufzurufen. Mutige, wie die in Südamerika geborene FLACA! – Mutige, wie die ukrainischen FEMEN, oder Mutige wie YOO CHOONG MOK die den artistischen Umgang mit chinesischer Tinte bei der südkoreanischen ARIAGALLERY zeigen.

Frage sich jeder selbst, ob er in der Lage wäre aufzustehen und nicht wegzusehen, wenn im nächsten Umfeld etwas Auffälliges geschieht. Könnte man helfen, indem man investiert?

Bei Art meets Education, mit der starken Galerie art42 gegenüber, hat man die Wahl durch Investition in die Fähigkeiten und Talente der Ärmeren in den Gesellschaften dieser Welt zu helfen. Der nächsten Generation Chancen durch Zugang zu Bildung zu eröffnen. Bildung als Schlüssel zum Aufstieg und damit vielleicht Wohlstand. Bildung durch Kunst, die in die Breite wirken kann und Sprachen eröffnet, von denen man nicht ahnte, dass es sie gibt.

Investition bedeutet MUT. Investition in die junge Kunst, von der man nicht weiß, ob die erhoffte Wertsteigerung eintreten wird. Mut, das Unbequeme zu fördern. Das Leise, wie Laute zuzulassen und der Kritik Raum zu geben, die sie verdient. Oder den Träumen, Zielen, Wünschen und Sehnsüchten auf die Sprünge zu helfen.

Mut kommt manchmal ganz ohne Worte aus. Vor allem dort, wo Sprachbarrieren überschritten werden sollen, Sprachhürden genommen werden müssen und Dialog versagen kann. Wenn Worte nicht eindeutig sind braucht man einen zweiten Faktor zur Verständigung. An dieser Stelle kommt die Kunst. Wenn die fremden Zeichen einer Sprache nicht verstanden werden, aber die Bilder, die jeder kennt und versteht. Wie die Bilder der realen Welt. Wie die Kirschblüten im Frühling, neben den idealisierten Wassertropfen aus Glas, auf erdfarbenem Grund.

Ein Ansatz die Kirschblüte zu betrachten ist auch die atmosphärischen Rahmenbedingungen einzubeziehen. - Ist die grüne Uhr immer im Takt? - Würde man es bemerken, wenn sie aus dem Takt gerät, weil Sommer zu warm, oder Winter zu kalt werden#? Es gibt Arten, die sind Frühblüher, quasi frühreif, andere wiederum blühen erst später auf. Mit der Natur ist es wie mit den Menschen. In der Bildsprache lernt man, vor Allem aus dem feinsinnigen Fernost eine feinfühlige, sensible, tiefsinnige farblich reduzierte Sprache, die den Pflanzen menschliche Attribute zuordnet, so wie es der Franzose La Fontaine in seinen Fabeln mit den Tieren gemacht hat. Black and White bei Zebras und Pinguinen werden schließlich zu stilisierten Gegensätzen, die in Einem existieren. Im weitesten Sinne Sinnbild für die Gegensätzlichkeiten des männlichen und weiblichen, des weichen und harten, des schönen und hässlichen, der Harmonie oder Disharmonie, kurz gefasst von Yin und Yang.

Bei all den Betrachtungen über die zwischenmenschlichen Problemstellungen oder instinktiven Ausbrüche landet man irgendwann zwangsläufig bei den unterschiedlichen Glaubenswelten, die alle einen unterschiedlichen Ansatz von Gesetzen zum menschlichen Miteinander haben. Man sollte meinen ein friedliches Miteinander wäre in der heutigen Zeit so leicht wie nie, doch die sozialen Medien beweisen das Gegenteil. Die christliche Kirche mit ihren Missbrauchsfällen verliert mehr und mehr an Einfluss und will sich mit alten Traditionen neu erfinden. Es scheint, dass auch im Hinblick auf Überwachung und Selbstüberwachung immer mehr Tabus aufgebrochen werden. Moralvorstellungen fallen. Gibt es verlässliche Studien zu Zahlen der Veränderungen seit smarte Medien und Smartphones den Großteil unseres Lebens bestimmen? Jeder hat leichten Zugang zu fast allem. Wie kann hier gesteuert werden, dass nicht alle Grenzen überschritten werden? Oder ist es an der Zeit alle Regeln über Bord zu werfen, weil sie nicht mehr funktionieren können?

Dennis Josef Meseg hat sich mit den Folgen der Menschlichkeit auseinandergesetzt. Gibt der Auseinandersetzung mit Menschenrechten einen Raum, der nicht wirklich für Menschenrechte bekannt ist. Er inszeniert das Aushalten vom Leiden der Opfer innerhalb geschlossener Kreise, dabei ist es ihm wichtig, dass der gewählte Raum NUR sinnbildlich gewählt ist. Der gotische Beichtstuhl in einem Kirchenraum als Installation aufgebaut, ist Wasser auf die Mühlen derer, die mit Kirche und Glauben ohnehin nichts am Hut haben. 8 Aktmodelle stellen Szenenbilder dar, die zum Nicken ani mieren. Es wird leichtfertig an den Pranger gestellt, ohne die wertvolle, oft selbstlose Arbeit all derer zu thematisieren, ohne die das System nicht funktionieren würde. Ja viele Systeme gar zusammenbrechen würden. Ohne die Krieg und Gewalt wieder an der Tagesordnung wären, weil der natürliche Urinstinkt und Überlebensdrang einfach keinen Frieden vorsieht. Menschlichkeit wird damit zur Selbstunterdrückung! Der Urinstinkt selbst zum Sündenfall. Sich mit Glauben und Religionsgeschichte auseinanderzusetzen führt schließlich genau an den Ort, wo Dennis Josef Meseg inszeniert: Gotischer Raum mit symbolisch festgelegtem Inventar und Mobiliar, in Riten agierend unterm Kreuz, als judikatives Instrument. Raum, in dem die Absolution erteilt wird.

„Absolvo te!“ verweist herzlose Täter auf den Platz, sich ihren Missbrauchsopfern zu stellen, kniend, um Verzeihung bittend, für das Leid und den anhaltenden Schaden, den sie kleinen Menschen zugefügt haben.

Dennis Josef Mesegs Inszenierung berührt und bewegt. Was Menschen Menschen antun, ohne Reue, ohne Herz, wie werden Menschen zu gefühllosen Monstern? - Was müssen sie aushalten können, um alle Emotionen ausblenden zu können? In welchen Berufsgruppen müssen Menschen emotionslos agieren können? Und welche Rolle spielt die Kirche beim Werden von emotionslosen Charakteren? – Wer ist Opfer? Wer Täter?- Wer Meister? Wer Diener? – Die Nacktheit der Akteure ist das Stilmittel der Wahl, um zu zeigen: Erst die Kleider machen die Leute. Wer mit nichts kommt, kann alles sein und ist zuallererst Mensch. -Vielleicht FREI! - Auf jeden Fall befreit von den Zwängen, denen die Akteure innerhalb der Gesellschaften unterworfen sind und die einen Jeden in seine Schranken weisen sollen. – Welches Fazit zieht man aus der Inszenierung? …

Jeder darf selbst grübeln-.

In der Zwischenzeit bleiben die Eindrücke der discovery art fair, an einem Aprilwetterdurchwachsenen Wochenendes, einer friedlichen Kunstschau, die Kunstliebhaber anlockt, um zu investieren in Künstler und deren künstlerische Positionen, die in den meisten Fällen weit mehr sind, als nur dekorative Elemente für die Gestaltung der räumlichen Möglichkeiten.

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