Me and My Machine
WIR WAREN DRAUßEN!
„Freitags für die Zukunft.“ - Mal nichts getan. - Naja, wenn man denn rausgehen und Staunen als „Nichtstun“ bezeichnen darf. Einzig der Fahrtweg ist in Frage zu stellen. Zu viele Kilometer. Zu wenig nachhaltig. Und das bei derzeitigen Spritpreisen. - Würden wir in Duisburg wohnen, was wir nicht tun, leider, oder Gott sei Dank, kommt ganz darauf an, wie man es sehen will, je nach Cityliebe, Stadtverdrossenheit, Landflucht oder Anstellungsverhältnis, also würden wir hier wohnen, gäbe es nichts gegen den Spaziergang einzuwenden, bei dem man dann eben im Lehmbruckmuseum „landet“.
Es ist Freitag und es ist diesig-trübes Wetter. Die Stadt wirkt verwaist. Eigentlich gibt es viele Gründe sich zu Hause einzugraben. Aber noch viele mehr, es nicht zu tun. Und die haben überwogen. Wie gesagt, wir waren draußen! Und wir haben Tony Cragg gesehen. Naja, nicht Tony Cragg, aber seine Kunstwerke, mit denen wir schon bei der Ausstellung „Licht und Transparenz“ in der Bonner Münsterbasilika in Berührung gekommen sind.
Aber wegen Tony Cragg sind wir nicht hier. Wir sind hier wegen „ME AND MY MACHINE“.
Wortverspielt hatte man vielleicht an rollende Maschinen gedacht. An Motorräder, oder Autos, oder eben irgendwas, was fremden Antrieb braucht, aber an das Smartphone hatten wir nicht gedacht. Jedenfalls nicht auf Position Nummer EINS.
Pixel und Punkte, Lichtspiele und terrestrische Pulsare, Virtuelle Realität, Augmented Reality, AR, und Robotics, wer hätte sich das vor Jahren ausmalen können, wohin die Reise geht?
Filme wie GATTACA seinerzeit (1997) haben schon damals Fragen aufgeworfen, die den Genetischen Code ins Licht gerückt haben. „Plastic Surgery“ und Gen-Codierung, Pandemie und Impfung, „Symbiose zwischen Mensch und Maschine“, so der Untertitel der Ausstellung, und eine Jugend in Zeiten des Klimawandels, in der man sich noch einmal an „Nummer 5 lebt“, oder „Wall-E“ erinnert machen sehr nachdenklich. Je weiter man optimiert, wozu braucht man dann noch den Menschen?
Dass, was Fluch ist, auch Segen sein kann, zeigt Sophie de Oliveira Barata mit “Cuckoo” und dem zugehörigen Tanzfilm der Candoco Dance Company. Die medizinische Forschung ist inzwischen technisch soweit fortgeschritten, dass das Leben deutlich verlängert und die Lebensqualität extrem verbessert werden kann. Künstliche Herzschrittmacher, Kunstherzen, Hörgeräte, Arm-, Bein-, HandProthesen, … Behinderungen können immer besser „unterstützt“ werden und es kann Positives für die Menschenwürde getan werden.
Den makellosen Körper zu „bauen“, die Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen, … die Forschung ist weit gekommen, aber dann gibt es da die Frage: Gibt es einen Punkt, an dem man eineGrenze ziehen sollte?
„Technische Erweiterungen des Körpers“ werden im Ausstellungshandout erwähnt. Entwickelt um zu helfen. Aber bei allem, wo Positives den Anstoss gab und gibt, kommt der Faktor Geld hinzu. Dann kommen Jene ins Spiel, die verdienen wollen. - Wem wird was zugänglich sein? - Wem wird was vorenthalten werden? - Wer wird sich Prothesen leisten können? – Technische Erweiterungen.
„Technische Erweiterungen des Körpers“, oder gar des Geistes. - Vom Zahnimplantat, über Brustimplantat, über Schönheitsoperationen oder Hirnstimulationen, wer zahlt aus welchen Gründen für was? Nur bei sich, oder auch für ein perfektes Gegenstück? (Keine neue Frage, schon in den Siebzigern, wahrscheinlich auch Sechzigern schon heiß diskutiert.) - Folgt am Ende alles einem medizinischen Zweck? Und sei es nur um Sehnsüchte, Träume, Wünsche und Hoffnungen zu befriedigen? - Was ist mit der Intelligenz? Ist sie ohne Lernen steuer- und erweiterbar? Ist ein Gehirn kreierbar? Dann kontrollierbar? - Manipulierbar? - Menschliches Denken simulierbar?
Fragen über Fragen, die in der Ausstellung aufgeworfen, nicht aber beantwortet werden.
„WELCHE ZUKUNFT HAT DIE ZUKUNFT?“ Das ist die Frage, die bleibt.
Noch vor dem Verlassen der Ausstellung sieht man diese Frage auf einem Flyer, aufgeworfen vor etwas, das aussieht, wie ein Portal. - Das Portal in die digitale Welt? Ein schwarzes Loch? Umrandet von blauen Strahlen, Wellen, Pulsen? - Aufgetan hinter schwarzem Glas? Einem schwarzen Brunnen gleich, wie dem aus der Sammlung Ströher, den Ulrich Rückriem 1986 aus schwarzem Granit erschaffen hat.
Vom 5.3. -2.4.22 widmet sich www.futur21.de mit 32 Künstler:innen in 16 Industriemuseen in NRW der Beantwortung der Frage.
„WELCHE ZUKUNFT HAT DIE ZUKUNFT?“
Bis dahin bleibt DANKE zu sagen, an alle Kunstschaffenden, die nicht aufgeben, und all die Förderer, die sie unterstützen und die Mutigen, die aufstehen, dem Unaussprechlichen eine eigene Sprache zu verleihen. Eine Sprache, die Brücken bauen kann und Mut macht. Und die Hoffnung zulässt, dass trotz aller Schwarzmalerei und der Frage nach der eigenen Position zu „Me and My Machine“ am Ende alles gut ausgehen wird.