Rainer Mienert
Es geht nicht um die eigenen Erinnerungen des Künstlers. Ein Urlaubsfoto kann wohl Erinnerung wachhalten, doch darum geht es Rainer Mienert nicht. Seine Aquagrafien beschäftigen sich mit Veränderungen. Sollen beim Betrachter Erinnerungen wecken und das Schöne längst vergangener Zeiten wieder zu Tage fördern. Schöne Erinnerungen, als Energieträger, gute Tage, besondere Erlebnisse, friedliche Stimmungen und magische Momente, die Kraft spenden. Viele haben ähnliche Erinnerungen und Erlebnisse, können auf Urlaubsreisefotografien zurückgreifen oder auf Erinnerungen an vergangene Zeiten. Es ist ein Arbeiten gegen das Vergessen und gleichzeitig ein „Hoffnung machen“ auf Neues, auf Veränderung. Auf das, was aus Erinnerungen erwachsen kann.
Die Aquagrafien des Werbefotografen sind Schönheiten, die dem Auge schmeicheln. Seine Arbeiten reflektieren die „Phasen“, mit denen er sich beschäftigt. Mal in Farbe, mal farbreduziert, mal in dunklen Tönen, mal in hellen. Die aktuelle Phase ist hell und licht. Mit dunklen Akzenten. Ein Werk trägt den Titel „Zusammenhalt“. Man muss genau schauen, dann erkennt man das Holz, zusammengehalten von einem Bolzen, rostend im Strudel der Zeit. Alternd. Etwas Dunkles, wie ein Schatten, wie dunkle Materie, gegen das Existenzielle wirkend, steigt aus der Tiefe empor. Die Auflösung, die scheinbare Bewegung im Bild, alles ist im Fluss, eingefroren in das Abbild dieses Moments der „Belichtung“, in dem die Vernichtung keine Chance hat. Alle Macht der Vektoren äußerer Krafteinwirkungen sind außer Gefecht gesetzt. - Das Abbild des Schattens gleichzeitig ein Mahnmal. - Eine Darstellung der Kräfte, die auf Alles wirken.
Mit seinen Aquagrafien hat Rainer Mienert eine Technik entwickelt, die sein Geheimnis bleiben soll, eine Technik weg von den Chemikalien aus der Dunkelkammer, doch mit extravagantem Ergebnis. Er erschafft An- und Augenblicke, die den Betrachter animieren sollen Fragen zu stellen.
Die Methode der Aquagrafie, die er konstant weiterentwickelt, lässt Fotografien zerlaufen, an den Rändern zerfasern, verschwimmen, und die Originale erfahren mithilfe digitaler Nachbearbeitung und Wasser konstante Veränderung. Das Ur-Foto unterliegt einer unaufhaltsamen Metamorphose, die, wenn nicht unterbrochen, bis zur vollkommenen Zerstörung des „UR“, des Originals führt. In der Dunkelkammer braucht man ein Stoppbad, um der Zerstörung des Bildes entgegenzuwirken. Ein „Stopp“ der Vernichtung! Was früher mittels Chemie in der Dunkelkammer stattfand, ist längst digital steuerbar.
Die digitalen Möglichkeiten, in Symbiose mit den Materialien, wie besonderem Papier oder besonderen Farben und dem Spielen mit Wasser während der Veränderung, ist ein spannendes Arbeitsfeld.
Die Zwischenstadien werden immer wieder neu belichtet, gespeichert und so für die Ewigkeit festgehalten. Eine Fotografie wird der Zukunft zugearbeitet. Wie eine Brücke in die Zeit.
Das Erhalten eines Zustandes während der Veränderung unter atmosphärischen Bedingungen ist fast unmöglich, die Werke arbeiten. Indes ist es möglich immer wieder ein Abbild des IST-Zustandes zu erschaffen, ein Klick für einen Bruchteil der Zeit, mit dem Ergebnis einer Fotografie des Augenblicks. Eine Momentaufnahme, die digital gespeichert und erhalten wird.
Sand und Wasser sind immer wieder Thema der Arbeiten des Künstlers. Horizont und Auflösung von Farben, je nach Licht. Linien, die beschrieben werden von sanften Wellen, je nachdem, aus welcher Perspektive man sie betrachtet, ihnen entgegenschaut.