Natalie Hayn
Experimentelle Physik, oder doch eher Kunst? – Die kreative Welt der Nathalie Hayn
Natalie Hayn experimentiert. Experimentiert mit Acrylharz und Resin. Harz. Kunstharz, in dem Strukturen und Farben eingefroren werden. Strukturen, die an das Atelier Erde erinnern. Mit viel Fantasie und einem Gespür für Philosophie lässt sich aus ihren Arbeiten eine Querverbindung ziehen, zur Genesis.
Die Farbgebung ihrer Arbeiten scheint nichts Grünes und nichts Blaues zuzulassen. Geradezu so, als wolle Sie ein Bild von einer Welt zeichnen, die noch unvollkommen ist. Die erst am Beginn des Werdens steht. Landschaften und Strukturen vom Anbeginn der Zeit.
Die Bilder von Natalie Hayn erinnern an eisenhaltige Schlacken, ausgeworfen aus Vulkanschloten. Der Feuerring um die Erde, mit all seinen „Feuerbergen“,… die Schönheit der Urgewalten wird veranschaulicht. Mal in Kunstharz gegossen, mal mit Alkoholtinte nachempfunden, immer aber mit der Besonderheit, dass fluide, fließfähige Phasen am Anfang stehen.
Natalie Hayn erschafft ein Abbild der Oberflächen, lange bevor Wasserstoff und Sauerstoff die einmalige Verbindung eingingen, die wir heute als Element Wasser kennen, Grundlage allen organischen Lebens.
Den Phasen des Werdens auf der Spur sind Natalie Hayns Landschaften aus Stein, Eis und Schmelzen einmalige Zeitzeugnisse und zeugen von einem einzigartigen Gespür für die Schönheit von Farbe, Form, Textur und ihrer Erforschung mittels unterschiedlichster Methoden.
Die Farben der Erde werden „inszeniert“.
Vielleicht geschieht es manchmal zufällig, dass beim Arbeiten in der Kunst Strukturen und Texturen entstehen, die an etwas Anderes, schon Existentes erinnern. Vielleicht ist es aber auch Absicht, was erarbeitet wird. Vielleicht ist es das Bestreben nach Kontrolle. Kontrolle über die Phasen, Kontrolle über die Materialien, Kontrolle über das Werden. Natalie Hayn ist den Phasen des Werdens auf der Spur! Die Arbeiten wirken wie die Suche nach Möglichkeiten der Steuerung! Wo sonst Rechner rechnen und Programme simulieren, auf der Suche nach weiterführenden Erkenntnissen, ist es bei der in Karlsruhe geborenen Künstlerin das menschliche Erarbeiten, mit den gegebenen Möglichkeiten. Ganz ohne elektrotechnische Hilfsmittel. - Experimentelle Physik!
Die Erdverbundenen unter den Kunstinteressierten fühlen sich vielleicht erinnert an das Kunstwerk Erde, das schon so oft abgelichtet wurde und keiner weiteren Nachbearbeitung bedarf, weil einzigartig und atemberaubend schön. Vielleicht glaubt man das Schmelzen des Eises in den Polarregionen in den Arbeiten der Künstlerin zu entdecken, oder erkennt die Wolkenbildungen in der Atmosphäre. Was auch immer man glaubt zu sehen, die Arbeiten der Künstlerin inspirieren und regen zum Nachdenken an.
Der unvergleichliche, unverwechselbare Glanz von Resin reizt viele Künstler mit Harz zu arbeiten und ihre Bilder aus der Masse der althergebrachten Leinwandarbeiten hervorstechen zu lassen. Natalie Hayn aber vollbringt das Kunststück aus den Arbeiten etwas herauszuholen, was so vielleicht nicht all zu oft gelingt: Geologische Strukturen und Muster entstehen zu lassen. Da das Fließen eine gewisse Eigendynamik hat, ist das Ergebnis der Arbeiten oft scheinbar willkürlich. Jetzt gilt es das Harz dazu zu bringen, den gewünschten Effekt zu erzielen. Wie kann man eine fließfähige Phase dazu bringen bestimmte Muster zu bilden? Und lassen sich die Muster bei der Trocknung einfrieren, oder muss man immer wieder nacharbeiten, immer wieder die Rahmenbedingungen verändern, um das Bild quasi einzufrieren?
Natalie Hayn arbeitet lange Zeit als Kunstpädagogin. Sie weiß, dass das künstlerische Arbeiten mit Material den kreativen Geist fördern und ein naturwissenschaftliches Interesse heraufbeschwören kann. Die Bedeutung von Kunst wird einmal mehr klar, wenn man in Augenschein nimmt, dass man unabhängig von Formeln und Zahlen Welt erfahrbar machen kann. Zusammenhänge lehren kann.
Das künstlerische Arbeiten mit den Fluiden ist ein wertvoller Akt für Erkenntnistheorie. Am Ende wird das Auge belohnt durch die Schönheit der Ergebnisse der Materialverteilung.
Das Spiel mit der Mischbarkeit von Materialien und Phasen hat einen ganz besonderen Reiz und das Ergebnis lässt sich zeigen. Die Arbeiten von Nathalie Hayn sind mehr als nur Kunst. Sie veranschaulichen Ansichten von natürlichen Vorgängen als eingefrorene Momente, die in der Phase der Verfestigung, des Erstarrens festgehalten werden.
Sich durch Kunst den verschiedensten Themenfeldern zu nähern ist eine Besonderheit, welche die Künstlerin herauszuarbeiten versteht. Nathalie Hayn zeigt, dass Kunst auch einen wissenschaftlichen Wert haben kann und es wird klar: Kunst ist irgendwie auch ein bisschen Experimentelle Physik!
Mehr Infos zur Künstlerin finden Sie auf dem Künstlerportrait von Natalie Hayn!
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