RESISTING ERASURE - ART COLOGNE 2021
RESISTING ERASURE: Queer Art in Hungary, ART 19 – BOX ONE und die schwarzen Fäden einer Didem Erk.
Von der „Welt“ zur Nebensache erklärt, ist der Raum, welcher der Queer Art auf der 54. ART Cologne eingeräumt wird zu groß, um als Nebensache abgetan zu werden. Den Boxring, in dem Performances gezeigt werden, assoziiert man mit sich freiwillig ausgesetzter Gewalt. Die Performances allerdings zeigen stille Kämpfe gegen sich selbst. Versuche des Widerstandes gegen die Impulse, die auf einen einwirken.
Die Kunst des „Fight Club“ ohne Erläuterung zu verstehen ist fast unmöglich. Was man sieht macht nachdenklich.
Wenn Menschen mundtot gemacht werden ist es eine andere Verbannung in die Unsichtbarkeit, wie sie schon bei „Queer Art in Hungary“ erwähnt wurde. Und wieder ist man bei den Menschenrechten und Artikel 19. Autoren und Journalisten müssen das Recht haben zu schreiben, ganz gleich in welchem Kontext. Für Journalisten gilt allgemein die Beachtung des Pressecodex, allerdings spielt inzwischen eine große Rolle, dass immer mehr nicht organische Bots das Schreiben übernehmen, und die Inhalte vielleicht durch das Erlernen von Schreibinhalten menschlicher, eventuell aber fragwürdiger Vorbilder, geprägt sind.
Wenn man verbale Inhalte aufgrund der Masse an Content im Netz immer schwerer kontrollieren kann, wie kann man den Schutz gefährdeter Personen gewährleisten? Diese Frage nimmt man als eine der großen Aufgabenstellungen mit in die Zukunft und bedankt sich in Gedanken für jeden kreativen Geist, der den Mut aufbringt sich gegen das große Löschen aufzulehnen. Auch wenn er sich damit Gefahren aussetzt, von denen er nicht einmal ahnt, dass sie existieren.
Zensur und Löschung darf nicht die Lösung sein. Das Vorbeugen der Veröffentlichung von fragwürdigen Texten sollte Ziel sein. Kritisches Denken durch Allgemeinbildung zu schulen sollte internationales Ziel sein. Jeder, der an einem smarten Endgerät arbeitet sollte sich darüber im Klaren sein, dass sein Schreiben nicht absehbare Folgen haben könnte. Vor allem, wenn automatisierte Übersetzungsprogramme beim Dolmetschen die falschen Zusammenhänge konstruieren. Die Sprachen der Welt sind es wert genauer in Augenschein genommen zu werden. Es muss für das Bedenken der vielfältigen Übersetzungsmöglichkeiten eines Wortes sensibilisiert werden. Dem großen Aufbegehren in der Bevölkerung und einer Eskalation kann man vorbeugen.
Die „Welt“ stuft die diesjährigen ART COLOGNE in der Bedeutung herab, aber tatsächlich hat der Neustart Kultur etwas Großes geleistet. Das Denken verändert sich. Die Betrachtung von Kunst findet neue Wege. Dabei steht man vielleicht erst am Anfang, aber es ist ein Hoffnungsschimmer, dass die Kunst neue Richtungen erkennt und auch im Hinblick auf Klimawandel und Nachhaltigkeit neue Wege geht. Communities wie „Queer ART in Hungary“ könnten dabei eine größere Rolle spielen, als man ahnt.