main art Aschaffenburg 12.-14.05.2023
Man findet Seitenverweise, Links, Fotos einer schönen, jungen Frau, einer Frau mit Kind, Fotos einer Handballerin, einer Sportlerin, den link zu Instagram, zu facebook,… und Texte. Texte, die eine Sprache sprechen, die den Fotos widersprechen, den Bildern einer lebensbejahenden, fröhlichen Frau, die mitreißt, die sprüht voller Leben. - In den Texten aber liest man Sehnsucht. Gedanken über unendliche Sehnsucht vielleicht, und Verwirrung. Und die Entmenschlichung in den Bildern reflektiert, was man liest.
Bei Anja Ernsberger findet man Fragen, die man sich vielleicht noch nie gestellt hat. - Keine Antworten.
Wer sind wir, woher kommen wir, wohin gehen wir? Was wollen wir sein? Was geben wir preis?
Was, wenn wir nicht sehen könnten? Was würden wir fühlen? Was bliebe?
Gefühle müssen raus! Müssen verarbeitet werden, brauchen ein Ventil, sollten nicht unterdrückt werden. – Im Netz=?
Wer sind wir? - Wir Mensch(en)? Und warum sind wir manchmal so ernst? Bei Anja Ernsberger im Instagramprofil findet man viel Fröhliches. Viel Leben! - Nicht nur den Ausschnitt dessen, was auf der main art 23 zu sehen ist. Die Künstlerin reißt mit! In all ihren Facetten.
Wer wird sich für das Gegenüber interessieren, mehr als für das Selbst, das man mit einem Selfie in die Außenwelt tragen kann? Und will man das? Mit der kreativen Leidenschaft Geld zu verdienen hat man auch alle auf den Plan gerufen, die verdienen wollen an dem Geschäft mit der Hoffnung. Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten muss reichen, um zu kämpfen, um diszipliniert zu arbeiten. Sich weiter entwickeln zu wollen, besser werden zu wollen, in der Hoffnung eines Tages einen Abnehmer zu finden, der spüren kann, warum man tut was man tut und warum die Sprache der Kunst es wert ist verstanden zu werden.
Unser Hören, unser Sehen… unser Fühlen ist, was vermessen werden soll. Vermessen wird. Seit Jahren. Seit die ersten Impulse elektronisch durch die Welt gejagt wurden. Wir können uns digital äußern, uns übermitteln, elektronisch kommunizieren, aber was, wenn wir dann draußen vor den realen Menschen stehen? Und warum sollten wir das wollen, wenn das „für sich sein“ so viel Unkomplizierter ist? Wenn bei Unbequemlichkeiten ein „switch off“ ausreicht, um sich zu schützen. Zu schützen vor der unbegreiflichen Menschlichkeit, die einfach nicht kategorisierbar ist, weil jeder Mensch einzigartig ist und ein Zusammenleben immer schwieriger wird, je annehmlicher die digitale Parallelwelt sich gestaltet.
WOZU RAUSGEHEN?
Andererseits:
WOZU DRIN BLEIBEN?
Am Ende muss Geld verdient werden. Die Existenz abgesichert werden, es sei denn, man will sich in die Abhängigkeit von einem Anderen (Menschen? / Staat?) begeben und sich dessen Launen und Willkür gefallen lassen, weil man finanziell keine anderen Möglichkeiten hat.
Im internationalen Wettbewerb braucht man die zur Selbstausbeutung bereiten Existenzen. Was kann man in 24/7 erreichen? Was braucht man zum Leben? Fürs Glück? Was muss Kunst einbringen (können) damit man weitermachen kann? Darf? Förderer findet?
Wie perfekt muss sein, was man abliefert? Reicht es, als Aktionskünstler einfach das zu nehmen, was gegeben ist?
Das Hobby zum Beruf machen, wer träumt nicht davon? Wer schafft es? Kann es schaffen? Wenn das Jeder versuchte, wie würden die Systeme aussehen? Wäre das Chaos vorprogrammiert?
Das Chaos hat Juliane Hundertmark perfektioniert. Das Chaos in seiner absurd-fantastischen Ausgestaltung. Ihre Seite ist eine Offenbarung.
Einzigartig die Karikatur der Existenz! Ein Brandbrief an die Gegenwart!
Randalf Dilla visualisiert die Zeit und den Menschen in seiner Verletzlichkeit inmitten der abermilliarden Teilchen, von denen er permanent bombardiert wird. Deren Beschleunigung kann nicht ohne Auswirkung bleiben (werden). Die Geschwindigkeit, der sich ein Organismus permanent aussetzt, ja aussetzen muss, macht etwas mit den Kreaturen und als ob man es noch erklären müsste visualisiert der Künstler auf den alten Ansatz hin, mit der Betrachtung dessen, was sich wie voneinander weg, oder aufeinander zubewegt. Wie wollte man Geschwindigkeit und Beschleunigung besser in Bilder fassen als mit Linien und Pfeilen, also Vektoren? Und was hat das Ganze mit dem Erscheinungsbild eines Wesens zu tun? Das Rad der Zeit lässt den Betrachter berührt zurück. Inmitten all der Microwellen, in denen wir existieren und in denen wir unseren Platz finden müssen. Ein bisschen ist es, als wäre man mitten drin in der unendlichen Geschichte der Existenz, in der sowohl das Dunkle, als auch das Helle an uns zerrt. Und die Bilder, voller altbekannter, vorurteilsverheißender Symbole verleiten zu Meinungen. Immer die richtigen?
Jakob Gaiser ist jung! Die Farbgebungen und Schattierungen der Existenz sind noch erweiterbar. Seine expressive Leidenschaft ist abstrakt, aber deutlich zu spüren. Immer taucht ein Orange mit auf. Mal als Quadrat, mal als Dreieck, immer aber hervorstechend präsent. Auch schon mal als verbindendes Element zwischen schwarz und weiß. Das Helle, das sich wie aus dem Dunkel erhebt, oder das Dunkel, das aus dem Hellen fällt, eine Idee des Verbindenen, des Bindenden, abstrakt, nicht greifbar und doch als Gedankenansatz gut aufgreifbar. Vielleicht nicht sofort nachvollziehbar.
Aber als Erkenntnis: Alles ist Eins. - Die Bedeutung der Farben spielen in viele Bereiche hinein, sind oft Platzhalter für Stimmungen und Gefühle, manchmal nur symbolisch zu deuten. Die Deutungshoheit schließlich liegt beim Betrachter selbst. Sofern der nicht im Gespräch mit dem Künstler auf eine andere Idee gebracht wird. Auf andere Gedanken. Denn um Gedankenansätze geht es sehr oft in der Kunst. Um Denkanstöße.
Die Jugend, und Jacob Gaiser ist noch SEHR jung, sucht ihren Platz in der Gesellschaft, will sich positionieren und versucht sich auszudrücken. Das Reduzierte ist dabei manchmal nicht der schlechteste Ansatz. Man wird nicht abgelenkt von den großen Hauptkräften, die uns umgeben und leiten, und in denen alle Aufspaltungen in die einzelnen Frequenzen, oder besser ausgedrückt: Schattierungen und Farben des Spektrums, nur ablenken würden.
Andererseits : Die Welt ist nicht nur hell oder dunkel.
So nimmt man von der main art 2023 mit nach Hause: Der Moment ist es wert, ihn intensiv zuzulassen und sich auch mal fallen zu lassen und zuzuhören, bzw. zu schauen, was man sich von Anderen an kreativem Rat für die einzelnen Phasen abschauen kann. Und das Ein oder andere darf einfach nur das Herz berühren. Wie vielleicht die Lebens-bejahende Kraft eines Werkes von Milanda de Mont, das man als Anblick dann dauerhaft um sich haben möchte.