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Kunststile

Kunststile

Du willst Kunst verstehen? Du hast keine Ahnung von Kunstgeschichte? Du willst die Stilrichtungen in der Kunst erkennen können. Es muss nicht zur Lebensaufgabe werden. Eine kurze Zusammenfassung, mal ganz anders.

ZEIT mit SINN zu füllen während man wartet, darum ging es schon in Vor- und Frühzeit. Man verbrachte die Zeit des Wartens mit zeichnen. Höhlenmalereien in aller Herren Länder zeugen von menschlicher Schöpferkraft und der Darstellung dessen, was das Leben ausmacht.

Manchmal ist es MAGIE, welche die Hand des Künstlers führt. Eine Eingebung, wie aus einer fernen Welt. Inspiration und der Flow, der in Gang gesetzt wird, davon sprechen Künstler und nicht immer ist klar was sie meinen, aber wenn man das Werk betrachtet kann der Funke überspringen und man kann nachfühlen, was der Künstler mitteilen will.

Wer Kunst verstehen will muss sich nicht unbedingt durch die Kunstgeschichte quälen.

Bei so manchem Werk hat sich schon die Frage gestellt: Ist das Kunst oder kann das weg. Heute mehr denn je, doch kein kreativer Geist erschafft ein Werk ohne Gedanken. Und in jeder Epoche waren es andere Impulse, die zur Entstehung des Werkes führten. Jede Zeit hatte ihre Herausforderungen, vor allem gesellschaftlich. Diese zeigen sich in dem, was man der Welt hinterlassen wollte.

Kurz zusammengefasst findet man in einschlägigen Werken* als wichtigste Epochen der Kunstgeschichte:

Frühe Kunst

  • Kunst der Steinzeit

    Ein verwundeter Bison greift einen Vogelmenschen an! - Lascaux, nur eine der Höhlen der Altsteinzeit, in der man sich die Zeit des Wartens durch Kunst vertrieben hat. Das Warten und die Jagd bestimmen diese Zeit. Die Zeit des Wartens auf die großen Herden von Wisenten oder Bisons. Das Warten auf das Ende des Hungers. Warten, während Naturkatastrophen stattfinden, Feuersbrünste und Überschwemmungen, und rätselhafte Phänomene den frühmenschlichen Geist verwirren. Ganz sicher stillt man den Hunger auch bisweilen mit den falschen Kräutern, Gräsern und Beeren und stolpert so aus Versehen über Gifte der Natur und die ersten bewußtseinserweiternden Substanzen werden gefunden. Das Erwachen des Bewusstseins führt zum Beginn des erweiterten Denkens. Eine Art von Magie. Und während des Wartens ergibt man sich dieser Magie. Setzt diese Magie ein, um den Erfolg der Jagd heraufzubeschwören. Man stellt in der Zwischenzeit als Malerei oder Ritzung dar, wofür man lebt und was man den Nachkommen zeigen möchte. Jagdszenen und die gejagten Tiere werden der Nachwelt hinterlassen. Die uralten Zeichnungen sind der Anfang der Kulturgeschichte der Menschheit. Die Vorstufe zum Wort. Man beginnt den Anderen Wissen zu hinterlassen.

    Denkt man an die Kunst der Steinzeit denkt man unbedingt auch an die Felsmalereien von Chauvet, die mit Lascaux zu den schönsten Felsmalereien der Welt zählen. Oder an die Kratzspuren von Altamira.

    Den meisten Felsenzeichnungen der Steinzeit ist gemein, dass Jagdszenen dargestellt werden. Die Jagd-, Kampf- und Tötungsrituale haben auch immer etwas mit Entschlossenheit und Kampfgeist zu tun, und um als kleiner Mensch den Kampf mit einem wilden Tier aufzunehmen braucht es mehr, als nur Mut. Woher die Kraft und Stärke nehmen, um in einem Kampf nicht sofort zu verlieren und das Leben zu lassen.

    Jagd heißt sich mit Tod und Leben auseinanderzusetzen. Was der moderne Mensch längst verloren hat, die Achtung vor dem Leben an sich, eines jeden Lebens an sich, wird in den Höhlenmalereien spürbar. Ein Tier zu töten, um zu überleben, ist eine Handlung, die kein Gewissen erlaubt. Das Gewissen scheint schon damals existiert zu haben. Um das Gewissen auszuschalten beginnt der Urmensch sich in Trance zu versetzen. Trance, Rausch und Magie sind es, die man in den Jagdszenen erkennen mag. Diese Magie hilft Kraft zu gewinnen. Der große Geist wird beschworen, um Jagderfolge zu erzielen. Das ist, was man heute aus den Felsenmalereien in aller Welt herauslesen mag. Und vielleicht sind und waren es rituelle Tänze und Gesänge, die dabei halfen bzw. helfen, dass der Geist und oder die Seele den Körper eines Schamanen verlassen kann, um Kontakt mit den Geistern aufzunehmen.

    Neben den Jagdszenen spielen auch Nacktdarstellungen von Frauen in der Steinzeit eine große Rolle. Die Frau als sozialer Mittelpunkt, verantwortlich für Fortpflanzung und Erhalt bzw. Vergrößerung der Sippe. Als Fruchtbarkeitsgöttin wird immer wieder eine Figur einer üppigen Frauengestalt dargestellt, was insofern wundert, da es sicher kein Überfluss gab und schwer vorstellbar ist, dass Frauen damals solche Formen gehabt haben.

    Aller Kunst der Steinzeit ist gemein, dass dem nomadischen Dasein des Menschen allmählich durch Sesshaftigkeit ein Ende bereitet wurde und die Sesshaftigkeit der Beginn eines organisierten, durchdachten Daseins war, der mehr und mehr Sinn für Kultur entwickelte und die Schönheit von Dingen schätzen lernte. Das Verzieren von Gebrauchsgegenständen wie Tongefäßen, Krügen oder Schalen ist bis heute eine der höchsten Künste, für die man bisweilen, je nach Kunstfertigkeit der Darstellungen, viel Geld zahlen kann.

    Nicht zuletzt findet der Totenkult seinen Anfang in der Steinzeit. Man beginnt die Toten zu begraben. Und was mit Hünengräbern und Megalithen begann, gipfelt schließlich im Bau von Pyramiden und großen Felsengrabstätten. Der Glaube daran, dass das Leben mit dem Tod nicht endet, scheint eine zutiefst menschliche Angelegenheit zu sein. Vielleicht nur eine Hoffnung, dass es einen tieferen Sinn hinter allem gibt. Auf jeden Fall ist die Brücke zwischen Diesseits und Jenseits eine Idee, welche alle Kulturschaffenden seit Anbeginn der Nachwelt zu hinterlassen suchen. Und man darf dankbar für jedes noch so kleinste Zeichen der Kulturgeschichte der Menschheit (heute vielfach geschützt durch das UNESCO Weltkulturerbe-Siegel) sein, einer Spezies, die sich durchaus bewusst sein kann, dass es auf das eigene Handeln ankommt, wie die Welt von morgen aussehen wird.

  • Kunst des Altertums (ca. 3000 v. Chr bis 6. Jh nach Chr)

    Am Anfang stand das Wort! Dieser Satz ist einer der bedeutendsten der Menschheitsgeschichte. Die Sprachen der Welt haben sich sicher schon weit vor allen schriftlichen Überlieferungen entwickelt, aber erst mit der Entwicklung von Zeichen zur schriftlichen Überlieferung wurde der Grundstein zur Bildung und zur Feinarbeit am Menschsein gelegt. Das Werkzeug: Ein Keil, und die ersten Hochkulturen hinterlassen Spuren. Die Keilschrift der Sumerer, die Hieroglyphen der Ägypter, ... die Schrift entwickelt sich. Die Griechen und Römer denken quer und entwickeln eigene Zeichen. Himmelsbeobachtung, Trigonometrie und Wissenschaft, ... die Hochkulturen beeinflussen sich gegenseitig und schauen voneinander ab, sowohl beim Wissen, bei der Architektur, der Baukunst, sowie bei Kunst und Kultur allgemein. Die Menschen nutzen die Impulse und Inspiration und kreieren Neues. - Eigenes.

    Wenn man von der Kunst des Altertums spricht meint man in der „westlichen Welt“ den Kulturraum Mittelmeer. In den fruchtbaren Schwemmlandschaften an den großen Strömen wie Euphrat und Tigris, im Zweistromland Mesopotamien, sowie entlang des Nils und später bei den Griechen und Römern, entstehen bedeutende Relikte der Kulturgeschichte der Menschheit.

    Denkwürdig in diesen Zeiten ist die Bedeutung von Glauben. Allen Kulturen ist gemein, dass sie an höhere Mächte oder eine höhere Macht glauben. Und im Namen des Glaubens werden Denkmäler gesetzt. Es werden der Nachwelt Zeugnisse der Zeit hinterlassen. Auf Tongefäßen und auf den Bauwerken, in Mosaiken oder auch an Wänden werden Kunstwerke hinterlassen, die bis heute nicht an Faszination eingebüßt haben. Und wie auch schon aus der Ur- und Steinzeit werden Zeugnisse mystischer Ereignisse hinterlassen. Das Gleichgewicht von Gut und Böse, der Ahnenkult, die Verehrung von Tierwesen, und die Bewunderung für Schönheit und Jugend spielen immer wieder eine große Rolle.

    Papyrus, die Vorstufe zum Papier, das eine leichtere Verbreitung von Information und wissen ermöglicht, wird entwickelt. Die ersten Bücher der Bibel werden überliefert. Vorerst mündlich, später schriftlich. Gesetze werden fixiert. Die Bibel ist wohl das erste Gesetzeswerk und Geschichtsbuch, an dem die Nachwelt unablässig arbeitet. Eine Überlieferung von der Problematik des Menschseins an sich: Die Kontrolle des Instinkts, des tierischen Impulses, welcher den Mensch zum Menschen macht. Überlieferung und moralischer Kelch, aus dem man unentwegt schöpft.

    Die Sesshaftigkeit der Menschen, eine Folge der Kultivierung fruchtbarer Böden in den Schwemmlandschaften der Flüsse, führt zu zahlreichen Nachkommen, die wiederum Platz brauchen. Immer mehr Platz. Und Kriege und Schlachten erweitern den Jagdtrieb, der ursprünglich der Arterhaltung durch Nahrungssuche diente, um Gebietseroberungsbemühungen. Der Zug der Armeen ist nicht mehr wie einst gebietsbegrenzt und in der ganzen Sippe, die Männer ziehen allein und bei den Feldzügen müssen sie ihrer Urinstinkte Herr werden. Die Kunst liefert hier einiges an Material, das man interpretieren kann und das Gedankenwelten in Gang setzt, die jüngst ihre Blüten in unzähligen Filmen, Serien und Dokumentationen treibt. Bisweilen darf man sich fragen, ob man alles, was die Fantasie so zu bieten hat wirklich in Szene setzen sollte. Und der Schönheitskult in den Abbildungen der Kunst verzerrt schon in der Antike Bild der Wirklichkeit.

    Das verlorene nomadische Leben und die Sesshaftigkeit haben einen Zeitgewinn mit sich gebracht. In dieser Zeit kann man kreativ sein. Kreativ zur Schaffung von Kunst. Der Kunst des Altertums könnte man Jahre widmen, könnte noch mehr Bücher schreiben und Fotoarchive füllen, als ohnehin schon existieren, denn so vieles ist noch imposant erhalten und überliefert, alles in allem aber ist auch die Kunst der Antike nichts anderes als eine Hommage an das Leben und seine Herausforderungen an sich und ein kulturhistorisches Dokument menschlicher Entwicklung.

Kunst des Mittelalters

  • Karolingische Kunst (ca. 751 bis Anfang 10. Jahrhundert)

    Ohne Karl den Großen gäbe es keine Karolingische Kunst und ohne diese nicht die Pfalzkapelle zu Aachen. Der Karlspreis als Preis für die Bemühungen um die Europäische Einigung könnte wohl nicht verliehen werden und man könnte nicht eines der schönsten Bauwerke Europas besichtigen, in dem byzantinische Kunst schon in frühester Zeit ihren Einzug nach Europa gehalten hatte: Den Aachener Dom.

    Architektonisch sind vor allem die Kaiserpfalzen der damaligen Zeit zu erwähnen und die kulturellen Einflüsse aus dem Süden haben Mosaik-Kunst hinterlassen, die in dieser nachrömischen Zeit eher selten zu finden sind. Andererseits wurden aber auch viele Bauwerke im Laufe der Zeit ausgeschlachtet und die Baumaterialien an anderer Stelle wiederverwendet, so dass ungesichert ist, wieviel Kunst tatsächlich verloren gegangen ist. In Ermangelung an schriftlicher Überlieferung hält man die Zeit damals aus heutiger Sicht für dunkel und kalt. Die Römer sind abgezogen, die Muslime auf dem Weg, die Christen wahrscheinlich noch mit sich selbst beschäftigt. Bis zu den Kreuzzügen, die viele neue Impulse aus fernen Ländern mitbringen, wie vor allem im Aachener Dom zu bestaunen, vergehen viele Jahre in karger Einfachheit.

    Bedeutende Künstler*:

    Es sind keine namhaften Künstler aus dieser Zeit überliefert. Die Namen der großen Meister tauchen erst mit der Erneuerung des Denkens in Renaissance und Humanismus auf.

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

  • Romanik (ca. 1000 bis 1200)

    Roman(ik)! Inspiriert durch die Römer und deren Baukunst wurde die Kunst im frühen Mittelalter bestimmt. Denkt man an Romanik, denkt man an Kirchenbau, Basiliken und Rundbögen. Eine Dreiteilung von Kirchenschiffen und die ersten imposanten Kirchen mit hoch aufragenden Türmen. Kirchtürme, in denen Glocken gehängt werden konnten. Glocken, welche die Gläubigen rufen und zu redlicher Existenz ermahnen. Wahrzeichen und Orientierungspunkte. Wie Minarette im Islam. Von den Römern abgekupfert ist die Stabilisierung einer Maueröffnung durch einen darüber geschwungenen Bogen. Ein Bogen leitet die vertikalen Kräfte nach außen ab und verteilt die überlagernden Lasten von oben. Gewicht verliert Bedeutung. Die zerstörerische Schwerkraft wird ausgetrickst.

    Die Romanik, laut Lehrbuch in Deutschland beginnend mit der Kunst der Salier um etwa 1020/30, endet in manchen Lehrwerken schon gegen 1140, da man sie in der Zeit davor nochmals in karolingische und ottonische Kunst unterscheidet. Eigene Epochen. Sicher ist, die Romanik wird von der Gotik abgelöst, in welcher die Bauten höher werden, die Überwölbungen nach oben spitz zulaufen und die Bogen- und Gewölbetechnik römisch-antiker Baukunst durch Kreuzbögen perfektioniert werden.

    Deutsche Romanik, bzw. Vorromanik untergliedert nach den früh- bis hochmittelalterlichen Herrschaftsdynastien: **

    Karolingische Kunst (etwa 740-900)

    Ottonische Kunst (936-1024)

    Salische Kunst (1024-1137)

    Staufische Kunst (1138-1250)

    Romanik allgemein chronologisch: **

    Frühromanik (etwa 1000-1024)

    Hochromanik (1024-1150)

    Spätromanik (1150-1250)

    Dass die Übergänge der Epochen in der Kunst immer fließend sind und alles mit allem zusammenhängt, Kulturen sich gegenseitig beeinflussen und voneinander lernen zeigen im Falle der Romanik schon Bauwerke wie die Omaijaden-Moschee in Cordoba, begonnen etwa 780, oder die Torhalle des Klosters Lorsch aus der Zeit Karls des Großen, um 774. In beiden Fällen verwendete man beim Bauen die Rundbogentechnik zur Stabilisierung, eine statisch fast perfekte Lösung, die eigentlich erst wieder in der Romanik als besonders hervorgehoben wird.

    Baukunst und Statik greifen auf die einfachsten geometrischen Formen wie Kugel, dreiseitiges Prisma, Quader, Pyramide und Zylinder zurück, aus denen die imposanten Bauwerke errichtet werden, deren Decken oftmals Tonnen- oder Kreuzrippengewölbe sind. Die quadratische Vierung wird zum wichtigsten Grund-Element seit Errichtung der Pyramiden Jahrtausende zuvor.

    Um die kriegerischen Auseinandersetzungen bei Gebietseroberungen und Feldzügen der Nachwelt zu hinterlassen braucht es seit jeher Künstler. Da sowohl in der Antike, als auch im Mittelalter die wenigsten des Lesens mächtig waren, das war den Geistlichen der Kirche vorbehalten, sind es vor allem die Bilder, welche die Menschen bildeten. Bilder als Bildungsträger. Bilder, ein Medium, mit dem es so manch ein junger Mensch, der bildungsoffen und strebsam war, schaffen konnte sich aus der Abhängigkeit von Obrigkeiten zu befreien. Das beweist den Stellenwert der Kunst in allen Zeiten, wenn auch so manch einer heute das Thema Kunst belächelt.

    Kunst ist der Schlüssel zum Kulturaustausch und damit letzen Endes auch immer der erste Schritt in Richtung Fortschritt. Je nach Darstellung mal negativ, und mal auch positiv.

    Die Romanik war die Zeit der Kreuzzüge und somit auch eine Zeit der Überlieferung von Kunst und Kultur im Dienste des Kulturaustausches. So manche Innovation hätte es unter den Kelten, Germanen oder christlich geprägten Kulturen nicht geben können, hätte man während der Kreuzzüge nicht die Einflüsse der muslimisch geprägten Völker und Kulturen, die Überlieferungen der nomadischen Völker und die Schönheit der Kunst der Fremde nach Hause getragen. Hätte man Rüstungen und Kriegsgerät weggelassen und wäre nur gereist, es hätte vielleicht schon früher friedlich zugehen können auf der Welt.

    Die Romanik kann als Epoche der immer imposanter werdenden Baukunst (wieder) betrachtet werden. Eine Zeit, als sich so allmählich die Bauhütten gründen, die ganze Jahrhunderte in Zukunft prägen. Es ist die Zeit, in welcher das Christentum missionarisch in die Welt zieht und zahlreiche Klöster errichtet. Die wenig vorgebildeten Kreuzzügler lernen in der Welt das Staunen und man denkt über die Bedeutung von Wissen und Bildung für JEDERMANN nach. Mit Franz von Assisi, einem in Reichtum und Wohlstand aufgewachsenen Kaufmannssohn, der sich vom Reichtum abwendet und dem einfachen Leben im Einklang der Natur verschreibt, wird ein Orden ins Leben gerufen, der bis heute wirkt. Die Kirche von damals beginnt neu zu denken. Vielleicht nicht zuletzt dadurch, dass man durch die Einflüsse und Inspiration aus der Fremde Impulse bekam, durch die man sich der „guten Werte“ der antiken Welt erinnerte und gleichzeitig die „guten Werte“ der anderen Kulturen adaptierte. Somit könnte man schon die Romanik seit der Jahrtausendwende als Startschuss für Humanismus und Renaissance bezeichnen. Aber wie oben erwähnt sind die Übergänge allzeit fließend, und so, wie die Romanik nur eine Phase der verstärkten Produktion von Bauwerken mit Rundbögen ist, gibt es durchaus als romanisch im eigentlichen Wortsinne zu bezeichnende Bauwerke sowohl in früheren wie auch in späteren Zeiten, bis hin zum HEUTE.

    Die Malerei der Romanik ist gekennzeichnet durch den Verzicht auf Raumtiefe. Sie ist geprägt durch feste Umrisslinien, zeichenhaft symbolischen Stil, symmetriebetonte Aufteilung von Gegenständen und Personen, sinnbildliche Funktion von Farbe und Proportionen, und ausdrucksstarke Gebärdensprache.

    Bedeutende Künstler*:

    Aus Mangel an Überlieferung kaum bekannt. Die Malerei ist überwiegend kirchlichen Skriptorien zu verdanken, die auf Signatur verzichteten.

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden - Kunst

  • Gotik (ca. 1200 bis 1400)

    Die Verfeinerung der Baukunst und Kunst der Romanik, erweitert durch die Einflüsse aus Orient und Okzident, heimgebracht seit den Kreuzzügen, wird Gotik genannt und ist vor allem im Sakralbau durch das Kreuzrippengewölbe über quadratischem Grundriss gekennzeichnet. Mit ihr beginnt die Hochzeit des Kirchenbaus mit ihren Domen, Münstern und Klosteranlagen. Feinste Glaskunst und Steinmetzarbeiten sind aus dieser Zeit erhalten und die Arbeit am rauen Stein wird zur Königsdisziplin.

    Mächtige Kirchenportale, mystische Wasserspeier und die schönsten buntverglasten Rosettenfenster darüber beeindrucken bis zum jüngsten Tag.

    Im Norden ist es vor allem die Backsteingotik, die sich durch Handel der Hanse über den gesamten Nord- und Ostseeraum ausbreitet.

    Im Duden steht geschrieben: „Gotik umfasst alle Gattungen der Kunst bis hin zum Kunsthandwerk.“**

    Gotische Malerei und Grafik beschäftigen sich vor allem mit biblischen Darstellungen, höfischem Leben, Jagdszenen, etwas seltener Gebrauchskunst.** Die Rolle von Auftragskunst außerhalb der Kirche nimmt zu. Der wachsende Reichtum der Kauf- und Edelleute lässt die Rolle der Porträtmalerei beständig wachsen.

    Aus der Gotik sind bis heute zahlreiche Formen von Glasmalerei, Tafelmalerei, Fresko, Buchkunst, Holzschnitt und Kupferstich erhalten.**

    Altarkunst und der dreigeteilte Altar, das Triptychon, hinterlassen viele denkwürdige Szenen, welche Hinweise auf das Leben und Denken der damaligen Zeit überliefern. Einer Zeit, in der bereits aus der Doppelturmbauweise geschlossen werden kann, was man von Leben und Kirche hält.

    Bedeutende Künstler*:

    Wobei man hier fließende Übergänge zwischen Gotik und Renaissance hat. Himmel und Hölle werden bisweilen sehr plastisch und detailreich dargestellt und vor allem Hieronymus Bosch hinterlässt eine Kunst, die dem Surrealismus sehr ähnelt.

    Hieronymus Bosch, Tilman Riemenschneider, Konrad Witz, Hans Holbein d. Ä., Hubert und Jan van Eyck

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden - Kunst

  • Renaissance (ca. 1300 - 1600)

    Die Wiedergeburt der Antike! Die Zeitspanne der Epoche Renaissance wird manchmal auch kürzer angesetzt, sicher ist aber, dass sie aus der Gotik hervorgeht.

    Die Stadtwerdung vieler Siedlungen und der aufblühende Handel in Europa und darüber hinaus bescheren Klerus und Edelleuten immer mehr Macht und Reichtum. Die Dekadenz wächst, wie auch seinerzeit schon im alten Rom.

    Wahrscheinlich ist es dem Handel zu verdanken, dem Austausch von Gütern und Kultur, dass das Denken immer offener und gleichzeitig kontroverser wird. Die Welt verändert sich für die damalige Zeit recht schnell, man sucht seine Grenzen immer weiter auszudehnen, ist neugierig und versucht die gefährlichen Handelsrouten zu verkürzen, sowie sicherer zu machen. Der Aufbruch in die Neue Welt beginnt, neue Impulse aus aller Herren Länder rund um den Globus werden nach Hause getragen und erweitern den Horizont.

    Die Kunst wird immer vielfältiger. Auf der einen Seite besonnener, auf der anderen Seite wissenschaftlich aufgeschlossener. Alles was neu ist, wirft Fragen auf. Die Wissenschaft wirft ihren Blick in Richtung Kosmos. Was man verstehen will ist nicht mehr allein alles menschliche, sondern die darüber hinaus geltenden Naturgesetze und Phänomene. Nicht zuletzt wegen der Seefahrt, in der man sich nun, ähnlich Wüstenreisenden in der Nacht, in einer ewigen, unendlichen Weite orientieren will, blickt man Richtung Universum.

    In der Kunst der Renaissance widmet man sich der Entdeckung von Raum und Zeit und spielt in Darstellungen mit der Perspektive.

    Perspektive

    Die Zentralperspektive von lat. perspicere, „mit Blicken durchdringen“, „hindurchsehen“ wird in der Renaissance näher untersucht und auf ebenen Flächen wird Räumlichkeit vorgetäuscht.

    „...In Augenhöhe befindet sich (in der Regel) der Horizont, auf dem sich der Fluchtpunkt befindet. ... Liegt der Fluchtpunkt im oberen Drittel des Bildes so nennt man es Vogelperspektive, liegt sie im unteren Drittel nennt man es Froschperspektive.

    In der Wissenschaft experimentiert man derweil mit optischen Linsen und 1316 erscheint das erste Buch über Anatomie. 1321 vollendet Dante Alighieri sein Hauptwerk „La divina comedia“ (Die Göttliche Komödie). Bis zu Dürers Holzschnitt „Unterweisung in der Perspektive“ um 1527 aber vergehen noch ein paar Jahre, in denen gereist, geforscht, experimentiert und gemalt wird.

    Bereits seit ca. 1000 forscht man im Bereich der Optik, und schon im Jahre 100 wird die Glasbläserei entwickelt. (Glas war schon in den frühen Hochkulturen, wie bei den Ägyptern in Gebrauch). In der Zeit der Gotik wurden um 1249 die ersten Augengläser und um 1291 die ersten Spiegel aus Glas erfunden. Von Jan van Eyck kennt man das Verlobungsbild „Hochzeit Arnolfini“, und das zeigt das vornehme Paar schon 1434 mit rundem Spiegel im Hintergrund, und einem Rahmen, der geformt ist wie ein Zahnrad. Der Spiegel scheint gewölbt. Darüber steht „Johannes van Eyck hic fuit.“

    In der Kunst der Renaissance kann man auf Spurensuche gehen, warum sich die Geschichte in Folge so weiter entwickeln konnte , wie sie es denn tat, warum sich Kriege nicht vermeiden ließen, warum Krankheit und Siechtum immer wieder Thema sind und warum man in künftigen Phasen an Wendepunkten angelangte, die mehr Fragen aufwerfen, als beantworten.

    Die Renaissance ist die Zeit des Handels und damit beginnend die Zeit des Bankwesens, also die Zeit der Kaufleute und Banker. In Italien die Zeit der Medici, des Leonardo da Vinci, die Zeit der Universalgelehrten und des ungeheuren Wissensdranges. Venedig und Florenz werden zu Zentren bürgerlicher Kultur. Es ist die Zeit von Kepler und Kopernikus, der 1573 kurz nach der ersten Supernovabeobachtung 1572 geboren wurde, die Zeit der ersten Weltumsegelung, die Zeit der ersten Forschergemeinschaften, die Zeit, in der trigonometrische Tafeln entwickelt wurden und die Zeit in der die Mineralogie begründet wurde. Noch bevor 1608 das Fernrohr erfunden wurde errichtete man 1577 das erste astronomische Observatorium. In der Porträtmalerei entstehen Meisterwerke wie die Mona Lisa (1503) und das heute verschwundene Bild des Salvator Mundi (1500) (beide von Leonardo da Vinci), Albrecht Dürers Selbstbildnis (1500) und Hans Holbeins Bildnis des Kaufmanns (1532). Pieter Bruegel hinterlässt als eines der wichtigsten Werke der Renaissance den „Turmbau zu Babel“ (1563).

    Die Renaissance ist auch geprägt von Glaubenskämpfen und Volksaufständen. Es ist die Zeit der Bauernkriege und die Zeit, in welcher man erstmals den Amazonas erforscht. Eine Zeit, in der in Europa die Kirche mit dem jüngst der Bildung ausgesetzten Volk zu kämpfen hat. Eine Zeit, in der vor allem den Frauen nachgestellt wird. Die Inquisition verfolgt Ketzer und Hexen, als wären sie allein verantwortlich für alles Übel der Welt.

    In dieser Zeit malt Hieronymus Bosch „Die Hölle“ (1503), ein an Dali erinnerndes, surrealistisch anmutendes Werk auf dem rechten Flügel des Triptychons „Der Garten der Lüste“, und immer wieder ist das (letzte) Abendmahl Thema in der Kunst. Sowohl bei da Vinci, als auch bei Tintoretto und vielen anderen.

    Die Renaissance, in der das Nachsinnen über eine Wiedergeburt der Antike zum Humanismus führt, die Philosophie in vielen Facetten auf eine bessere Zukunft hofft, in der die beweglichen Lettern Einzug in den Buchdruck halten und die Vervielfältigung der Bibel, vor allem der durch Luther muttersprachlich reformierten Fassung, zum allmählichen Einzug derselben in fast jeden Haushalt führt, kann als eine der wichtigsten Epochen auf dem Weg zum HEUTE angesehen werden.

    Nicht zuletzt, da in ihr auch 1582 der Gregorianische Kalender eingeführt wird, womit die Messung der Zeit eine Chronologie erhält, die alles was folgt mit einer zeitlichen Eindeutigkeit versieht.

    Die Kunst der Renaissance mit all ihrer Symbolik und ihren Zeichen ist es wert immer wieder in Augenschein genommen und neu überdacht zu werden.

    Weitere Unterteilung der Renaissance**

    Frührenaissance (1430-1500)

    Hochrenaissance (1500-1520), in welcher der Petersdom als Zentralbau, viele Rundbauten, Paläste und Stadtvillen erbaut wurden.

    Spätrenaissance/Manierismus (1520/30-1600)

    Bedeutende Künstler*:

    Es sind vor allem die Künstler Italiens, zumeist beauftragt von den Kirchen, welche die Kunst der Renaissance dominieren.

    Botticelli, Pisano, Leonardo, Michelangelo, Fra Angelico, Giotto, Caravaggio, Da Vinci, Donatello, Tizian, Tintoretto, Mathias Grünewald, Albrecht Dürer, El Greco, Pieter Bruegel, Lucas Cranach, Jan van Eyck.

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden - Kunst - Dudenverlag, Mannheim - Leipzig - Wien- Zürich

    Weitere Quellen:

    dtv-Atlas zur Baukunst, Deutscher Taschenbuch-Verlag GmbH & Co. KG, München, 1987

    Der Kunst-Brockhaus, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich, 1983, 1987

    Geschichte der Malerei, Könemann-Verlag Köln, 1995

    500.000 Jahre Erfindungen und Entdeckungen, Isaak Asimov, Weltbild Verlag GmbH, Augsburg 1996 (Genehmigte Lizenzausgabe von Asimovˋ s Chronology of Science and Discovery, Harper & Row, N.Y.)

    Wikipedia (Stand 18.10.2020)

  • Barock (ca. 1600 bis 1730)

    Manch einer erinnert sich vielleicht an eine zusammengefasste Epoche von Barock und Rokoko. Rokoko (ca. 1730 bis 1770) wird als spätbarocke Phase beschrieben.

    Hier aber sollen Barock und Rokoko getrennt beschrieben werden, wenngleich man die Stilrichtungen auch nicht immer eindeutig trennen kann.

    Das Zusammenfassen von Epochen scheint manchmal absurd, da man Jahrzehnte, ja Jahrhunderte zusammenfügt, in denen Leben geboren und ausgelöscht wurden, was ein Jahr heute bedeutet weiß man, was ein Jahr damals bedeutete kann man nur ahnen, denn Kommunikation war beschwerlich. Umso faszinierender, wie rasant sich (aus heutiger Sicht, in der zehn Jahre im Rückblick nichts bedeuten) Naturwissenschaft und Technik, begleitet von der immerzu beobachtenden, denkenden, schreibenden und Kunst-schaffenden Zunft, entwickelten.

    Der dreißigjährige Krieg (1618-1648) markiert den Beginn des Barocks in Mitteleuropa.

    Der Barock (port. barocco = unregelmäßig) ist geprägt vom Absolutismus und Manufakturkapitalismus inmitten einer Zeit, in der sich die Anfänge moderner Wissenschaft finden, welche allmählich am damaligen religiösen Weltbild rütteln. Es ist eine Zeit „...gefestigter staatlicher, sozialer und geistiger Ordnungen...“**mit wachsender „...Autorität absolutistischer Regierungsformen...“**

    Der damalige Gesellschaftswandel war längst angestoßen worden durch den Aufbruch in neue Welten und ferne Länder, deren Entdeckung, Erforschung und Besiedlung. Die große Zeit der Seefahrer, die neue geistige Strömungen importiert hatten und somit für eine geistige Aufklärung verantwortlich waren, verlor ihre Bedeutung durch Normalität.

    Der Wandel, der im Fluss der Zeit zu allen Zeiten stattfindet, der Wandel also in dieser Zeit zeigt sich in einem erbitterten Kampf des Bürgertums mit den Monarchien.

    Renaissance und Manierismus, Humanismus, Reformation und Gegenreformation hatten geradewegs zu einem neuen Selbstbewusstsein des Menschen geführt.

    Klerus und Adel präsentieren sich im Barock in Prunk und Glamour und es entstehen prächtige, goldüberladene, reich verzierte Bauwerke. Der wachsende Reichtum, den man der Ausbeutung der neu entdeckten Reiche in Übersee zu verdanken hat, führen zu einer immer größer werdenden Dekadenz.

    Seefahrer und Händler, Kauf- und Edelleute gelangen zu Reichtum und den Neureichen ist die Geburt (vielleicht auch Wiedergeburt) der Auftragskunst zu verdanken.

    Auftragskünstler malen zahlreiche Porträts von Reichen, in denen diese sich der Nachwelt hinterlassen. Auch erotische Fantasien werden zur künstlerischen Umsetzung in Auftrag gegeben. Ein bis heute anhaltender Narzissmus bricht sich in allen Bevölkerungsschichten Bahn. Kirchen und Klöster, vor allem in Süddeutschland und Oberitalien, reiten auf dieser Welle mit. Die Putten, pausbäckige, wohlgenährte Engel, sind repräsentativ für diese Zeit. Reifröcke, Pluderhosen, mit weißem Puder geschminkte Gesichter, Porzellanpuppen, Perücken und weiße Kragen tauchen in Barock und Rokoko als Erinnerungen an diese Epoche in den Gemälden immer wieder auf und in der Baukunst hat reicher Skulpturenschmuck und Stuck, sowie Verschnörkelung Hochkonjunktur.

    Der wohl bekannteste Verschwender dieser dekadenten Zeit ist Ludwig XIV, der Sonnenkönig, der mit Versailles der Nachwelt ein unfassbar sinnbetörendes Bauwerk hinterlässt, das als Vorbild für so manches Schloss der damaligen Zeit dient. Auch in den Kolonien der Europäer finden sich immer wieder Zeichen dieser Zeit. Spätestens seit den Märchenverfilmungen der heutigen Zeit bekommt man eine ungefähre Ahnung, wie es damals zugegangen sein muss. Denkt man an Barock (und Rokoko) denkt man an goldglänzenden Prunk. Heute würde man sagen: Glamour.

    Dass der Zurschaustellung des Reichtums des Klerus und Adels, sowie der neureichen Obrigkeiten der Städter und Kaufleute alsbald der Kampf angesagt wird, ist absehbar. Die ersten Funken zum Flächenbrand der Aufklärung sind geschlagen und stieben auseinander. Ganz Europa kommt allmählich in Bewegung.

    Viele der Märchen, die überliefert sind, sind vermutlich in dieser Zeit entstanden. Einer Zeit, die viele, große, kritische Denker hervorbrachte, oder aber ihnen die Möglichkeit gab das eigene Denken in die Welt hinauszutragen, als Denkanstoß für andere. Durch die seit Gutenberg und dem Druck mit beweglichen Lettern gegebenen Möglichkeiten der einfachen Verbreitung ihrer Ideen geben sie den Auftakt zum modernen Denken. Immer mehr Menschen können lernen, was bisher den Eliten vorbehalten war.

    „... das Spiel mit verschiedenen Realitätsebenen, d.h. die Konfrontation von Natürlichem und Artifiziellem, die enge Verbindung von Diesseits und Transzendenz oder die mythische Verherrlichung weltlicher Herrschaft. ...“** waren bezeichnend für die prunkvollen Gemälde in, vor allem, Sakralbauten dieser Zeit.

    In der Malerei sind es vor allem die Holländer, deren Namen aus dieser Zeit im Gedächtnis geblieben sind. Sie hinterlassen Werke, nicht selten großformatig, voller Dramatik der Darstellung. Ihr Erbe sind Ölgemälde über die Seefahrt mit eindrucksvollen Segelschiffen in stürmischem Wellengang auf hoher See, oder Stilleben über die essentiellen Dinge des Seins, auch Porträts als Auftragsgemälde, wie Jan Vermeers „Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“, das durch die jüngste Verfilmung einen guten Einblick in das Schaffen von Künstlern jener Zeit vermittelt.

    Rembrandts Nachtwache ist eines der berühmtesten Werke dieser Zeit, in dem er mit den Traditionen der damaligen Darstellungen repräsentativer Gruppenporträts bricht. Ähnlich Caravaggio spielt er mit Licht und Dunkel zur Dramatisierung seiner Kunst und wird daher oft auch als Maler der Seelentiefe und Verinnerlichung bezeichnet.

    Bedeutende Künstler*:

    Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyck, Diego Velazquez, Frans Hals, Jan Vermeer, Rembrandt, Jacob Ruisdael

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss. Auch die Reihenfolge der Nennung ist eher zufällig. Auf die Geburts- und Todesdaten wird hier verzichtet.

    ** Quelle: Duden - Kunst - Mannheim, 2000

  • Rokoko (ca. 1730 bis 1770)

    Das Rokoko (frz. rocaille - Muschelwerk) ist im Gegensatz zum schweren, ja schwermütigen, nicht selten dramatisch dunklen Barock, geprägt von Leichtigkeit, die ganz im Gegensatz zu den damals schweren politischen Bemühungen der Aufklärung stehen, welche Volkes Stimme mehr und mehr Bedeutung verleihen will.

    Ornamentik und Pastelltöne, Licht und Helligkeit, verspielte Erotik und blumige Naturszenen lassen nicht vermuten in welch politisch ernster Zeit die Werke entstanden sind.

    Während der Barock Wucht und Ernst und visuell vermittelte Kraftanstrengung ist, findet man im Rokoko paradiesische Szenen. Leicht, heiter, elegant und verspielt.

    Man könnte meinen es war die versuchte Darstellung des irdischen Paradieses, wohlgemerkt aus männlicher Sicht. Vom Leid des Proletariats sieht man nicht viel aus dieser Zeit.

    Im Zuge von Aufklärung und Brüderlichkeit zeigen sich im Rokoko auch Züge von Respektlosigkeit und Sinn für Intimität. Der theatralische Charakter des Barock wird abgelehnt. Stattdessen erschafft man Ornamente in schwingenden Muschelformen. Es entstehen bezaubernde Schlösser und Kirchen, natürlich gestaltete Landschaftsgärten, filigrane Porzellanfiguren und das flüchtige Glück festhaltende Malerei, welche die ersehnte „Leichtigkeit des Seins“ versinnbildlicht.

    Antoine Watteaus „Einschiffung nach Kythera“, der Darstellung des „Aufbruchs von Liebespaaren, umflattert von Amor-Putten“** ist ein Schlüsselwerk dieser Periode, sowie auch „Gersains Ladenschild“, bei dem Arbeiter ein Bild - Portrait Ludwigs XIV - in eine Kiste packen, als Symbol für das Ende der barocken Ära des „Sonnenkönigs“.

    Maler wie Boucher und Fragonard bedienten mit ihren Auftragsarbeiten den „geradezu unersättlichen Wunsch reicher Genießer nach weiblichen Sinnesreizen“**. Nacktheit und Eros oder das Spiel mit der Fantasie, welche bei unerwarteten oder erhofften Einblicken einsetzt sind ebenso Zeichen des Rokoko, wie Bildnisse posierender neureicher Kaufleute und Bankiers in ihrer ganzen dekorativen Pracht.

    Die Stilbezeichnung „Louis Quinze“ für das Rokoko trägt den Namen, da die Epoche die Zeit während der Regierungszeit desselben beschreibt.

    Im späten 18. Jahrhundert wird das Rokoko „...Schauplatz imaginärer Lustbarkeiten und Träumereien...“*** schließlich von dem mit größerem moralischen Ernst und durch formale Strenge begleiteten Klassizismus abgelöst. Das Zeitalter der Französischen Revolution steht bevor.

    Bedeutende Künstler*: Jean Antoine Watteau, Jean Baptiste Siméon Chardin, Francois Boucher, Jean Honoré Fragonard, Thomas Gainsborough

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden - Kunst - Mannheim, 2000

    *** ...ismen - Stephen Little - Kunst verstehen - Knesebeck - München, 2006

Vielleicht muss man sich bewusst machen, dass die Kunst des Mittelalters geprägt war vom Aufbruch zu neuen Ufern, die Entdeckung der Welt und dem Import der Kultureinflüsse ferner Länder, welche die eigenen kulturellen Werte, überwiegend geprägt von Religion und Kirche, infrage stellten. Viele Ideen und Einflüsse der Fremde flossen in die Werke der alten Meister ein und selbstverständlich stand immer wieder die Frage nach der eigentlichen Essenz des Daseins im Fokus, die bis heute anhält und so manche Idee der Optimierung der Welt über den Haufen wirft.

Dann kommt die Kunst in Fahrt und man verliert sich in den verschiedensten Stilrichtungen, deren Abgrenzungen nicht immer eindeutig sind.

Die Kunst des 19. Jahrhunderts

  • Klassizismus (ca. 1770 bis 1840)

    „Der an der Antike geschulte Klassizismus ist der letzte große, einheitliche, internationale und alle Kinstgattungen beherrschende Stil und zugleich der erste „-ismus“, dem bis heute zahllose weitere folgen sollten.“**

    So der Text aus dem Merkkasten des Duden - Basiswissen Kunst. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen und umschrieben, bzw. anders ausdrücken will man es auch nicht, weil es so perfekt formuliert ist.

    Das ist es, was seit Anbeginn des geschriebenen Wortes immer wieder Kopfzerbrechen bereitet: Formulierungen und deren mögliche Interpretationen. Sei es in Politik, Religion, oder eben Kunst.

    Im Klassizismus werden antike Normen wiederbelebt. In der Baukunst erinnert man sich antiker Säulen, Skulpturen orientieren sich an der klassischen Nacktheit und Perfektion des Körpers und in der Malerei sind es „...Klarheit, Umrisse, ausgewogene Komposition, reliefhafter, kulissenartiger Aufbau des Raumes und Pathos der Gebärden...“** die ein Werk dominieren.

    Klassizismus ist nicht zuletzt geprägt von Rationalität gelenkter Einfachheit. „Edle Einfalt - Stille Größe“ heißt es da in der Geschichte der Malerei im Könemann-Verlag. Monumental wirkt die Kunst des Klassiszismus allemal.

    Bedeutende Künstler*:

    Karl Friedrich Schinkel, Jean Auguste Dominique Ingres, Jacques Louis David, Joseph Wright of Derby

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden, Kunst

  • Romantik (ca. 1795 bis 1840)

    Es ist Sehnsucht, die man erkennt, wenn man eines der Werke des großen Caspar David Friedrich betrachtet. Die Verklärung der Natur, die Sehnsucht nach Perfektion, wunderschöne klare Himmel und Landschaften und ein Blick in die Unendlichkeit.

    Romantiker sind allzeit auf der Suche. Sie stellen die subjektive Sicht einer Welt dar, die es so nur im Ausschnitt geben kann. Ein Rückzug in die Einsamkeit, die Glückseligkeit derselben in der Natur, ist bezeichnend für die Zeit der Romantik, in der man sich gern im Blick gen Horizont verliert.

    Dem Himmel kommt, wie schon bei den niederländischen Meistern zuvor, eine überdimensionale Bedeutung zu.

    Romantik ist die Verherrlichung von Gefühl anstelle von Vernunft und in ihr schwingt immer Hoffnung auf so etwas wie Erlösung mit.

    Während Spitzweg sich der Verklärung der Bildung und dem Alltag verschrieben hat, ist Caspar David Friedrich bekannt durch seine märchenhaften Naturdarstellungen, wie dem Rügener Kreidefelsen. Delacroix schließlich bringt die Politik ins Spiel. Sein wohl bekanntestes Werk „Die Freiheit führt das Volk“, ist ein Werk als Zeugnis der Macht der Masse. Wenn sie erst einmal in Bewegung geraten ist, verfällt sie wie besinnungslos dem Blutrausch. Es müssen nur die richtigen Führer vorwegmarschieren.

    Bedeutende Künstler*:

    Caspar David Friedrich, Carl Spitzweg, Eugène Delacroix, Karl Friedrich Schinkel, William Turner, John Constable

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

  • Biedermeier (ca. 1825 bis 1850)

    „Zurückhaltende bürgerliche Besinnlichkeit und der Wunsch nach Rückzug aus dem gesellschaftspolitischen Leben“, so wird zu Biedermeier im Duden formuliert.

    Es ist die Zeit der Industriellen Versklavung von Arbeitern und deren Hoffnung als Rädchen im System nicht zu schnell verbraucht zu sein.

    Das Unternehmerbürgertum gelangt durch die Arbeiter zu Ansehen und Reichtum. Mit einfachen Formen im Dienst der Nützlichkeit reicht man dem Proletariat den kleinen Finger, in der Hoffnung es mit „Zuckerbrot und Peitsche“ in etwas anderer Verpackung ruhig zu halten. Demagogen werden verfolgt.

    Die gute Stube und die private Idylle werden zum scheinbar wichtigsten Element der freien Zeit. Revolutionen sind vorerst abgesagt. Nach außen scheinend besinnt man sich auf das Wesen der Existenz.

    Mode, Möbel und Malerei, vormals den Betuchten vorbehalten, sind durch industrielle Fertigung plötzlich für Jedermann erschwinglich. Doch ist das Heim erst einmal gerichtet und das Heimchen brav am Herd, schwelt es weiter im Unterstübchen. Man sinnt bereits auf die Abschaffung der Ungerechtigkeiten und der gesellschaftliche Umbruch schreitet weiter voran. Carl Spitzwegs „Armer Poet“, ein Klassiker des Biedermeiers, lässt erahnen wie es um die geistige Elite bestellt ist und was man von ihr hält. Spätestens mit der Märzrevolution 1848 wird klar, dass sie zwar wohl gefroren hat aber nicht geschlafen. „Zuckerbrot und Peitsche“ reichen nicht den Aufstand gegen Unterdrückung im Zaum zu halten.

    Bedeutende Künstler*:

    Carl Spitzweg, Moritz von Schwind

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

  • Naturalismus (ca. 1840 bis 1880)

    Naturalismus ist die „möglichst naturgetreue Abbildung als Darstellung von Wirklichkeit.“**

    Manchmal wird Naturalismus mit Realismus gleichgesetzt, doch im Realismus scheint die Wirklichkeitstreue noch um den Begriff der Sinnlichkeit erweitert zu sein. Die Auseinandersetzung mit der sinnlich erfahrbaren Welt einer Realität, die nicht geschönt, stilisiert oder idealisiert wird, wie man es im Idealismus praktiziert, ist das Anliegen des Realismus.

    Der Naturalismus stellt dar. Dokumentarisch und nicht selten in Form von Studien. Im Naturalismus schärft man die Sinne fürs Detail. Naturalistische Bilder verschleiern nicht, sie decken auf!

    Naturalistische Tendenzen gab es zu allen Zeiten. Die Abbildungen wirken fast wir Fotografien, nicht wie gemalt. Es scheint, als ob es das Ziel ist den Betrachter zu täuschen.

    Im Realismus werden unwichtige Dinge nur noch undeutlich dargestellt oder ganz weggelassen, dafür aber das Haupt-Motiv realistisch und detailgetreu nachgezeichnet, bzw. gemalt oder dargestellt.

    Das Spiel mit Licht und Schatten führt zur Perfektion der Darstellungen bis hin zur scheinbaren Plastizität bzw. Dreidimensionalität der Abbildungen. Bei langem Verweilen vor den Gemälden scheint es fast, als wäre den Gemälden Leben eingehaucht und lässt man sich darauf ein kann man buchstäblich ins Werk eintauchen!

    Der Naturalismus kommt manchmal auch als Arme-Leute-Romantik daher, wie bei Käthe Kolwitz, Heinrich Zille oder Wilhelm Leibl, doch die Härte der Armut oder Not um die Existenz bleibt dabei nicht verborgen. Im Wesentlichen soll aber im Naturalismus zeitlos dargestellt werden. Laut Wikipedia auch ohne erkennbaren Bezug zum weltanschaulichen Hintergrund während des Zeitpunkts der Entstehung, doch auch wenn nicht im Vordergrund stehend, ist ein historischer Bezug nicht immer zu vermeiden.

    Bedeutende Künstler*:

    Naturalismus: Käthe Kolwitz, Heinrich Zille, Wilhelm Leibl

    Realismus: John Constable, William Turner, Jean Francois Millet, Camille Corot

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden

    Weitere Quellen:

    Kunst Brockhaus in 10 Bänden, 1987

  • Realismus (ca. 1850 bis 1900)

    Wie es das Wort schon sagt: Die Abbildung der Welt, wie sie wirklich ist. Ungeschminkt, ungeschönt, real. Das Leben an sich, das man manchmal scheinbar einfach aushalten muss.

    Geschichtlich bedeutend, ist der Realismus verknüpft mit der Revolution von 1848.

    Zur Pariser Weltausstellung 1855 errichtete Gustave Courbet eigens einen Pavillon du Réalisme. Es war der Auftakt zu einer neuen Selbstwahrnehmung des Volkes, das seine Macht erkannt hatte und sein Dasein schon seit geraumer Zeit nicht länger im Schatten der Obrigkeiten fristen wollte. Es versuchte sich dem Geschmacksdiktat zu entziehen.

    Die Forderung des Realismus ist es sich nicht davon leiten zu lassen was schicklich oder unschicklich ist und objektiv darzustellen, was man sieht. Romantisieren und Idealisieren finden im Realismus keinen Platz.

    Durch Marcel Duchamp kam der Realismus ab 1960 erneut als „Nouveau Realisme“ Zur Geltung, bei dem man den Fokus von der Abbildung auf reale Gegenstände drehte.

    Würde man einen „Nouveau Realisme DEUX“ der heutigen Zeit ausstellen, was würde man wohl sehen?

    Jeder ist aufgefordert wieder vom strahlend blauen Flimmern aufzuschauen und die Welt wahrzunehmen, wie sie sich inzwischen darstellt. Rausgehen, die Kinder an der Hand mitnehmen und die Welt SEHEN! Ist der Himmel noch blau oder schon sepia-orange oder gar schwarz. Sich in alle vier Himmelsrichtungen zu drehen, den Blick schweifen zu lassen, immer mal wieder die Perspektive zu wechseln, mal nach unten, mal nach oben, mal nach rechts, mal nach links, mal zurück, mal vor zu schauen und zu überlegen, ob nicht in allen Richtungen Bemerkenswertes zu sehen ist.

    Bedeutende Künstler*:

    Gustave Courbet, Édouard Manet, James Tissot, Adolf von Menzel, Honoré Daumier, Henri Fantin Latour, Wilhelm Leibl, Robert Rauschenberg, Max Klein, Joseph Stella

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss. Auch die Reihenfolge der Nennung ist eher zufällig. Auf die Geburts- und Todesdaten wird hier verzichtet.

  • Impressionismus (ca. 1880 bis 1900)

    Claude Monets Landschaftsbild „Impression, soleil levant“ von 1872 ist Ausgang des Impressionismus. So schreibt es der Duden. Der Journalist Louis Leroy hat den Namen von dem französischen Werkstitel Monets abgeleitet. Genaugenommen wollte er damit kritisieren, dass der vage Stil nicht den gängigen Konventionen der Kunst entsprach, doch im wesentlichen hatte er recht.

    Nicht auf Form und Gestalt kommt es an, sondern auf die Wahrnehmung, die je nach Licht und Farbe immer eine unterschiedliche sein kann. Farben, die von der Sonne zum Leuchten gebracht werden sind in der Nacht nicht erkennbar. „In der Nacht sind alle Katzen grau“ sagt man. - Also das Licht. - Der große Zusammenhang von Farbe und Licht. Das Spektrum.

    Van Gogh vermittelte die Impressionen auf eine so einzigartige Weise, dass er bis heute nahezu unverwechselbar und wiedererkennbar ist, bei Seurat und Signac sind es die Pointen, die sie im Nachimpressionismus mit dem Pointilismus setzen. Punkte, die Pixeln ähnlich ein Bild aufbauen. Und Cézanne zeigt die Harmonie der Schöpfung mit kräftigen Farben und in starken Kontrasten.

    Die neue Malweise der Künstler dieser Zeit lehnte sich gegen die Akademiekunst auf und setzte damit Zeichen, dass man sich nicht alles von oben herab diktieren lassen muss. Sie waren die Wegbereiter der Moderne, betrachtet mit den Augen der Kunst, die eine „tiefe Sehnsucht nach einem neuen Menschen in einer besseren, natürlichen Umwelt“ darstellten.

    Auf die Details kam es im Impessionismus nicht an. Besser noch malte man grob und schnell, aus dem Gefühl heraus und als Medium eines gewissen Flow.

    Die Impression, der Eindruck, ist, was nachhaltig bleibt. Ein Himmel, der im Zuge der Technisierung und Automatisierung in den Rauchschwaden der Schornsteine des Zeitalters der Industrialisierung aufgeht, verschleiert und als Himmel nicht mehr erkennbar, das hat Monets Zeitzeugnis hinterlassen. Dunkle, CO2-schwangere Luft über den Industrie-Städten beherrschte das Bild. - Man denkt an die imposante Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2012 in London und kann sich vorstellen worum es Monet ging: Rauchende Schornsteine und die Neue Zeit. - Der Anfang vom Ende.

    Die Impressionisten waren im Wesentlichen Freilichtmaler. Landschaft und Großstadtleben waren ihre Themen. Sie malten in zufälligem Ausschnitt einen Gegenstand in seiner augenblicklichen Erscheinungsform. Das Licht war es, was faszinierte. Licht, Bewegung und Realität. Licht und Bewegung lösten die Konturen auf. Als wolle die Realität einer höheren Wahrheit Platz schaffen.

    Bedeutende Künstler*:

    Claude Monet, Edouard Manet, Edgar Degas, Auguste Renoir, Camille Pissarro, Alfred Sisley, Adolf von Menzel, Paul Cezanne, Vincent van Gogh, Paul Gaugin

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

  • Gründerzeit (1871 bis 1900)

    Banken, Geschäftshäuser, Fabrikgebäude und Villen, ... denkt man an Gründerzeit hat man architektonisch imposante Gebäude im Hinterkopf, die in der Zeit ab der dt. Reichsgründung 1871 erbaut wurden.

    Viele Firmen, Aktiengesellschaften und Banken werden damals gegründet und ihr Reichtum wird opulent nach außen getragen. Es ist keine Zeit der Bescheidenheit der Wohlhabenden, eher eine Zeit, in der einmal mehr dem Proletariat vor Augen geführt wird, welchen Wert es in der Gesellschaft hat. Vielleicht nicht zwangsläufig beabsichtigt, doch spürbar aufwiegelnd. Die politischen Folgen kennt man.

    „Die Architektur war dem Historismus verpflichtet, Malerei und Skulptur griffen auf klassizistische, historische und mythologische Themen zurück.“**

    Vor allem Denkmäler und Siegesmäler, z.B. Schiller-Denkmal (1871) oder Niederwalddenkmal erhalten überregionale Bedeutung und in Berlin entsteht 1871 die erste dekorierte Allee für den Einzug der Truppen.

    In der Malerei ist die Gründerzeit vom Naturalismus, Realismus, vor allem aber Impressionismus und Nachimpressionismus geprägt. Symbolismus und Jugendstil kommen auf und fernöstliche Einflüsse finden mehr und mehr ihren Weg in die westlichen Werte. Die Herrschaft des Kapitals bekommt vor allem aus Osten allmählich Gegenwind.

    Bedeutende Künstler*:

    Anselm Feuerbach, Arnold Böcklin, Erdmann Encke, Carl Ferdinand Hartzer

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden - Kunst

  • Neoimpressionismus, Nachimpressionismus & Pointillismus (ca. 1880 bis 1900)

    Paul Signac, Georges Seurat und Camille Pissaro ging es weniger um Spontaneität und Bewegung, als mehr um Organisation des Eindrucks eines Themas, für das man lange recherchiert, und auf das man sich gut vorbereitet hat. Damit grenzten sie sich zum regulären Impressionismus ab.

    Der Bedeutung der Farbe als Element der Wahrnehmung wird mehr und mehr Aufmerksamkeit geschenkt, ebenso, wie dem einzelnen Strich. Nichts scheint mehr dem Zufall überlassen. „...Der Neoimpressionismus gab nach wissenschaftlich-optischen Theorien (Farbenlehre von E. Chevreul, 1839, und H.Helmholtz) die Erscheinung der sichtbaren Welt in reinen Farben wieder, die als einzelne kleinste Partikel punktartig dicht nebeneinander gesetzt werden, ... weil die optische Mischung eine viel intensivere Leuchtkraft besitzt, als die Mischung der Pigmente ...“**

    Bei Van Gogh ist es der Rhythmus der Pinselbewegung, der wie im Herzschlag des Künstlers ein Bild aufbaut. Vor allem die Sternennacht von 1889, mit der scheinbar zerfließenden Atmosphäre, das weit entfernt an das Flirren von Nordlichtern erinnert, (erzeugt vom Teilchensturm der Sonne nach einem Flare), zeugt von der Fähigkeit aus einzelnen Elementen oder Teilchen einen Gesamteindruck zu erschaffen.

    Noch detaillierter schafft dies der Pointillismus. Der Pointillismus, der mit dem Punkt als kleinste Einheit, wie ein Vorbote auf die Pixel eines digitalen Bildes heute, gesehen werden kann, ist eine eigene Form des Impressionismus, bzw. Neoimpressionismus. Am Ende sieht das Auge ein Bild, das aus unzähligen Punkten, quasi Elementarteilchen, aufgebaut ist.

    Das Bild und die Mischung der Töne, wird also erst im Auge zusammengesetzt, besser gesagt: vollzieht sich im Auge des Betrachters.

    Schaut man lange und lässt dem Hirn und seinen geistigen Fähigkeiten freien Lauf können sich Bilder anfangen zu bewegen und es beginnt ein Fließen. Das ist es, was man vielleicht bei Van Goghs Linienführungen, oder besser gesagt Strichführungen, nachvollziehen kann. Keiner konnte das Staunen über die eigene Wahrnehmung der Harmonie der Natur oder des Seins besser in Szene setzen als Van Gogh. Und er ist es auch, der schon die Richtung weist, in den Expressionismus.

    Bedeutende Künstler*:

    A. Sisley, P.Signac, C. Pissarro, V. van Gogh

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quellen:

    Kunst-Brockhaus in 10 Bänden, 1987

    Duden-Kunst, 2005

  • Symbolismus (ca. 1880 bis 1905)

    Es ist wenig verwunderlich, wenn man bei den Betrachtungen symbolistischer Werke auf die Idee kommt, dass bewusstseinserweiternde Substanzen im Spiel gewesen sein könnten.

    Als Gegenbewegung zum Realismus hat der Symbolismus nichts mehr mit der Abbildung der sichtbaren Wirklichkeit zu tun. Fantasie, Träume, Visionen, Halluzination und Empfindung werden bildhaft dargestellt und der Betrachter ist aufgefordert auf Entdeckungsreise zu gehen, die den tieferen Sinn hinter allem ergründet und die Frage aufwirft, welche Bedeutung Sünde, Leidenschaft, Tod und Krankheit zukommen. Auf die heutige Zeit übertragen, mit Blick auf die Vergangenheit und mit Kenntnis der Geschichte und moderner Wissenschaft könnte man zu dem Schluss kommen, dass man zwar selbst verantwortlich ist, welches Leben man führen und welche Erfolge man erzielen möchte, aber dass man am Ende doch dem Schicksal ausgeliefert ist, das man nicht selbst in der Hand hat.

    „Der Schrei“ von Edvard Munch lässt erahnen, was es bedeutet, wenn einsetzendem Wahnsinn ähnlich, Fantasie die Gedankenwelt zu übernehmen beginnt.

    Bedeutende Künstler*:

    Edvard Munch, Paul Gauguin, Gustave Moreau

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss. Auch die Reihenfolge der Nennung ist eher zufällig. Auf die Geburts- und Todesdaten wird hier verzichtet.

  • Jugendstil (ca. 1890 bis 1914)

    „Art Nouveau“, „Modern Style“, „Sezessionsstil“, „Style Liberty“, ... und in Deutschland „Jugendstil“. So bezeichnet man die künstlerische Epoche Ende des 19. Jh. bis zum Einsetzen des 1. Weltkriegs, in der vor allem die Plakatkunst Hochkunjunktur hat und Ornamentik eine wesentliche Rolle spielt.

    Verspielte, florale Elemente fließen in Architektur und Design, sowie Alltagskunst ein und prägen vor allem dekorative Elemente.

    Die englische „Arts and Crafts Movement“ hatte bereits eine Reform des Kunstgewerbes ausgelöst. Das Handwerk und die Herstellung alltäglicher Gebrauchsgegenstände wie Möbel, oder Porzellan, aber auch die maschinelle Massenproduktion von Papier und Papiertapeten scheinen nachhaltig von dem Gedanken beeinflusst zu werden der Natur und Umwelt in einer technisierten Welt wieder mehr Wert beizumessen.

    Formen werden runder, verschlungener, verwobener und weicher. Auch in der Architektur tauchen rundlich verzerrte Linien und Formen auf. Nicht mehr eindeutige geometrische Formen und erste Abstraktionen der klaren Linien bestimmen das künstlerische Schaffen und führen zu einem neuen Erleben der Kunst, die sich in jener Zeit vor allem der Schönheit verschrieben hat.

    Der Jugendstil ist vielleicht eine Zeit, die sich ein letztes Mal dem Idealbild von unberührter, jugendlicher Schönheit verblenden läßt, denn mit den Gräueln der großen Kriege im Anschluss gewinnt die Verfremdung und Abstraktion an Bedeutung und nur noch selten findet man bis zur Flower-Power-Hippie-Zeit derart verspielte Abbildungen von elfengleichen Wesen mit Blumen im Haar, die auch in der Glaskunst von damals immer wieder zu beobachten sind.

    Die neue Kunst, unter Verwendung floraler Elemente, wird mitunter in der Literatur den Einflüssen aus Fernost zugeschrieben.** Tatsächlich hat die Kunst in Asien einen ganz anderen Stellenwert, als je in Europa oder der westlichen Welt allgemein. Das Zeichnen von Natur und Landschaft, von Tieren und den Elementen weist den Mensch in seine Schranken innerhalb der Existenz. Den Einklang mit der Natur im Auge zu behalten ist ein fernöstlicher Impuls, dem im Jugendstil ein eigener Ausdruck verliehen wird.

    Der japanische Holzschnitt findet große Beachtung und wird vor allem in der Plakatkunst angewandt, deren bekanntester Vertreter Toulouse Lautrec ist.

    Einer der wichtigsten Jugendstil-Maler ist Gustav Klimt, der vor allem mit dem berühmten „Kuss“ ein vollkommen neues Kunstgefüge inszeniert, wo nur noch Kopf und Extremitäten den Menschen erkennen lassen, während sich der Rest des Bildes in Mosaik aus Gold, Schwarz und Ornamentik auflöst. Ganz entfernt erinnert das Werk an russische Ikonen, aber das mag damit zusammenhängen, dass Gold im Werk als „Farbe“ verwendet wurde.

    Auch in der Architektur, und vor allem der Schmiedekunst, hat der Jugendstil Unvergessliches hinterlassen. Die Metro-Eingänge in Paris, Portale zur modernen Unterwelt, sind weltbekannt und als Jugendstil unverkennbar, und Gaudis Kirche in Barcelona ist so einzigartig, dass man seinesgleichen vergeblich andernorts sucht.

    Vielleicht sollte man nicht unerwähnt lassen, dass der Jugendstil die Kunstform ist, die in einer Zeit geprägt wird, in der die Luftfahrt sowohl durch den Doppeldeckerflug, als auch den Gaszeppelinflug, erste Erfolge verbucht, und in der Röntgenstrahlen, Atomphysik und Relativitätstheorie die Forschenden zu Höchstleistungen bringen, die von Experimenten und Versuchen in Medizin und Technik und allen vorstellbaren Bereichen begleitet werden.

    Bedeutende Künstler*:

    Gustav Klimt, Antonio Gaudi, Toulouse Lautrec

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Der Kunst Brockhaus, Mannheim, Leipzig, Wien, München, 1987

Die Kunst von 1900 bis zur Jahrhundertmitte

Wegbereiter der Moderne

Betrachtet man die Kunst durch die Zeit, verharrt und reflektiert, kann man immer wieder erkennen, dass Menschen einen Weg suchten ihren Fantasien freien Lauf zu lassen. In der Kunst kann man Unaussprechlichem eine andere Sprache geben, kann (menschliche) Abgründe aufdecken, das Unterbewusstsein ans Licht bringen.

Finstere oder auch sonnige Gedankenwelten, Angst vor Krieg, Freude, Liebe, Leid, eine andere Art der Erklärung allen Unverständlichen, all das findet in der Kunst seine Entsprechung. Und manchmal ist die Kunst auch einfach nur eine Hommage an die Existenz und ihre Bedürfnisse an sich.

Vor den großen Kriegen war Kunst der Weg mitzuteilen, was man kommen sah, ohne Gefahr zu laufen verfolgt zu werden. Bis plötzlich die Kunst selbst, art, als entartet erklärt wurde und man begann die zu verfolgen, die nicht folgen wollten.

  • Naive Kunst

    Naiv! Das Wort ist besetzt! Negativ besetzt! Dumm, unwissend, unerfahren, ... wie die Weltsicht eines Kindes. Das verbindet der ein oder andere wahrscheinlich mit dem Wort naiv. Aber waren die naiven Künstler eben das?

    Henri Rousseau, der französische Zöllner, hinterließ ein Schlüsselwerk der naiven Kunst zu Beginn des 20. Jh., einer Stilrichtung die sowohl Expressionisten, Kubisten, als auch Surrealisten beeinflusste.

    „Der Traum“ zeigt eine Nackte im Dschungel, umgeben von überdimensional großen farbigen Pflanzen, die in einem düsteren Urwald wachsen, der Augen zu haben scheint. Auf den zweiten Blick erkennt man: Mensch und Tier, in unmittelbarer Nähe der liegenden Schönheit. Der Traum zeigt eine Fantasiewelt, wie die eines Kindes, in dem noch Magie und Traum eine große Bedeutung spielen.

    „Magischer Realismus“ wird die naive Strömung genannt, welcher „Der Traum“ zugeordnet wird. Die Suche nach dem „Ursprünglichen“ wird dargestellt. Die Frage nach der Essenz (zu allen Zeiten gestellt) scheint hier eine Antwort zu finden. Jedenfalls aus männlicher Sicht. Es geht darum Erlebtes, Erdachtes und Erträumtes möglichst eindringlich und überdeutlich darzustellen. Hell-Dunkel-Kontraste und magische Farben geben den Auftakt zu einem Konzert der Sinne.

    „Naive Schaffensfreude und unbewusste Gestaltungskraft“** sind es, die in der naiven Kunst Platz finden. „Laien oder Autodidakten ohne akademische Vorbildung (sog. Sonntagsmaler, - künstler)“** toben sich in ihr aus. Wie Kinderkunst kommt sie daher, aber man lernt ihre Magie zu schätzen. Die schöpferische Kraft und der unvoreingenommene Blick auf das, was man sieht und wahrnimmt. Es reißt einen mit in die Wirklichkeit, die nicht interpretiert werden will.

    Die naive Kunst prägt ein neues pädagogisches Denken. Psychologie fließt ein und man fordert ein musisch-ästhetisches Denken in der Erziehung.

  • Expressionismus (1905 bis 1920)

    In Meyers Großem Taschenlexikon wird folgendermaßen zusammengefasst: „Die Mittel des Expressionismus sind vereinfachende Zeichnung, einschließlich der Deformation, Flächigkeit, starke Farbkontraste und eine nicht an das Naturvorbild gebundene Farbgebung.“ Man könnte nun umschreiben, weglassen oder hinzudichten, aber diese Beschreibung fasst den Expressionismus im Wesentlichen ganz gut zusammen. Bis auf die Sache mit der vereinfachenden Zeichnung. Das kann so nicht stehen gelassen werden. Ein Otto Dix oder Max Beckmann haben so bizarre, komplexe, anspruchsvolle, nur eben nicht naturgetreue Werke hinterlassen, dass Vereinfachung die falsche Vokabel im Expressionismus ist. Deformation, Flächigkeit, starke Farbkontraste ... man sucht Wege die inneren Empfindungen und die Wahrnehmung der Welt zum Ausdruck zu bringen, menschliche Abgründe aufzudecken und der Kunst als eigener Sprache mehr Raum zuzugestehen.

    Zuerst wurde der Begriff noch auf die französische Malerei des Fauvismus und Kubismus angewandt. Das war 1911. In der XII. Berliner Sezessionsausstellung. Herrwarth Walden weitete den Begriff in seinen „Sturm“-Ausstellungen schließlich auf die gesamte europäische Avantgarde aus. So schreibt es der DUDEN.

    Kräftige Farben, wie bei Wassily Kandinsky oder Franz Marc und Verzerrung und Abstraktion, wie bei Munch oder Braques kennzeichnen den Expressionismus, der Kunst vor allem als seelischen Ausdruck versteht. „Die sinnlich wahrnehmbare Wirklichkeit bedeutete im Expressionismus nur Durchgang zur seelisch erfahrbaren.“** Damit steht der Expressionismus dem Impressionismus gegenüber, welcher die Dinge von außen beleuchtet.

    „Auf der Suche nach den Urelementen der Malerei folgt man dem schöpferischen Instinkt und arbeitet gestisch intuitiv. Spontan, was dazu führt, dass Abstraktion und Verzerrung oft gar nicht zu vermeiden sind. Marcs Pferde in blau, oder gelb, beweisen, wie sehr sich die Kunst beginnt zu verändern. Man hält sich nicht mehr an alt hergebrachte, erlernte Regeln, sondern geht neue Wege in der Darstellung.

    Die Rolle der Farbe ist nirgends so offenbar wie im Expressionismus. Die industrialisierte Welt wird mehr und mehr automatisiert, das Auto und die Massenproduktion seit Erfindung des Fließbandes beschleunigen das Leben, und Forschungen in den Wissenschaften verändern die Sicht auf die Welt. Die Fotografie und damit Erkenntnisse aus der Optik, entwickelt sich rasant weiter. Vor allem sie verändert die Rolle der Kunst elementar. Daher ist es kaum verwunderlich, dass man etwas zu schaffen versucht, was bleibt, eine Spur, die von der Nachwelt erkannt werden kann.

    Immer bessere Farben werden entwickelt und die Pigmente werden zunehmend günstiger, was Künstler dazu animiert sich mehr und mehr auszuprobieren und neue Wege zu gehen. Wege, die der innersten Gedanken- und Erlebniswelt Ausdruck verschaffen kann.

    Zentren des Expressionismus: (**Quelle: Duden-Kunst)

    1.) Die Brücke in Dresden (1905)

    Bekenntnis zur schöpferisch ungebrochenen Kraft der Jugend und zur emotionalen Erlebnisfähigkeit in der Kunst

    Erneuerung

    2.) Der blaue Reiter in München (1911)

    Reitermotiv (von den apokalyptischen Reitern Dürers bis zum Reiter mit dem Sonnenschild, der die gemeinsamen Kräfte des Kosmos symbolisiert)

    Kampf und Erneuerung

    Bedeutende Künstler*:

    Wassily Kandinsky, Max Beckmann, Franz Marc, Emil Nolde, die Künstler der Dresdner „Brücke“ und der Münchner Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

  • Fauvismus (1898 bis 1910)

    „Fauves“ französisch, bedeutet „wilde Tiere“. Damit ist fast schon alles gesagt. Henri Matisse hatte Künstler um sich versammelt, die alle versuchten den individuellen Ausdruck durch Farbe zu erreichen.

    Im Fauvismus wird „...mit reinen, oft komplementär gegen- und nebeneinander gesetzten grellen Farben gemalt und es wird auf Licht- und Schattenmodellierung verzichtet.“**

    Paul Gaugin und Vincent van Gogh waren mit dem Anspruch eines Malstils, welcher die Farbwirkung besonders herausarbeitet, Vorreiter des Fauvismus. In der Motivwahl ist der Fauvismus vor allem durch das Ursprüngliche gekennzeichnet. Die Kunst der Primitiven zum Vorbild nehmend, wobei primitiv hier eher im positiven Sinne einer magischen Urkraft verwendet wird (eine Energie, die dem zivilisierten Menschen abhanden gekommen zu sein scheint) fordert der Fauvismus die Abkehr von allen Konventionen.

    Obgleich dem Expressionismus verwandt sind die Motive des Fauvismus eher lebensbejahend, wie Straßenszenen, Tanz, Stilleben und Akte.

    Bedeutende Künstler*:

    Henri Matisse, Georges Braques, Maurice de Vlaminck

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden

  • Russische Avantgarde (1905 bis frühe 1930er Jahre)

    Bereits Ende des 19. Jahrhunderts lehnten sich einige Künstler „gegen die Restriktionen der Russischen Kaiserlichen Kunstakademie auf.“** Ihnen war die Wahrung des Kunsterbes Russlands und die Besinnung auf das Leben wichtig.

    Inspiriert von der europäischen Kunst wollten sie demonstrieren, dass Russland Kunst genau so gut konnte, wie die Europäischen Vordenker.

    Der mächtige Einfluss der Ostkirche findet immer wieder Wege in die russische Kunst und gefördert von Industriellen und Kunstmäzenen aus der Wirtschaft entwickeln sich Schulen, die über alle Grenzen hinweg auch Einfluss im Rest der Welt nehmen.

    Der gesellschaftliche Umbruch des jungen Zeitalters der Industrialisierung, in der auch immer bessere Reproduktionstechniken der Bildgebung entwickelt werden fordert geradezu eine Reflexion der Gegenwart, in welcher der Stellenwert des Menschen als Individuum, zugunsten Automatisierung in Industrie und Technik mehr und mehr abnimmt, haben die russischen Avantgardisten schon damals ins Auge gefasst und eine Malerei entwickelt, in welcher immer wieder die Stärke einer Gemeinschaft herausgearbeitet wird.

    Die Seele der russischen Kultur, vor allem in Ballett und Musik, darüber hinaus auch in der bildenden Kunst, beeindruckt immer wieder und reißt einen mit bis in die tiefsten Tiefen des Seins.

    Bedeutende Künstler:*

    Marc Chagall, Kasimir Malewitsch, Alexander Schewtschenko, Ilja Repin, Nikolai Jaroschenko, Wladimir Waskowski

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    **Quelle: Moderne Kunst, Die 50 wichtigsten Stilrichtungen, Prestel-Verlag 2014

  • Kubismus (1907 bis 1925)

    Eigentlich muss man nicht viel mehr sagen, als dass es im Kubismus um Kuben geht. Kubische Formen. Wenn auch nicht immer würfelförmig, aber doch geometrisch in Formen mit Raumwirkung untergliedert. Die dritte Potenz macht es aus.

    Der Kubismus bringt es auf den Winkel! Naja vielleicht sagt man besser auf die Kante. Auf jeden Fall haben Ecken und Kanten nunmehr Bedeutung. Vieleckige, geometrische, würfelige Formen, in die etwas untergliedert ist, ohne dass es den Wiedererkennungswert einbüßt.

    Die Zentralperspektive wird aufgelöst. Die dritte Dimension, also eine Wirkung in den Raum hinein, ohne, dass eine Perspektive bemüht wird, gewinnt an Bedeutung. Die Geometrie eines Körpers oder Gegenstandes spielt die Hauptrolle.

    Die Bildfläche selbst soll Tiefenwirkung, also Raumwirkung bekommen und eine neue Wahrhaftigkeit, eine konkrete Wirklichkeit soll ans Licht kommen. Die verschiedenen Ansichten werden alle gleichzeitig angezeigt und es ist, als ob der Betrachter sich in mehreren Dimensionen gleichzeitig befindet.

    Man unterscheidet den Kubismus weiter in analytischen Kubismus, Orphismus (orphischen Kubismus) und synthetischen Kubismus.

    Im analytischen Kubismus wird die Abbildung quasi in geometrische Grundformen aufgeteilt.

    Der Orphismus erfordert die gedankliche Mitwirkung des Betrachters, das, was das Hirn aus dem Gesehenen macht. Das Bild kristallisiert sich quasi aus den geometrischen Fragmenten heraus.

    Im synthetischen Kubismus werden eigenständige Bildelemente erst im Hirn zu einem eigenständigen Bild zusammengesetzt, bzw. assoziiert.

    Picassos „Les Demoiselles d´Avignon“ gilt als eines der wichtigsten kubistischen Werke. Das Bild schockierte die Kunstwelt. Nicht die Darstellung der Prostituierten schockierte (jedenfalls geht man davon aus, dass die Damen Prostituierte sein sollen), sondern die „...Verzerrung und Zerstückelung der Figuren und des Bildraumes. Wie viele seiner Zeitgenossen war auch Picasso auf der Suche nach ausdruckssteigernden malerischen Mitteln. Und wie viele fand auch er sie in der sogenannten „primitiven“ Kunst Afrikas, den archaisch anmutenden Masken und Plastiken der Südsee sowie in der iberischen Skulptur.“**

    Bisweilen findet man Instrumente in kubistischen Werken. In Werken wie Duchamps „Akt, die Treppe herabsteigend Nr. 2“ wird Bewegung wie im Takt fragmentiert. Formen und Farben werden ähnlich dem rhythmisch-melodischen Wechsel in der Musik oder gar physikalischen und psychologischen Prozessen eingesetzt und der Kubismus wird zum unverwechselbaren Stilmittel in der Kunst, der bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt hat.

    Bedeutende Künstler*:

    Georges Braques, Pablo Picasso, Marcel Duchamp, Jean Metzinger

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    Quelle: Geschichte der Malerei - Könemann-Verlag 1995

  • Futurismus (1909 bis 1944)

    Was für eine Zeit! Das Automobil bringt Bewegung ins Spiel, die Eisenbahn ist schon eine ganze Zeit lang unterwegs und die Gebrüder Wright zeigen, dass Fliegen mehr ist, als nur eine fixe Idee. Die Welt steht am Anfang der Beschleunigung.

    Man hat noch keine Erfahrung mit Raketenstarts und Raumreisen, da widmen sich Kunst und Kultur schon den Visionen vom Morgen. Marcel Duchamp abstrahiert einen Akt, die Treppe hinuntersteigend und zerlegt in seinem Bild einen sich bewegenden Mensch in einzelne Momentaufnahmen.

    Die Geschichte des Films hat gerade erst Fahrt aufgenommen und Bilder geraten immer schneller in Bewegung, da beginnen die ersten Visionäre ein düsteres Bild der Zukunft zu zeichnen.

    Zukunft = Futur! - Futurismus der Kunststil. Das Zerlegen allen wahrgenommenen Ganzen in seine Fragmente bestimmt das Denken. Man ergründet das Wesen allen Existentiellen in immer kleineren Einzelteilen und gelangt mehr und mehr zu naturwissenschaftlicher Erkenntnis, die nicht immer nur Positives in Gang setzt.

    Vor allem Boccionis Statue „Kräfte in Bewegung“ veranschaulicht imposant die bizarre Auflösung von Bewegung in einer Gestalt, die scheinbar gegen die Schwerkraft zu kämpfen hat.

    In der Kunst des Futurismus wird eine „...Ästhetik der Geschwindigkeit und der körperauflösenden Dynamik von Bewegung und Licht ...“** gefordert. Der Einfluss von Philosophen wie Nietzsche schimmert bisweilen durch und man kann das berühmte Zitat „Man muss noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können“ quasi fühlen.

    Ein erster Futurismus vor dem Ersten Weltkrieg hat vor allem die damals „moderne“ Welt der Elektrizität, Lokomotiven und Massenbewegungen und Körperzerlegung im Fokus, die später in den Kubismus übergehen. In einem zweiten Futurismus um 1928 wagt man sich mit der „aeropittura“ auch an kosmische Dimensionen heran. Die positive Haltung zum Faschismus diskreditiert diese Kunstepoche allerdings. Man könnte fast sagen als gefährlich kriegsvorbereitenden Impuls.

    Bezeichnend für die Kunst des Futurismus ist die „...Zerstörung aller traditionellen Werte, bis hin zu nationalistischen Tendenzen...“.

    Den Futuristen gemein war ihr Aktionismus, ihre Großstadtbegeisterung und der Fortschrittsglaube, an dessen Ende ein fürchterlicher Zweiter Weltkrieg für unfassbaren Schrecken und Massenvernichtung sorgte.

    Bedeutende Künstler:*

    Umberto Boccioni, Carlo Carrà, Giacomo Balla, Luigi Russolo

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

  • Primitivismus oder Primitive Kunst (zeitlos)

    Primitiv ist ein Wort, das man am liebsten nicht verwenden möchte, denn es setzt den Wert dessen herab, was die Kunst eigentlich will: Das Ursprüngliche loben. Ihm einen höheren Stellenwert zukommen zu lassen und dem Menschsein wieder auf die Sprünge zu helfen, ohne immer die dagobert´ schen Dollarzeichen in den Augen zu sehen. Aber die Dollarzeichen sind an Bildung und Ausbildung gebunden und damit an die Akademien und sie schmälern den Wert jedes Menschen, der nicht entsprechend gebildet ist.

    Auf der Suche nach „primitiven“ Werken, bzw. „primitiver Kunst“ ist so mancher Akademiker losgezogen, auf der Suche nach fernen Impulsen für die großen Kunstsammlungen oder auch der Weiterentwicklung der eigenen Kunst, und so manch einer kam wohl geläutert zurück.

    Per definitionem laut Brockhaus ist „Primitive Kunst“ die Kunst der prähistorischen Jägervölker. So kann man auch die Felsmalereien der Urzeit zur Primitiven Kunst zählen. In englischsprachigen Ländern wiederum ist es die Kunst der Naturvölker.

    Auch im Primitivismus oder Neoprimitivismus sucht man nach dem Ursprünglichen und Existenziellen des Seins. Die Idee, dass außereuropäische Kulturen glücklicher sein müssen, weil sie natürlicher, unverfälschter und schlichter leben wird idealisiert.

    Widmet man sich der Lektüre von Wikipedia findet man noch weit mehr erhellende Worte über das Thema Primitivismus. Anarchie indes ist ein Wort, das man nicht mit Primitiver Kunst in Verbindung bringen sollte. Bei einem Blick zu den Völkern, die ihre Urinstinkte noch nicht ganz unterdrückt haben kann man Bedeutendes finden, was aber gesellschaftspolitisch nicht unbedingt zu einem angenehmen, unbeschwerten und leichten Leben führt.

    Bedeutende Künstler*:

    Pablo Picasso, Paul Gaugin, Karl-Schmitt-Rottluff, Ernst Ludwig Kirchner

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden - Kunst

  • Geometrische Abstraktion (1915 bis 1925)

    Der Duden fasst es kurz und erklärt, dass es eine Stilrichtung der abstrakten Kunst ist, die sich mit dem Abstrahieren von geometrischen Strukturen und Formen beschäftigt. Es wird in diesem Zusammenhang auch auf den Neoplastizismus verwiesen.

    Bedeutende Künstler*:

    Piet Mondrian, van Doesburg, Wassily Kandinsky

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden _ Kunst

1920er- Jahre bis 1945

  • Art Déco (1920 bis 1940)

    Dekorative Kunst. Genau das heißt art déco - kurz für art décoratif. Aus Frankreich stammend, sich in die Welt ausbreitend ist art déco eine Form der Gestaltung innerhalb der angewandten Kunst, Malerei, Plastik und Architektur. Der Begriff wurde während der Weltausstellung der dekorativen Künste und des modernen Industriedesigns (Exposition Internationale des Arts Decoratifs et Industriels Modernes) 1925 in Paris geprägt. Seither gewinnt Industriedesign mehr und mehr an Bedeutung in der Kunst.

    Lackierte, glänzende Oberflächen und strenge Formen, die den Einfluss von Kubismus, Futurismus und geometrischem Jugendstil erkennen lassen, sind die Erkennungsmerkmale des art déco. Kristall, glänzende Metalle, Eisenschmiedearbeiten und Glasmalerei sind bezeichnende Werkstoffe des art déco, der Kunst vor allem der Goldenen Zwanziger des vergangenen Jahrhunderts, einer Zeit, die einen grausamen Krieg hinter und einen grausamen Krieg vor sich hat.

    Bedeutende Künstler*:

    Le Corbusier, Henri Matisse, Maurice de Vlaminck, Kasimir Malewitsch

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

  • Konstruktivismus (1915 bis 1930) mit Suprematismus (1915 bis 1930) Neoplastizismus, Bauhaus

    Im Duden wird folgendermaßen zusammengefasst: „...auf der Grundlage geometrisch-abstrakter Formen rationale Gestaltungsprinzipen für Architektur, Plastik und Malerei...“** sich entwickelnde Stilrichtung.

    „Kunst und Technik - eine neue Einheit.“**

    Der sich kurz vor dem Ersten Weltkrieg 1913 entwickelnde Konstruktivismus ist eine Folge der Industrialisierung und Technisierung, die das Leben dieser Zeit neu betrachtet und überdenkt. Die Angst der Künstler ...“durch die immer breiter werdende Massenkultur mit ihren Kinos, Sportpalästen, Cabarets und Varietés in die völlige Bedeutungslosigkeit gedrängt zu werden...“ wächst beständig und die Hinwendung zur Abstraktion, unter Abkehr von alten Werten, hofft auf Weltverbesserung. Was folgt, ist bekannt.

    Abstraktionstendenzen waren im Expressionismus bereits angelegt, jetzt entwickelt sich eine vollkommen ungegenständliche Malerei. Man will die Welt verändern.

    Piet Mondrian hat auch Worte für seine Idee: „Nur die reine Erscheinung der Elemente, in ausgeglichenem Verhältnis, kann die Tragik des Lebens mindern... und dann brauchen wir keine Statuen und Bilder mehr, denn wir werden in einer Wirklichkeit gewordenen Kunst leben... Die Kunst wird sich in dem Maße aus dem Leben zurückziehen, als das Leben selbst an Ausgewogenheit und Ruhe gewinnen wird.“***

    Der Konstruktivismus für Gebrauchsgegenstände entsteht. Sullivan prägt dafür die Formel: „Form follows function.“ Funktionalismus also.

    1917, mitten im tobenden ersten, monströsen Maschinenkrieg, gründen Piet Mondrian und Theo van Doesburg die Zeitschrift „de Stijl“, um der Welt ihre Ideen zu präsentieren. Hier kommen nun Maler, Dichter, Bildhauer und Architekten zu Wort, die von einer Synthese von Kunst und Leben träumen.

    Kunst sollte harmonisch, klar und rein sein und Eingang in den Alltag finden, was sich vor allem in Produktdesign und Architektur einfließt. Auch das in Anlehnung an die mittelalterliche Dombauhütte, von Walter Gropius in Weimar gegründete Bauhaus, entspringt letzten Endes dieser Grundidee.

    Kunst und Handwerk sollen wieder zusammengeführt werden, Menschen sollen glücklich in sozialer Einheit leben können und es soll ein Bau der Zukunft entstehen, der alles in einer Gestalt sein wird. Ein Tempel der Menschlichkeit als Gesamtkunstwerk.

    Betrachtet man die Kunstwerke jener Zeit kann man feststellen: Von Menschlichkeit ist so manches Werk meilenweit entfernt. Oder sind dargestellte Unfassbarkeiten menschlicher, als man meint? Analog Kriegs- und Horrorfilmen oder Psychothrillern der modernen Film- und Serienindustrie?

    Um allen Interpretationen vorwegzugreifen sind es Maler wie Kasimir Malewitsch, die etwas hinterlassen, das man so noch nie gewagt hat, und dem man bis heute viel Beachtung schenkt.

    Kubistische und futuristische Tendenzen aus Russland inspirieren Malewitsch seinerzeit besonders. Alle Abbildlichkeit wird negiert. Das Schwarze Quadrat auf weißem Grund entsteht 1914/15. Nichts Expressives, nichts Anekdotisches, nur reine Empfindung soll dargestellt werden. „Alle Gedanken an eine gegenständliche Welt sollen ausgeschaltet werden.“*** Suprematismus. - Malewitschs Begriff dafür.

    Absoluter Verzicht wird gefordert. Man kann sich aus dem Schwarz berieseln lassen! Sich im Schwarz verlieren. Heute hat fast jeder einen etwas anderen Malewitsch im Wohnzimmer zu Hause. Solange ausgeschaltet, kann man mal über dieses Kunstwerk nachsinnen. Was für eine unfassbare Macht davon ausgeht!

    Reiner Geist! - All das soll zu Harmonie, Ausgewogenheit und Ruhe führen. Es erinnert an Übungen im Yoga und das Kreise ziehen buddhistischer Mönche.

    Malewitschs metaphysischer Malerei verbunden setzt auch Kandinsky neue Akzente, die ihresgleichen sucht. Linien, Punkte, Wellen und Farben sind die Elemente des in Moskau geborenen Künstlers.

    Klare, abgezirkelte, nüchterne Formen, Vierecke und rechte Winkel wiederum werden zum Markenzeichen des holländischen Konstruktivismus und Piet Mondrian.

    Europa steht im Bann einer ungebändigten Technik-Euphorie und wenn nicht schon längst entstanden, bilden sich die Mega Brands für die kommenden Jahrzehnte, ja für das kommende Jahrhundert. Die Welt wird neu aufgeteilt. Fließbänder werden eingeführt, Rationalisierungen werden vorgenommen und erste Vorboten zu einer allmählichen, vollständigen Automatisierung der Welt sind unterwegs, wie apokalyptische Reiter. Der Erste Weltkrieg folgt. Mit der Technisierung der Welt erhofft man sich ein leichteres Leben für Jedermann. Im Nachhinein weiß man einiges besser. Was vielleicht als Erleichterung für den einen begonnen hat, wird zur Ausbeutung eines anderen.

    Die traditionelle Kunst ändert sich. Die Schönfärberei in der Kunst hat ein Ende. Künstler sehen die Entwicklungen in der Welt sehr kritisch. Die Forschungen in den naturwissenschaftlichen Disziplinen werden zunehmend gefährlicher und die Künstler setzen ihre Befürchtungen um. Sie wollen auch politisch Einfluss nehmen. Vor allem in Russland setzt man, beeinflusst vom Kubismus und Futurismus, nachhaltige Akzente und setzt sich mit materieller Not und den konkreten wirtschaftlichen Problemen der damaligen Gegenwart auseinander. Textilien und ihre Produktionsabläufe sind ein Thema, das viel Beachtung findet. Die Produktion von Notwendigkeiten zum Stillen der menschlichen Grundbedürfnisse wird von allen Seiten unter Einbeziehung des Faktors Mensch beleuchtet. Die Gedanken schweifen auch zum Thema Wasser und Gewohnheiten wie Wäsche waschen und Kochen. Waschen und Seife werden durchdacht. Energie wird Thema und das Querdenken nimmt Fahrt auf. Schon damals ist zu erkennen, wohin die Reise geht. Tatlin formulierte 1920 das Programm der Produktivisten und man will fortan jegliche INDIVIDUELLE Selbstverwirklichung des Künstlers ablehnen. Künstler sollen nur noch praxisbezogen arbeiten und auf die Gesellschaft bezogene Kollektivkunst ausführen.

    Der dagegen von Mondrian naturunabhängige Ansatz elementarer Ordnung als Spiegel universeller Harmonie wirkt dagegen eher abstrakt.

    Was auch immer man über die Kunst der damaligen Zeit zu sagen hat, es ist eine politisch hochexplosive Zeit, in der sich weltweit die verschiedensten politischen Lager gegenüberstehen.

    Die Kunst ist bemüht das Unmögliche möglich zu machen und die Lage bisweilen zu entschärfen, indem sie andere Formen des Ausdrucks sucht, oder neue Richtungen aufzeigt, doch am Ende lässt sich das kommende Geschehen nicht aufhalten. Die Besitzstandswahrer und die, welche eine gerechtere Verteilung von allem in der Welt fordern, oder auf Eroberungsfeldzug sind, um der Welt ihre Idee von der Perfektion allen Seins zu diktieren, stehen sich kampfbereit gegenüber. Alle diplomatischen Bemühungen scheitern an der Sturheit und Uneinsichtigkeit der unterschiedlichen Lager. Dass man, wie zu allen Zeiten, einander braucht, um Frieden zu sichern, und nur gemeinsame Lösungen zielführend sein können wissen beide Seiten, doch die Balance zu finden scheitert letzten Endes an der Verteilung der Ressourcen und der Verteilung des Geldes und die schlafenden Armeen werden irgendwann geweckt.

    Bedeutende Künstler*:

    Piet Mondrian, Kasimir Malewitsch, Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger, Paul Klee, Robert Delauny, Lászlo Moholy-Nagy, Wladimir Tatlin, Warwara Stepanowa, Alexander Rodtschenko, Olga Rozanowa, Kurt Schwitters, George Grosz

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden - Kunst, Der Kunst-Brockhaus in 10 Bänden, Geschichte der Malerei von der Renaissance bis heute, Köln, 1995

    *** Aus: Abstrakte Kunst für eine bessere Welt, Geschichte der Malerei, Anna-Carola Krauße, Könemann Verlagsgesellschaft GmbH, 1995, Köln

  • Bauhaus (1919-1933)

    „Kunst und Technik unter funktionalen und ästhetischen Gesichtspunkten zu vereinen. ...“** Das war das Ziel des Bauhaus. Und wie es der Name schon sagt: Es konnte als Aufforderung verstanden werden, die sich mit dem Bau an sich beschäftigt.

    Das staatliche Bauhaus wurde 1919 als Schule für Bau und Gestaltung in Weimar von dem Architekten Walter Gropius gegründet. 

    Aus der Schule des staatlichen Bauhaus sind bis heute viele Ideen des Design geblieben und zahlreiche Zweckbauten, vor allem Schulen und Sporthallen finden sich nach der Idee des Bauhaus errichtet. Dem Abwenden von jeglichem Überfluss und jedem dekorativen Element fiel dem Bauhaus so manche Stuckverzierung zum Opfer, die man als überflüssig erachtete. Das Bauhaus war somit möglicherweise eine der ersten großen Bewegungen, die der Verschwendung und dem Überfluss entgegenwirkten. Man könnte die Grundidee als Aufforderung verstehen: „Konzentriere dich auf das Wesentliche.“

    Das Bauhaus war ein Zentrum zur Beratung von Industrie und Gewerbe und es wurde zu einer der bedeutendsten Kunstschulen des 20. Jahrhunderts, erwachsen aus russischem Konstruktivismus, Orphismus, Münchner „Blauer Reiter“ und Neoplastizismus. ** 

    Die Studierendem im Bauhaus wurden in jedem Fach von zwei Lehrern, einem Künstler und einem Handwerker unterrichtet.** Es galt die theoretischen Grundlagen zu erlernen, dann das Handwerk an sich und sich im Anschluss praktisch so lange in den Disziplinen zu üben, bis man die Meisterwürde erlangen konnte.  

    Nach Walter Gropius: „Der neue Baugeist bedeutet: Überwindung der Trägheit, Ausgleich der Gegensätze.“** Balance also das Ziel. In sofern hat das Bauhaus bis heute nichts an Aktualität verloren. Um die Ideen dieser großen Bauschule kommt keiner herum, der sich als Architekt, oder Handwerker am Bau oder als Bauingenieur versucht.  

    Der Bauhaus-Stuhl sei im besonderen erwähnt, weil er als Stuhl eher so bequem wie ein Sessel war und die Grundidee vom Sitzen an sich perfektionierte. Es ist bis heute eines der (subjektiv) optisch ansprechendsten funktionalen Möbel, das dem reinen Zweck dient seinem Nutzer Ruhe zu gönnen. 

    Bedeutende Künstler*: 

    Ludwig, Mies van der Rohe, Hannes Meyer, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Walter Gropius, Lyonel Feininger  

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss. 

    **Quelle: Duden Kunst

  • Dadaismus (1916 bis 1924) vor allem in Zürich, Berlin, Köln, Hannover, Paris

    Verunsicherung und Zerstörung hatte die DADA-Bewegung zum Ziel.

    Eigentlich ist es nur ein Schülerduden und was geschrieben steht ist einfache Erklärung zu alphabetisch sortiertem Wissen. Doch beim zweiten Lesen beginnt es allmählich zu dämmern und man erkennt Parallelen zur Gegenwart.

    Bei Dada findet man den „mechanischen Kopf“ von Raoul Hausmann als Sinnbild für den „Geist unserer Zeit.“ Und das war 1919. Inzwischen ist 2019 vorbei, - 100 Jahre sind vergangen und die Idee des Kopfes eines von Technik und Konsum abhängigen Menschen ist präsenter als je zuvor.

    Kinder, die sich nicht mehr von den digitalen Medien lösen können, Erwachsene, denen ohne Computer, Laptop oder Tablet das Herz in der Brust fehlt, und eine Menschheit, die nach einem Spaten ruft, um Bäume zu pflanzen, damit die Zukunft nicht ganz verloren ist, das ist, was das Heute bestimmt.

    Dada soll aus dem Französischen stammen und Holzpferdchen bzw. Steckenpferd bedeuten.

    Was das Pferdchen mit der Kunst zu tun hat? ... Kann man mal drüber nachgrübeln. Da sei einem jedem der Fantasie freien Lauf gelassen.

    Sicher ist, der Dadaismus wurde geprägt vom ersten Weltkrieg.

    International, antibürgerlich und schräg ist Dadaismus eine Protestbewegung, die sich gegen die Konventionen auflehnt und nach neuen Wegen in der Darstellung sucht. Ein ...ismus eben. Das erste dadaistische Manifest von 1918 proklamiert DADA als „Neue Wirklichkeit“.

    Schon damals macht man sich Gedanken über den mechanischen Menschen als gesichtslose, entseelte Figur und darüber, ob Mensch und Androide unterscheidbar wären. Vor allem Künstler, Literaten und Filmemacher bewegt diese Fragestellung immer wieder. Anno dazumal vielleicht noch visionär, heute real, seit der Japaner Hiroshi Ishiguro sich selbst als Androide in die Welt gesetzt hat und man genau hinschauen muss, wer wer ist.

    Die sich technologisch auftuenden Möglichkeiten der Neuzeit geben Anlass tief in sich zu gehen und über Tabus nachzudenken, wie weit Forschung und Technisierung gehen darf. Welche Rolle will der Mensch in Zukunft noch spielen? Solchen und ähnlichen Fragen widmet sich die Kunst schon im Dadaismus und sie hat seither damit nicht aufgehört.

    So manchem Kunstschaffenden in intoleranten Systemen brachte derartiges Hinterfragen von aktuellen Gegebenheiten und möglichen Entwicklungen ein Eintrag in Listen von Staatsfeinden, Geheimnisverrätern und Verrätern ganz allgemein, dabei sollte gerade die Kultur den Impuls zum Nachdenken liefern dürfen, damit Systeme nicht totalitär und kriegstreibend degenerieren.

    Laut Picasso darf Kunst nicht nur, ja sie MUSS sogar (gesellschafts-) kritisch und politisch sein.

    Schrille Aktionen, Ironie und Zynismus sollen die braven Bürger provozieren. Betrachtet man die Gegenwart 2020 erinnert der im Duden erklärende Text zum Dadaismus sehr an das Heute. ... „Manifeste, Proklamationen und Aufrufe, bis hin zu Beleidigungen und Beschimpfungen des Publikums, die oft nur die satirisch verzerrten Darstellungen realer, politischer Vorgänge waren.“**... prägen die DADA-Kunst.

    Elemente und Fragmente aus allen Sparten von Kultur werden verbunden, um die Grenzen aufzulösen.

    Collagen und Montage verfremden das Ausgangsmaterial.

    Nonsens und Zufallsprinzip sind bezeichnend im Dadaismus.

    Ein chaotisches Kopfkino findet seinen Weg vom Schöpfer zum Betrachter.

    Der Protest richtet sich gegen die verlogene bürgerliche Kultur, die zum Krieg führt, bzw. damals zum Krieg geführt hatte. Die goldenen Zwanziger aber sollten erst noch kommen, und dann eine schwere Krise, ein neues Denken und was danach kommt muss man nicht noch extra erwähnen.

    Eine schwierige Zeit das Damals mit dem DADA. „Straßenschlachten, Arbeitslosigkeit, Massenelend, Hungersnöte und Betrug“** bestimmen das Bild der Nachkriegszeit. Der Sinn am Dasein wird in Frage gestellt und der Dadaismus will Neues schaffen. Nicht nur in der Kunst, sondern auch im Leben selbst.

    Dadaismus ist als geistige Strömung zu verstehen, ohne eindeutige, stilistische Zuordnung. Die Bewegung ist, bzw. war eine für alle Perspektiven offener Ideenaustausch.

    Bedeutende Künstler*:

    Kurt Schwitters, Hans (Jean) Arp, Marcel Duchamp, Hannah Höch, Man Ray

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden

  • Neue Sachlichkeit (1918 bis 1933) mit magischem Realismus, sozialkritischem Realismus und Verismus

    Sachlich! Objektiv! Realistisch dargestellt! So verlangte es die Neue Sachlichkeit Anfang der 1920er Jahre. Gegenständliche, figurative Darstellungen werden dem subjektiven Erlebnis im Expressionismus gegenübergestellt.

    „Die starke Betonung der Gegenständlichkeit unter Ausschaltung von Licht und Schattenwirkungen macht oft den Eindruck eines Beschwörens der Dinge in ihrer Vereinzelung im Raum.“***

    Stille, detailgetreue Darstellungen sind bezeichnend für die Neue Sachlichkeit und George Grosz, wie auch Otto Dix geben darüber hinaus einen „bissigen, bisweilen karikaturhaften“** Blick auf die Gesellschaft von damals. Eine Nachkriegs-Gesellschaft, die in Deutschland als Weimarer Republik in die Goldenen Zwanziger Jahre steuert, in denen man den politischen Begebenheiten mit weniger Ernst und etwas mehr „Laisser Faire“ begegnet, was langfristig allerdings vom ersten geradewegs in den zweiten Weltkrieg steuert. Die politischen Umbrüche schwelen im Zuge der durch die Industrialisierung veränderten Lebensbedingungen die ganze Zeit mit. Die erwünschten Lebensbedingungen für am besten ALLE liegen noch in weiter Ferne und George Grosz hinterlässt mit seinem Werk „Die Stützen der Gesellschaft“ ein Werk, das Militär, Justiz und Großbürgertum in keinem positiven Bild zurücklässt. Die Fratzen lassen sehr deutlich erkennen, was er von Obrigkeiten hält und dass gesellschaftlich einiges im Argen liegt.

    „Kriegskrüppel, Kriegsgewinnler und soziales Elend“** werden von den zeitgenössischen, sozialkritischen Künstlern in Szene gesetzt und finden ihren wortlosen Ausdruck im Verismus oder sozialkritischen Realismus, in dem man weniger abstrahiert, als eher realistisch genau kritisiert und anklagt.

    Bedeutende Künstler*:

    George Grosz, Rudolf Schlichter, Otto Dix

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    Quellen:

    ** Geschichte der Malerei, Könemann Verlag, Köln, 1995

    *** Der Kunst-Brockhaus, Mannheim, Wien, Zürich, 1987

  • Surrealismus (1924 bis 1945) inclusive Pittura Metafisica (1910 bis 1930er Jahre)

    Den Surrealismus kann man nicht betrachten, ohne die Kenntnis des Dadaismus. Es ist die Fortführung des Dadaismus. André Breton definiert wie folgt: „Reiner psychischer Automatismus, durch den man mündlich oder schriftlich oder auf jede andere Weise den wirklichen Ablauf des Denkens auszudrücken sucht.

    Denk-Diktat ohne jede Kontrolle durch die Vernunft, jenseits jeder ästhetischen oder ethischen Überlegung.“** Und André Masson experimentiert im „dessin automatique“ ein Zeichnen, sowie Max Ernst eine Malerei, welche sich an unbewusster Niederschrift, der „Écriture automatique“ orientieren. Bei René Magritte wird die Wahrnehmung selbst infrage gestellt.

    Dalis „Beständigkeit der Erinnerung“ ist wohl eines der berühmtesten Werke dieser Zeit, in der das Zerfließen der Zeit, dargestellt als dahinschmelzende Uhren in trostloser Landschaft dargestellt wird, einer Vision des Künstlers, die man so nicht erleben möchte.

    Vieldeutigkeit und die Macht des Unbewussten finden im Surrealismus ihren Weg zum Betrachter.

    Surrealistische Werke schreien förmlich nach Interpretation.

    Es ist die Erkundung des Irrationalen und Subversiven in der Kunst. Mystizismus, Freuds Psychoanalyse, Marxismus, ... alles Begriffe, die man ebenfalls in Augenschein nehmen sollte, wenn man sich der Betrachtung surrealer Werke hingibt. Es ist das automatische, unbewusste, aus dem Unterbewusstsein schöpfende künstlerische Schaffen, das Surrealisten antreibt. Träume, Zerstörung und Erotik spielen eine große Rolle im Surrealismus und die Kritik am Schubladendenken des Menschen wird vor allem bei Salvador Dali mehrfach herausgearbeitet.

    Bedeutende Künstler*:

    Salvador Dali, René Magritte, Max Ernst, Jean Mirò, Hans Arp, Frida Kahlo, Alberto Giacometti, André Masson, Yves Tanguy

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss. Auch die Reihenfolge der Nennung ist eher zufällig. Auf die Geburts- und Todesdaten wird hier verzichtet.

    **Quelle: Moderne Kunst im Prestel Verlag, Die 50 wichtigsten Stilrichtungen

Tendenzen der Kunst nach 1945

  • Amerikanische Moderne (1910 bis 1970)

    Die Amerikanische Moderne wird in den Lehrwerken nicht eigens unterscheiden, wie beispielsweise die Russische Avantgarde, doch Prestels Moderne Kunst** widmet ihr ein ganzes Kapitel, was ihre Betrachtung interessant macht.

    Wie fast immer in der modernen Kunst kommt sie nicht ohne Philosophie aus. Kritik und Reflexion von Vergangenheit und Gegenwart und Ausblicke in die Zukunft treiben die Künstler der Moderne an, die ihr Denken sowohl abstrakt, als auch realistisch umsetzen. Eine andere Ebene der Existenz und damit Darstellungen zu finden, die wiederum das Denken des Betrachters erfordern, zieht sich durch die Moderne Kunst aller Herren Länder und so findet auch die Amerikanische Moderne Ausdrucksformen in der Kunst, welche Essenz zu vermitteln suchen.

    Ohne die Reflexion der Geschichte kommt die Moderne nicht aus. Zur Optimierung der Welt und dem Streben nach einem erfüllten Leben in Freiheit und im Idealfall Frieden bilden sich Schulen, die versuchen zu vermitteln, was es wert ist den Schülern mitzugeben.

    Die reine Darstellung, oder gefällige Abbildung lässt man weit hinter sich zurück und setzt Themen um, die der Betrachter erst noch finden muss.

    In der Abstraktion lesen zu lernen, das gilt weltweit ganz allgemein, wird zur höheren Aufgabe. So kann Kunst als eine eigene Sprache in der Welt betrachtet werden. Es ist wenig verwunderlich, dass man nach kulturellen Prägungen und Ländergrenzen unterscheiden kann und schließlich von einer Amerikanischen Moderne spricht. Genausogut könnte man eine Asiatische, Australische, Afrikanische oder Moderne klassifizieren. Die Grenzen allerdings beginnen im Zuge einer vernetzten, globalisierten Welt zu verschwimmen. Alle inspirieren sich gegenseitig und können voneinander lernen. Man kann Ausdrucksweisen voneinander abschauen und weiterentwickeln. Was in der amerikanischen Moderne besonders ist, ist ihre Entwicklung aus den Lebensweisheiten und Erfahrungen von Exilanten und Immigranten, die Amerika seit jeher, und nicht erst seit den großen Kriegen, geprägt haben und es noch tun. Auf Menschenrechte und Freiheit, im Fokus der Amerikanischen Verfassung, ist der Blick der Künstler gerichtet, und auf die Umsetzung durch die Menschen in diesem System. Was Forschung und Medizin vor allem im Hinblick auf Kriegsführung vor den großen Kriegen hinterlassen haben bleibt auch nach den Kriegen präsent und man rückt nicht selten die Erlebnisse aus dieser Zeit in den Fokus der Kunst.

    In der Amerikanischen Moderne lernen Künstler ein anderes, neues Bewusstsein für die Zusammenhänge der Welt, weil sich Menschen aus allen Teilen der Welt austauschen und gegenseitig inspirieren.

    Als „Mutter der Amerikanischen Moderne“ gilt Georgia O ´Keeffe mit ihren klaren Formen und ihrer Vorliebe für abstrahierende Darstellungen und Alltagsleben.

    Auch Josef Albers legte den Fokus auf Form und Farbe, sowie deren Reinheit und in seiner „Hommage an das Quadrat“ in Gelb lernt man eine neue Wahrnehmung von Tiefe, die nur durch ihre besondere Darstellung oder Anordnung auf einer Ebene erschaffen wird, wie es auch in der OpArt zu finden ist.

    Da nur bis 1970 postuliert verwirrt der Begriff Moderne, da man sich im eigentlichen Wortsinn in einer jeweiligen Gegenwart immer mitten in der Moderne befindet, demnach in den Jahren nach 1970 die Postmoderne

    begonnen hat, doch obwohl der Begriff erst 1976 formuliert wird setzt man die Postmoderne ab der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, quasi ab der Zeit des Wiederaufbaus an. Das ist die Crux mit der Sprache und den Begrifflichkeiten. Abchsließend kann man sagen, dass die Amerikanische Moderne vielleicht die Zeit und die Entwicklungen in ihr reflektiert, BEVOR die digitale Welt in den Alltag der zivilen Gesellschaft eindringt.

    Bedeutende Künstler*:

    Georgia O ´Keeffe, Josef Albers

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    **Quelle: Moderne Kunst, Die 50 wichtigsten Stilrichtungen, Prestel-Verlag 2014

  • Konkrete Kunst (1930 bis 1960)

    Theo van Doesburg gründet 1930 die Gruppe Art Concret und will damit eine Abkehr von der Interpretation und Sinnbildung in der Kunst erreichen. Kunst soll nicht figurativ sein und nur für sich selbst stehen.

    Im Manifest zur konkreten Kunst, erschienen in der einzigen Ausgabe des Magazins „Art Concret“ von April 1930, heißt es: „Das Bild muss ausschließlich aus plastischen Elementen konstruiert werden, das heißt aus Flächen und Farben. Ein Bildelement hat keine andere Bedeutung als >sich selbst< und daher hat auch das Bild keine andere Bedeutung als >sich selbst<.“** Die Kunst sollte frei sein. ...“frei von symbolischer Bedeutung und figurativem Realismus. Allein Linie, Farbe und einfache geometrische Formen...“** zählen.

    Inspiriert von Mondrians Neoplastizismus, bei dem in einem schwarzen Raster nur die Grundfarben Rot, Blau und Gelb vorkommen, erkennt Doesburg die Bedeutung von Linie, Farbe und Fläche. Die Bedeutung in Doesburgs Erkenntnissen, der kurz nach deren Veröffentlichungen 1931 stirbt, arbeitet 1949 schließlich der Schweizer Künstler und Architekt Max Bill in seinem Essay „Die mathematische Denkweise in der Kunst unserer Zeit“ heraus.

    In den 1960er Jahren wird vor allem die OP Art stark durch die Konkrete Kunst beeinflusst, die inzwischen ihren endgültigen Charakter erreicht hat.

    Bedeutende Künstler*:

    Theo van Doesberg, Otto G. Carlsund, Jean Hélion, Léon Tutundjian, Marcel Wantz

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    **Quelle:

    Moderne Kunst, Die 50 wichtigsten Stilrichtungen, Prestel-Verlag 2014

    Duden, Kunst

  • Sozialistischer Realismus (1930er bis 1990er Jahre)

    In der Sowjetunion und anderen sozialistischen Ländern wird die Kunst im 20. Jahrhundert instrumentalisiert, um kommunistische Propaganda und sozialistische Botschaften zu verbreiten. Leo Trotzki, Gründer der Roten Armee fordert eine Abkehr von Futurismus und Avantgarde und eine Rückkehr zur Tradition in der Kunst, die den Staat mittragen soll. Es soll um den Inhalt, der gezeigt wird, gehen, nicht um die Form der Darstellung.**

    Pflichtbewusstsein, Kameradschaft und Opferbereitschaft werden heroisch dargestellt und das einfache Leben glorifiziert.

    Die realistische Darstellung der Szenen soll Mut machen und positive, vor allem aber patriotische Gefühle wecken. Das Herausarbeiten der Arbeiterklasse und ihre unter militärischem Schutz stehende staatstragende Stellung ist fast immer erkennbar und auch gefordert, und damit der soziale Aspekt von Jedermann sofort erkennbar ist wird die Darstellung so realistisch und naturgetreu wie möglich gefordert.

    Bedeutende Künstler:*

    Alexander Laktionow, Juri Pimenow, Michail Iwanowitsch Khmelko

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    **Quelle: Moderne Kunst, Die 50 wichtigsten Stilrichtungen, Prestel-Verlag 2014

  • Fantastischer Realismus (Beginn um 1946)

    Der Zweite Weltkrieg ist noch lange nicht verarbeitet und was man erlebt und gesehen hat steckt tief in den Knochen. Im fantastischen Realismus verarbeitet man die Gräuel der Menschlichkeit in irrealen bis hyperrealen Bildthemen. Technisch wird gearbeitet, wie man es von den Alten Meistern kennt.**

    Vor allem die Wiener Schule hinterlässt im fantastischen Realismus bedeutende Werke, die Merkmale von Surrealismus, Symbolismus und Neuer Sachlichkeit verinnerlichen.

    Der Rückgriff auf die Mythologie der Antike, die Reflexion von Religion und die Verknüpfung von Philosophie und Psychologie mit der jeweiligen Gegenwart führen fort, was bereits mit der Sezessionskunst beginnt. Man begibt sich auf die Suche nach der Antwort auf das WARUM, spürt seinem Instinkt nach und setzt sich mit dem eigenen Unterbewusstsein auseinander. Man sucht die eigene Position im Weltgeschehen. Vielleicht kommt man dem Begreifen ein Stück näher, vielleicht findet man Antworten, doch sie darzustellen ist nahezu unmöglich.

    Bedeutende Künstler:*

    Arik Brauer, Rudolf Hausner, Ernst Fuchs, Wolfgang Hutter

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    **Quelle: Moderne Kunst, Die 50 wichtigsten Stilrichtungen, Prestel-Verlag 2014

  • Informel (seit 1945)

    Gegenstandslose Malerei und Grafik, in der Vielschichtigkeit und frei erfundene Formen und Linien eine große Rolle spielen. Das Unterbewusstsein wird in einem ganz eigenen Rhythmus wiedergegeben und der Flow spielt eine Rolle, der das Schaffen des Künstlers wie aus einer fremden Welt, ja gar einem fremden Universum steuert.

    Das Informel wird als das europäische Äquivalent zum abstrakten Expressionismus in den USA bezeichnet.** Jackson Pollock oder WOLS beeindrucken in der Kunstform vor allem affektiv-spontan.

    Die Bedeutsamkeit des Formlosen („Signifiance de l´ Informel“) war Titel einer von Michel Tapié organisierte Ausstellung in Paris 1951 und der Begriff wird fortan zum festen Stilbegriff. Das Informel bezeichnet seither die Malweise des unreflektierten Un- und Unterbewussten.

    Die Künstler, die sich im Informel ausdrücken sind zu Beginn des ausgerufenen neuen Stils alle Kinder wenigstens eines, manchmal gar zweier großer Kriege und sie haben Grausamkeiten gesehen, erlebt, oder auch nur von ihnen gehört, die sie zutiefst bewegen und denen sie Ausdruck verleihen wollen, was die Aufmerksamkeit vieler Kunstinteressierter erregt, da sie begreifen wollen.

    Die Kunst von Kindern, Geisteskranken und Laien bekommt plötzlich einen Stellenwert, der von den Akademiekünstlern höchstwahrscheinlich nicht geschätzt wird, da es eine direkte Konkurrenz zu ihrer Arbeit bedeutet.

    Mit der Documenta I in Kassel 1955 bekommt das Informel internationale Aufmerksamkeit und ist seither fester Bestandteil innerhalb der Kunstwelt.

    Im Informel der Nachkriegszeit kann man die „...existenzielle Bedrohung des Menschen, wie sie der Krieg ausgelöst hatte: Gesichtslose Gestalten, ohne Ausdruck, ...“** erkennen, die düstere Bilder hinterlassen haben. Vielleicht sind vor allem die gesichtslosen Gestalten bestimmten Peinigern zuzuordnen und man befreit sich in den Werken der im Geiste manifestierten Erlebnisse aus einer grausamen Zeit, deren Gräuel einen sprachlos zurücklassen.

    Heutzutage sind die Werke des Informel freundlicher. Sie reflektieren eine positive Zeit, die Mut und Hoffnung nach vorn trägt. Allerdings tauchen auch heute immer wieder jüngere Werke von gesichtslosen Gestalten auf, die man bisweilen, je nach äußerer Form dann schließlich doch zuordnen kann. In Zeiten von Facebook, BIG DATA, Blockchain und totaler Vernetzung bekommt das Informel einen ganz neuen, bedeutungsvollen, tiefgehenden Impuls.

    Bedeutende Künstler*:

    Jean Fautrier, Karl Friedrich Dahmen, Hans Hartung, Emil Schumacher, WOLS (Alfred Otto Wolfgang Schulze)

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden - Kunst

  • Tachismus (1940er und 1950er Jahre)

    tache, franz. Fleck! - „Gestisch-spontane Expressivität“** hinterlässt „Farbflecke und freie, grafische Linien“**. Derartig frei komponierte Malstücke zeichnen das Abstrakte in der Kunst des Tachismus aus, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris etablierte.

    Der Seele Ausdruck zu verleihen, keine Form zu geben und dem „Fluss“ die Oberhand zu gewähren, soll die Krisensituation in der Zeit des Zweiten Weltkriegs untermalen. Die totale Zerstörung vieler Städte, das Leid und Elend des Krieges, die Bilder der Massenvernichtung, ... wenn Worte fehlen muss eine andere Sprache gefunden werden. Der Tachismus als eine Art des Expressionismus wagt den Versuch.

    Dem abstrakten Expressionismus verwand und bisweilen technisch wie Action Painting arbeitend sind die Übergänge dieser informellen, abstraktiven Kunst zu den anderen Ismen nicht immer eindeutig.

    Zeitlich fällt der Tachismus in die Zeit des emotionalen Abstrakten Expressionismus in den 1950er Jahren. Von lyrischer Abstraktion spricht man vor allem, wenn die Linien immer feiner werden und das Werk weniger aus einem spontanen Impuls heraus wächst.

    Bedeutende Künstler*:

    Hans Hartung, Georges Matthieu, G. Bryen, WOLS, Bernhard Schulze

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden - Kunst; Der Kunst-Brockhaus, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich, 1983, 1987

  • Aktionskunst/Action Painting (1940er und 1950er Jahre)

    Denkt man an Action Painting, denkt man an Pollock. Jackson Pollock. Und Dripping. Dripping ist eine besondere Tropftechnik.

    Spontan aufgeschleudert oder aufgespritzt, oder auch aufgeträufelt, ist das Action Painting eine schnelle Kunst, die vermeintlich wenig Zeit zu brauchen scheint. Aber diese Kunst will Tiefgang bieten. Die Farbrinnsale zeigen Muster, die wie zufällig entstehen. Es offenbart sich eine Welt auf Leinwand, die eine Eigendynamik besitzt. Wer sich am Ende des Werkes die Zeit nimmt zu verharren kann vielleicht in eine Ebene, oder besser gesagt Schicht unter der Oberfläche gelangen und eintauchen in den Seelenausdruck des Künstlers, der das Werk erschaffen hat.

    Action Painting ist eine von mehreren Strömungen innerhalb des abstrakten Expressionismus in den 1950er Jahren, die sich fast alle wechselseitig beeinflusst haben. Die Betonung liegt auf ACTION! Emotional, dynamisch-spontan! Die Gegenwart dieser Zeit sollte nicht aus den Augen gelassen werden, um die emotionale Verstörung durch die Bilder zu erkennen, welche Zwei Weltkriege hinterlassen haben. Das Videomaterial ist bis heute immer wieder Thema zur Erinnerung. Im Action Painting verzichtet man auf Wiedererkennbarkeit von Bildern, das Werk appelliert an das Gefühl.

    Bedeutende Künstler:*

    Jackson Pollock, Willem de Kooning, Robert Motherwell, Franz Kline.

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden - Kunst

  • New York School (1940er bis 1960er Jahre)

    Was in Europa in der Modernen Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg das Informel und der Tachismus, das ist in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg der Abstrakte Expressionismus und das Action Painting und wird als „New York School“** bezeichnet.

    Jackson Pollock, Barnett Newman und Robert Motherwell, unterrichtet von europäischen Emigranten wie Gorky, de Kooning oder Hofmann, schaffen das zuvor als unmöglich scheinende: Sie bringen New York den Rang der Kunstmetropole No 1 ein, was bedeutet, dass Paris seine künstlerische Vormachtstellung verliert.

    Das New Yorker Interesse an europäischer Kunst kann spätestens seit der Eröffnung des MOMA als Kunst-Basis 1929 nicht mehr geleugnet werden, das allerdings noch immer hauptsächlich den Surrealismus im Fokus hat, getragen vom Zustrom der europäischen Künstler, die dem Surrealismus anhängen.

    Die New York School will Neues in der Kunstwelt etablieren und kritisiert die alten Muster. So entstehen neue Strömungen, wie Farbfeldmalerei oder Dripping, die auf nichts mehr zurückzuführen sind. Kunst wird zum Selbstzweck.

    Bedeutende Künstler:*

    Jackson Pollock, Robert Motherwell, Barnett Newman

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    **Quelle: Moderne Kunst, Die 50 wichtigsten Stilrichtungen, Prestel-Verlag 2014

  • Lyrische Abstraktion (1945 bis 1956)

    Als Lyrische Abstraktion bezeichnet man eine Spielart des abstrakten Expressionismus. Informel und Tachismus werden gern im selben Atemzug verwendet.

    Im wesentlichen wird bei der Lyrischen Abstraktion versucht Empfindungen stimmungsvoll, gefühlsbetont und spontan in Form und Farbe auszudrücken. Ein perfekt gelungenes, lyrisch abstraktes Werk, wird immer die Emotionen seines Betrachters ansprechen können.

    Hierbei darf man sich die Frage stellen, welche Themen würden JEDEN Betrachter emotional bewegen können?

    Bedeutende Künstler*:

    Wassily Kandinsky, Paul Klee, Hans Hartung, Camille Bryen, Helen Frankenthaler

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    **Quelle:

    Moderne Kunst, Die 50 wichtigsten Stilrichtungen, Prestel-Verlag 2014

    Duden, Kunst

  • Abstrakter Expressionismus (1940er und 1950er Jahre)

    Mit dem Abstrakten Expressionismus verlagert sich der Fokus der Kunstwelt erstmals von Paris nach New York.

    Expressive, emotional aufgeladene, abstrakte Kompositionen füttern den Abstrakten Expressionismus im New York der Kriegs-bis Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs. (Eine Zeit, die in die amerikanische Wirtschaftswunderzeit übergeht und in der man alles ausblenden möchte, was nur irgendwie an die Zeit des Zweiten Weltkriegs davor erinnern könnte.) Man verarbeitet die traumatisierenden Ereignisse, und versucht die traumatischen Bilder oder Erlebnisse zu verdrängen. Man öffnet sich der Zukunft, die durch all die lebenserleichternden Erfindungen durchaus vielversprechend positiv zu werden scheint.

    Der Inbegriff des Abstrakten Expressionismus sind Jackson Pollocks Drip Paintings (Tropfbilder).

    Auch Mark Rothkos Farbfeldmalerei, die kontemplative Ruhe auf Leinwand ausstrahlt, wird dem Abstrakten Expressionismus zugeordnet.

    Robert Motherwells 150 Bilder umfassenden „Elegien auf die Spanische Republik“ sind ebenfalls eng mit der Idee des Abstrakten Expressionismus verbunden. Die Reflexion von Geschichte, Philosophie und Dichtung führt unweigerlich zu den Trauergesängen, wie Motherwells seine Elegien bezeichnet. Grausam und bitter sind sie und er erhofft sich, dass der Betrachter diese Empfindung sofort spürt.

    Das Nachspüren der Gefühlswelt eines Künstlers, die sich durch expressives Arbeiten offenbart ist das Hauptanliegen des Abstrakten Expressionismus, der die „Darstellung universaler Emotionen“** verfolgt. Da sich viele immigrierte Künstler aus Europa in New York angesiedelt haben spricht man auch gern von der New York School.

    Bedeutende Künstler*:

    Robert Motherwell, Jackson Pollock, Barnett Newman, Mark Rothko, Willem de Kooning und Franz Kline

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    **Quelle:

    Moderne Kunst, Die 50 wichtigsten Stilrichtungen, Prestel-Verlag 2014

    Duden, Kunst

    Stephen Little, ...ismen, Kunst verstehen, Knesebeck

  • Pop-Art (1950er bis ca 1970)

    Populärkunst ist POP ART und sie ist offen für alles Amerikanische. Sich in Großbritannien und den Vereinigten Staaten entwickelnd ist sie Spiegel der Massenkultur, was vor allem Warhols „Campbell´ s Soup Cans“ zeigen. Man könnte an dem Werk, das scheinbar nur eine Auslegung der Matrix von 8x4 Dosensuppenbildern ist, vorbeigehen, und nicht weiter drüber grübeln, wenn da nicht der grundsätzlich von der Kunst gestellte Auftrag wäre: Schau genau!

    Comicstrips und Cartoons überwinden in der Pop Art die traditionelle Malerei. Sowohl Roy Lichtensteins Brushstroke, die trivialisierende Darstellung eines Pinselstrichs im Comicstil, Andy Warhols Banane, als auch die vielfarbigen pointierten Porträts von Marilyn Monroe sind untrennbar mit der Pop Art verbunden. „Die Porträts von Marilyn Monroe, Jacqueline Kennedy, Elizabeth II. und Mao Zedong wurden zu Ikonen der amerikanischen Pop-Art.“ In Anspielung auf die automatisierte Massenproduktion seiner Kunst nannte er sein Atelier auch „The Factory“.

    Pop Art ist längst auch für jeden Nicht-Künstler ein Begriff und durch die Möglichkeit der Bildbearbeitung am PC und der einfachen Reproduktion und Vervielfältigung für jedermann leicht möglich. Obwohl seit 1970 nicht mehr als Stil etabliert ist Pop Art noch immer weit verbreitet und vor allem bei Kunst-Neulingen sehr beliebt.

    Bedeutende Künstler*:

    Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Tom Wesselmann, Jasper Johns, James Rosenquist

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    **Quelle:

    Moderne Kunst, Die 50 wichtigsten Stilrichtungen, Prestel-Verlag 2014

    Duden, Kunst

  • Farbfeldmalerei/ Colour-Field-Painting seit 1960er Jahre

    Man kann es sich fast denken: Farbe in Feldern! Monochrome Flächen unterschiedlicher Farben hinterlassen tiefe Sinneseindrücke.

    Die emotionale Macht der Farben wird ausgeführt. Aus dem Surrealismus hervorgehend haben vor allem Mark Rothko und Barnett Newman beeindruckende Werke hinterlassen, welche den Betrachter in eine mystische Dimension eintauchen lassen. Das Gegeneinandersetzen von Farben, lässt Tiefe oder Erhabenheit erkennen und zumeist die dunkleren Flächen erscheinen plötzlich auf einer höheren Ebene.

    Rothko sagte man könne in seinen Werken spirituelle Erfahrungen machen, die sowohl als religiös, als auch als profan betrachtet werden können.

    Bedeutende Künstler:*

    Mark Rothko, Barnett Newman, Kenneth Noland,

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

  • Op-Art (seit den 1960er Jahren)

    Wer kennt es nicht das Bild von der Spirale, die sich allein durch die Visualisierung zu drehen beginnt?

    Spiralen, Linien, Wellen, Muster durch Wiederholung oder Reihenfolge, ... Op Art hat etwas mathematisch-magisches an sich. Wenn sich Dargestelltes zu bewegen beginnt, so dass der Eindruck entsteht das Bild lebt, dann steckt man mitten in der Illusionswelt der Op Art.

    Die Op Art setzt sich mit der optischen Täuschung auseinander und spielt mit den Fähigkeiten des Gehirns optische Effekte in Bewegung zu setzen. Die Illusion von Distanz oder Tiefe kann erzeugt werden, sowie eine Bewegung vorgegaukelt, die allein im Gehirn durch Interpretation des Sichtbaren und der Simulation des daraus Möglichen entsteht.

    Bedeutende Künstler:*

    Bridget Riley, Julian Stanczak, Michael Kidner, Ernst Benkert, Francis R. Hewitt

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

  • Fluxus (um 1960 bis 1990)

    Wer kein Geld hat braucht andere Lösungen! George Macunias findet eine am Ende eines Klangkunst-, Video-, Musik- und Performance-Festivals im Wiesbaden des Jahres 1962. Um sich den teuren Abtransport des Flügels am Ende einer Aufführung zu sparen, zertrümmerte er das gute Stück am Ende der Aufführung einfach. Macunias, treibende Kraft hinter Fluxus, zielt darauf Kunst und Leben zusammenzubringen.

    „Alles kann Kunst sein, und jeder kann sie machen.“

    Fluxus, inspiriert von der Antikunst des Dada, der konkreten Musik des John Cage, den Nouveaux Réalistes, Tänzern wie Merce Cunningham und das Ready-Made des Marcel Duchamps, ist bisweilen destruktiv und fordert die Säuberung der Welt von bürgerlicher Krankheit, allem Kommerz und aller toten Kunst.

    Kunst soll leben und lebendig sein. Das Fließen, was Fluxus eigentlich bedeutet, soll erkennbar werden. Fluxus ist eine besondere Form der Aktionskunst und die Grenzen zwischen allen Beteiligten und allen Elementen in Kunst und Kultur sollen aufgehoben werden. Die Auseinandersetzung mit der modernen Welt und ihren technischen Helfern und Verführungen wird zum Top Thema.

    Bedeutende Künstler:*

    Georges Maciunas, Nam June Paik, Wolf Vostell, Yoko Ono, Joseph Beuys, Alison Knowles

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

  • Neoexpressionismus (seit den 1960erJahren)

    A New Spirit of Painting heißt es Anfang der 1980er Jahre in der Londoner Royal Academy und man lehnt sich auf gegen die Minimal Art und die Konzeptkunst. Man will anscheinend wieder malen! Und die neue Malerei soll unmittelbar und unverfälscht sein. Das „abgebildete, bzw. im Bild ausgedrückte“ Denken und Fühlen, wie seinerzeit bei den Ur-Expressionisten, steht im Vordergrund des Schaffens.

    Farbe wird „schnell und oft grob gestisch aufgetragen“** und bei der Motivwahl geht es um das persönliche Interesse. Die Innenwelt nach außen zu tragen ist die Idee, wie auch schon zu Anfang des Jahrhunderts in der ersten Welle des Expressionismus.

    Immer wieder tauchen Themen auf wie Geschichte, Mythologie, Symbolismus, Sexualität, Religion oder Philosophie und es kommt auf die Perspektive an, die den Betrachter irgendwie mit ins Bild ziehen. - Ihn zumindestens gedanklich tief eintauchen lässt.

    Die Thematik Nationalsozialismus ist trotz der späten Jahre des 20. Jh. noch immer in den Köpfen präsent und lässt den ein oder anderen Künstler, wie Kiefer einfach nicht los. Tod und Gewalt sind immer wieder erkennbar.

    Die Neo-Expressionisten scheren sich nicht um Konventionen. Sie machen einfach. Sie malen, wie es ihnen gefällt. Wild und frech. So findet auch Baselitz zu seinem Merkmal, er stellt die Kunst auf den Kopf. Der Gegenstand ist nur Vorwand für die Malerei und er malt ihn tatsächlich von Anfang an auf dem Kopf, was die Fließspuren der Farbe zeigen.

    Neoexpressionismus ist im übertragenen Sinne laut und rebellisch und schreit nach Gehör. Das Unterbewusstsein will sich Luft verschaffen. Man darf mehr als einmal hinschauen und sich durchaus Gedanken in alle Richtungen machen, um vielleicht zu erkennen, worum es eigentlich geht.

    Bedeutende Künstler:*

    Anselm Kiefer, Georg Baselitz, Julian Schnabel, David Salle, Mimmo Paladino, A. R. Penck

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    **Quelle: Moderne Kunst, Die 50 wichtigsten Stilrichtungen, Prestel-Verlag 2014

  • Wiener Aktionismus (seit den 1960er Jahren)

    Radikal, gewalttätig, obszön und drastisch sind die Aktionen, die dem Wiener Aktionismus zuzuordnen sind, und die Ausdruck einer auf Schock zielenden Kritik an der postfaschistischen Gesellschaft Österreichs sind.

    Die Performances sind zunehmend grauenerregendere Tabubrüche, welche die inneren, finsteren Dämonen des Menschen und unterdrückte Urinstinkte darstellen.

    Die auf die Aktionen folgenden Polizeieinsätze zeigen, wie sehr die Wiener Aktionisten die Gemüter erhitzen und es stellt sich bei der Beobachtung der Aktionen und Reaktionen bisweilen die Frage: Gibt es Grenzen in der Kunst, die nicht überschritten werden sollten? Wo beginnt die Zensur, wenn Kunst seitens des Staates unterbunden wird? - Darf Kunst alles, um wachrütteln zu können?

    Bedeutende Künstler:*

    Hermann Nitsch, Otto Muehl, Günter Brus, Rudolf Schwarzkogler

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

  • Arte Povera 1960er bis 1970er Jahre)

    Die Kunst bewusster Armut. - Arme Kunst!

    Erde, Glas, Holz, Bindfaden, alltägliches, ... manch einer nennt es vielleicht Müll oder „unkünstlerische Materialien“, wie Eva Hesse, die auch Latex, Kunstharz und Fiberglas verwendet, wie es im Duden beschrieben wird, dergleichen wird plötzlich als Material für Kunstwerke verwendet. Minderwertig nennen es die einen, für die anderen ist es ein gefundener Schatz. Im Kunst-Brockhaus schreibt man von der „poetischen Komplexität und der kreativen Ausstrahlungskraft der einfachen Dinge.“

    Laut Kunst-Brockhaus und Duden in den 1960er/ 70er Jahren sehr populär.

    Es ist die Reduktion der Kunst auf die einfachsten Mittel. - Minimal Art! Die Kernaussage würde man so interpretieren können, dass man aus ALLEM Kunst erschaffen kann. Dabei fällt einem sofort das Thema Müll und Nachhaltigkeit ein und die Frage: „Ist das Kunst, oder kann das weg?“

    War es Josef Beuys, der dieses Zitat hinterließ? „Gott sei Dank“ gibt es das Netz, man kann weltweit nachschlagen.

    Eine Klopapierrolle zu einem Kunstwerk zu erheben, indem man sie an der einen Öffnung einschneidet und ausfranst, darunter ein Gesicht malt, oder darauf klebt, die Rolle dann aufstellt, so dass die Fransen wie Haare Struwwelpetergleich vom Kopf stehen, ist vielleicht nicht gleich als Meisterleistung erkennbar, aber wenn der Künstler dem Werk Leben einhaucht und der Betrachter dann tatsächlich dem „lebendigen“ Wesen gegenübersteht, darin zeigt sich das wahre Können eines Schöpfers der Kunst. Ob der Betrachter dann die gleiche Liebe zu dem Werk erkennen kann, oder die Magie darin entdeckt, zeigt schließlich den wahren Wert des Werkes, der vielleicht erst viele Jahre nach seiner Erschaffung unbezahlbar wird.

    Bedeutende Künstler:*

    Jedermann/frau könnte ein bedeutender Künstler der Arte Povera sein! Es reicht die Erinnerung an die Kindheit, in der ALLES irgendwie die Magie besitzt mehr zu sein, als es tatsächlich ist.

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

  • Lowbrow (seit den 1960er Jahren)

    In gängigen Nachschlagewerken gar nicht aufgeführt, hingegen in den 50 wichtigsten Stilrichtungen der Modernen Kunst im Prestel-Verlag aufgeführt, soll LOWBROW als kurze, amerikansche, psychedelische Phase nicht unerwähnt bleiben, da sie vielleicht eine der wichtigsten Epochen des American Dream reflektiert, in der in Californien die entscheidenden Weichen für eine vollkommen digitalisierte Welt gestellt wurden.

    Die realitätserweiterte Wahrnehmung der Flowerpower-Hippie-Bewegung der späten 1960er Jahre, geprägt durch Sex and Drugs and Rockˋ n Roll und reichlich LSD, wird in der Lowbrow-Kunst umgesetzt, die sich eher der Comic-Gestaltung widmet als seriöser Malerei, weswegen sie auch Custom-Culture, Comic-Surrealismus, Cartoon-Expressionismus oder Pop-Surrealismus genannt wird.

    Einer der wohl bekanntesten Vertreter dürfte wohl Matt Groening sein, aus dessen Feder unter anderem die Simpsons oder Futurama stammen.

    Bedeutende Künstler:*

    Robert Williams, Kenny Howard, Ed Roth, Matt Groening, Mike Kelley

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

  • Fotorealismus/ Hyperrealismus ca.1965 - 1975

    Detailgetreue Abbildung der Wirklichkeit. In der Malerei ist nicht mehr erkennbar, ob es sich um eine Fotografie oder ein Gemälde handelt.

    Als ein erstes fotorealistisches Werk, weit vor der Zeit des Fotorealismus, könnte man die Badende von Ingrès aus dem Jahr 1808 betrachten. Bei dem im Louvre ausgestellten Werk muss man zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass es sich um ein Gemälde handelt, so realistisch ist das Werk gemalt. Andererseits spielt der Fotorealismus mit den Möglichkeiten der Fotografie, die durch die Aufnahmetechniken gegeben sind.

    Weitwinkel, Fisheye, Tiefenschärfe im Wechsel, das Spiel mit der Farbe, all das kann bei der Entstehung von fotorealistischen Werken eine Rolle spielen.

    Bedeutende Künstler*:

    Richard Estes, Gerhard Richter, Chuck Close

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

  • Minimal-Art (1960er und 1970er)

    Wie es das Wort schon sagt geht es um vereinfachte und reduzierte Kunst.

    Einfachheit, Strenge und Wiederholung sind bezeichnend für Kunstwerke der Minimal Art. Klarheit und das Wesentliche in der Kunst sollen herausgearbeitet werden. Dabei spielt auch immer wieder der sie umgebende Raum eine entscheidende Rolle.

    Die Wirkung der Werke im Minimalismus ist sehr genau bedacht und kalkuliert. Die Grundformen Quadrat, Rechteck oder Kreis wecken nach Ansicht der Minimalisten unweigerlich bestimmte Emotionen.

    Im Minimalismus geht es um die Synthese aus Größe, Gestalt, Material und Ort und die Wirkung all dessen im Zusammenspiel.

    Bedeutende Künstler*:

    Eva Hesse, Carl André, Dan Flavin, Donald Judd

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    **Quelle:

    Moderne Kunst, Die 50 wichtigsten Stilrichtungen, Prestel-Verlag 2014

    Stephen Little, ...ismen Kunst verstehen, Verlag Knesebeck

  • Concept Art (seit den späten 1960er Jahren)

    1967 von Sol Lewitt formuliert, braucht die Konzeptkunst keine Ausführung mehr. Kein Bild, keine Abbildung, keine Gegenständlichkeit, ... die Idee allein genügt.

    Losgelöst von allem Materiellen ist der Geist der entscheidende Faktor, der zum Kunstwerk führt. Die Fähigkeit des Denkens, das zu unbeschreiblichen Geniestreichen in allen Bereichen aus Kunst, Kultur oder auch Wissenschaft führen kann, ist das Kunstwerk.

    Wer die Idee zu einem Kunstwerk begriffen, oder besser gesagt verstanden hat, versteht auch das Kunstwerk selbst. Um die Idee zu verstehen, braucht man Sprache, die erklärt, so verwischt die Grenze zwischen Kunst und Sprache.

    Um das Kunstwerk des Konzeptes einem Anderen zu präsentieren werden Skizzenzusammenstellungen, bisweilen auch Notizen präsentiert. Ja vielleicht wird das Konzept am Ende sogar ausgeführt dar- und ausgestellt, doch im Wesentlichen ist der gedankliche Prozess das, was es zu betrachten gilt.

    Konzeptkunst dient auch der Schaffung des Problembewusstseins dafür, dass der Wert eines Kunstwerkes erst durch zutiefst kapitalistische Strukturen geschaffen wird, bei denen jedem Ding oder jeder Ware ein kommerzieller Wert zugeordnet wird. Das Kunstwerk als Prestigeobjekt zu verhindern ist demnach eine konzeptuelle Angelegenheit.

    Mann kann im weitesten Sinne sagen: Jede patentierbare Idee ist ein Kunstwerk.

    Bedeutende Künstler:*

    Sol Lewitt, Joseph Kosuth, Marcel Duchamp.

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    ** Quelle: Duden - Kunst, Der Kunst-Brockhaus in 10 Bänden,

  • Neue Wilde/Junge Wilde (seit 1980)

    In Anlehnung an die Fauves des beginnenden 20. Jh. in Frankreich sind die Neuen Wilden der 1980er Jahre eher ein Sammelbegriff für expressive Kunst, denn eine echte Stilrichtung. Der Begriff wurde 1979 in Aachen durch einen Ausstellungstitel geprägt und vor allem in München künstlerisch exzessiv umgesetzt, bzw. gelebt und unweit der Berliner Mauer gründeten einige Künstler am Moritzplatz die „SELBSTHILFEGALERIE“.

    Bezeichnend für die Kunst der Jungen Wilden sind die „gestische Vehemenz und starke Farbsinnlichkeit dieser anfangs der 1980er Jahre marktbeherrschenden Tendenzen.“**

    Die Kunst als Herausforderung von Abstraktion, Minimal-Art und Konzeptkunst wurde von Künstlern wie Szczesny auch in die Nähe der Rock-Musik gerückt und so manches Werk hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, wenn man es erst einmal durchschaut.

    Bedeutende Künstler*:

    Vorläufer zu den Jungen Wilden sind Georg Baselitz, Jörg Immendorff, Markus Lüpertz, A.R.Penck, wirklich bedeutend ist der Begriff Junge Wilde aber erst bei den jüngeren Generationen mit Rainer Fetting, Helmut Middendorf, Salomé, Bernd Zimmer, Stefan Szczesny

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    **Quelle:

    Moderne Kunst, Die 50 wichtigsten Stilrichtungen, Prestel-Verlag 2014

    Duden, Kunst

    Der Kunst-Brockhaus in 10 Bänden, Mannheim, Wien, Zürich, 1987

  • Appropriation-Art (seit den 1980er Jahren)

    Appropriation = Aneignung! Was bedeutet das Wort Appropriation in der Kunst?

    Sich etwas anzueignen, also zu übernehmen, wie Fotos, oder Anzeigen, Bilder für Collagen oder zur Kopie, heißt, man muss sich auch mit dem Urheberrecht auseinandersetzen. Indem man eindeutig hervorhebt, wer der Urheber des Originals ist, kann man eine Urheberrechtsverletzung umgehen und bei Veränderungen eines Werkes muss der Bezug zum Original klar werden.

    Immer wieder wird in der Kunstgeschichte kopiert und verändert und schon die Readymades von Marcel Duchamp zeigen, dass Kunst auch Inspiration und Erweiterung oder Kritik durch Überarbeitung zulassen sollte.

    Bedeutende Künstler*:

    Barbara Kruger, Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Gerhard Richter

    *Bei der Angabe der bedeutenden Künstler sei angemerkt, dass nur die nach subjektivem Ermessen wichtigsten genannt sind, was nicht der allgemeinen Meinung von Kunsthistorikern oder Kunstkennern entsprechen muss.

    **Quelle:

    Moderne Kunst, Die 50 wichtigsten Stilrichtungen, Prestel-Verlag 2014

    Duden, Kunst

Postmoderne (ab 1970)

In einer Zeit des Überangebots an Wissen, das jederzeit verfügbar ist (sofern genug Energie zur Versorgung der Medien zur Wissenserweiterung existiert), sollte man sich ab und zu mal zurückfallen lassen und auf die Wahrnehmung achten. Den Sinnen vertrauen ist nicht immer leicht und die Kunst kann verstörende Bilder heraufbeschwören, die bisweilen verwirren. Die Kunst kann nie ohne ihren Kontext des Zeitgeschehens betrachtet werden. Selbst wer in Kunstgeschichte bewandert ist und immer wieder Analogien zu anderen Epochen feststellt wird nicht umhin kommen ein Werk im Zusammenhang mit der jeweiligen Zeit und der Vita des Künstlers zu verbinden und ein guter Kunstführer, der ein Werk einordnen möchte braucht die Kenntnis der Geschichte und des Werdegangs des Künstlers.

Der kulturschaffende Mensch wird nie aufhören sein Wissen weitertragen zu wollen, etwas davon der Nachwelt zu hinterlassen, als Erinnerung, als Mahnmal oder Warnung, als Inspiration oder auch einfach nur zur Freude und Verschönerung gegen die Tristesse
während der alltäglichen Notwendigkeiten.

Bei der Reflexion allen Wissens über das, was war und ist und der Ahnung was sein wird hat Damien Hirst mit „Formen ohne Leben“ 1991 ein Werk hinterlassen, das dem Betrachter bewusst machen soll, dass der Erwerb von Wissen, vor allem im Hinblick auf jegliche Forschung,
nicht selten eine Folge der Tötung von Leben ist.

Die aufgereihten Muschelschalen, wie in einer Museumsvitrine hinter Glas, erinnern uns daran, dass jede Muschel, jeder Seestern, jede Koralle, oder ähnliches, die man von seinen Reisen nach Hause tragen möchte, vielleicht ihr Leben für den Reisenden gelassen haben. Die Wertschätzung für das Leben zurück zu erlangen oder nicht zu verlieren ist eine der dringlichsten Aufgaben für die Zukunft. Den Blick für die Schönheit der Natur und allen Lebens in ihr wiederzufinden und zu schulen ist eine harte Aufgabe in Zeiten des digitalen Sehens des Heute, Hier und Jetzt, in dem der Sog der blauen Strahlen so manchen nicht mehr loslässt. Wer kann sich selbst davon freisprechen den digitalen Welten nicht mehr Bedeutung zukommen zu lassen,
als sie es verdienen sollten.

2020, das Jahr von Corona, welchen Namen werden die künstlerischen Strömungen, die aus dieser Zeit geboren werden in der Zukunft wohl tragen?

In Kunst und Kultur finden sich unzählige Mittel, mit denen man sich ausdrücken kann, ohne zu verletzen,
in denen man auch Kritik üben und Gutes bewirken kann.

In Asien weiß man schon lange um die Bedeutung von Kunst und ihren Fähigkeiten. Als Leistung in den Schulen gern belächelt, sollten die Musen wieder ihren wohlverdienten Platz im Leben der sonst so technisch und naturwissenschaftlich orientierten Gesellschaften erhalten. Museen und Bibliotheken zu schützen und zu fördern ist eine wichtige Aufgabe, an der alle gemeinsam wirken sollten.

Manchmal sieht man erst auf den zweiten Blick worauf es ankommt. Ein geschultes Auge kann mehr sehen, als es auf den ersten Blick scheint. Die Kulturen bringen es an den Tag und es lohnt der Blick in alle Himmelsrichtungen, in denen viele sehen, was wirklich wichtig zu sein scheint. Und nie war es leichter als heute sich diesem Blick zu widmen, einer Zeit, in der sich Künstler aus aller Welt im Netz offenbaren und uns in den sozialen Netzwerken mitnehmen auf eine Reise in eine oft geheimnisvolle, nicht immer gleich verständliche und scheinbar verborgene Welt.

*Quelle: DUDEN Kunst, Moderne Kunst - Die 50 wichtigsten Stilrichtungen,

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