Hanji - 한지
Alles beginnt mit einem Gedanken.
Ein Blatt Papier und eine Idee, Hanji und eine Vorstellung, die Seele einer Pflanze, eines Baumes und eine Fantasie, das Universum und sich für einen unbedachten Moment einer unsichtbaren Führung zu überlassen, .... das ist was eine Erinnerung bewirken und zu einem kraftvollen Gedanken führen kann.
Hanji das koreanische Papier aus Maulbeerbaumrinde, kann so seiden sein, so zart, .... mit der Hand über ein seidiges Blatt zu streichen kann so beruhigend sein, wie der Strich mit einem Yakhaarpinsel über eine vorgrundierte, gewachste Leinwand. Niemand, der das Fühlen nicht gelernt hat, wird nachvollziehen können, was man in Asien mit der Kalligrafie und der Aufmerksamkeit für die Zwischentöne in der Malerei in die Wiege gelegt bekommt.
Und dann, einen Schritt weiter, kann diese Erfahrung so sehr bereichern, dass nur noch ein einziges Gefühl mehr vermag ....
Einen einzigen Strich wieder und wieder und wieder zu wiederholen, so oft, bis er sich der Perfektion nähert, ohne sie je erreichen zu können, bedeutet die Arbeit an sich selbst, nicht nachzulassen im Bestreben sich in Vervollkommnung zu vollenden. In Bescheidenheit anzuerkennen, dass man nie wird ankommen können, es aber doch stetig versuchen kann und mit etwas Glück dazu dann doch manchmal weiter kommt, als man sich zu hoffen gewagt hat, eine Idee davon bekommt man, wenn man sein Herz weit öffnet und zulässt, dass einen die anderen Kulturen berühren und inspirieren.
Hyun Joung Lee, geboren im südkoreanischen Seoul, versucht in ihren Bildern den Pfad zu zeigen, der den inneren Weg bedeutet. Der Pfad , welcher das Leben wie auf einer ewigen Straße repräsentiert, so die Beschreibung zu der Serie Lebenslinien, die je einen Pfad wie eine gewundene Gebirgskette bilden. Das Universum der Hyun Joung Lee ist Poesie und jede einzelne Linie steht für einen Tag oder einen Moment.
Was man in der westlichen Welt vergessen zu haben scheint ist die Kostbarkeit der Zeit. Die Kostbarkeit der Momente im Fluss eines reißenden Stromes, der kein anderes Ziel hat, als am Ende wieder alles miteinander zu vereinen.
Die koreanische Künstlerin will Nostalgie vermitteln und verliert sich in ihren Arbeiten selbst in Erinnerungen an die Vergangenheit. Eine Vergangenheit in Korea, in der sie die Liebe zur Malerei entdeckt hat, und wo der Glaube der Ahnen noch eine Bedeutung hat, wie sie schreibt. Mit Reispapier wurden die Böden der Häuser ausgelegt und man sah darauf immer Fußabdrücke. In diesen Fußabdrücken begann Hyun Joung Lee mit Kinderaugen zu lesen. Sie nahm sie als Spuren wie Zeichen des Lebens und stellte sich darin Landschaften vor. Die Fantasie wurde beflügelt und es entstand ein ganz eigenes Universum.
Die Liebe zum Reispapier ist Hyun Joung Lee geblieben. Das Material Papier wird von ihr immer wieder zu neuem Leben erweckt und die Energie des Lebens, aus dem Papier entsteht, damit erhalten. Papier zu schöpfen, mit ihm zu arbeiten, ist vor allem eine asiatische Besonderheit, die nur wenige Künstler in anderen Ländern, wie hierzulande Philine Görnandt, beherrschen. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Paris und man lässt sich gern für eine Weile mitnehmen auf die imaginäre Reise zwischen Erde und Paradies, zwischen Wolken und Tälern und am Ende folgt man dem Weg mit den Augen in Hyun Joung Lees Universum der Poesie, wie eine innere Reise.