Wolfgang Schönegge
Der Künstler, eine sympathische, ruhige Stimme am anderen Ende der Leitung, erzählt von seiner Arbeit, der Aquarellmalerei aktuell, und von städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen aus der aktiven Zeit als Architekt. Er erzählt, dass er immer gezeichnet, skizziert und gemalt hat und in seinen Arbeiten vor allem die Tradition der Stadtkerne abbilden will. Wir sinnieren über Maßnahmen zur Erhaltung von Bausubstanz und kommen an den jüngsten Flutkatastrophen-Ereignissen im Ahrtal nicht vorbei, bei denen ganze Dörfer verschwunden sind und sich Bilder in die Köpfe gegraben haben, in denen Häuser davonschwimmen und historische Bauten, wie im Katastrophenfilm, einfach dem Erdboden gleichgemacht werden. Wir wiederholen die Fragestellung, ob es sinnvoll ist wieder aufzubauen, was zerstört ist, oder ob man dem Beispiel nach der Elberfahrung folgen und den Rückbau der Natur mit ihren Flussmäandern forcieren soll. Kann man Wiederaufbau neu denken? Dass die Architektur der Zukunft nach der Katastrophe anders aussehen wird ist klar. Wie anders, ist es nicht.
Wir bleiben bei den stadtbildprägenden und identitätsbildenden Motiven kleinerer Städte, welche in den Aquarellen des Künstlers verewigt sind. Nochmal erwähnt, die Verbindung ist gerade stabil, da versuchen wir den Fokus zu behalten und lauschen dem Künstler bei seinen Erklärungen zu seiner Arbeit. Er erzählt von Werken über Lindenberg, oder Kirchheimbolanden mit Einwohnerzahlen von 20.000 oder 30.000, die haben wir zwar nicht gesehen, können sie uns aber vorstellen. Im Hinblick auf historische Kulturhighlights von Kleinstädten seien Arbeiten wie das Schloss Darmstadt, Nürnberg Weinstadel oder Marburg Steinweg erwähnt. Brücken, Kirchtürme, Fachwerk, … Zeugen mitteleuropäischer Bautradition, welche so viel mehr kann, als einfach nur ein schönes Motiv für ein Kalenderblatt abzugeben.
Alljährliche Kalender hat auch Wolfgang Schönegge von neuen Arbeiten, indes immer nur auf Anfrage und Vorbestellung. Just „on demand“, dem Zeitgeist einer „zero-waste-culture“ entsprechend, was der Nachhaltigkeitsdebatte entspricht.
Auf die Frage nach der Farbauswahl für seine Arbeiten antwortet Wolfgang Schönegge, dass er die Werke nicht mit zu vielen Farben überladen will und sich dann für eine Farbe entscheidet, die zur Stimmung passt, die er draußen empfunden hat. Er malt überwiegend draußen. Auf Reisen und unterwegs. Immer mit dem kleinen Besteck, das er schnell zur Hand hat, wie er sagt. Auf die Frage wie lange er für eine Arbeit braucht grübelt er einen Moment, dann erklärt er, eigentlich spielt Zeit beim Malen nicht wirklich eine Rolle, aber nach zwei Stunden draußen packt er schon mal zusammen und malt dann später drinnen weiter. So drei bis vier Stunden dauert es, bis er ein Werk als vollendet sieht. Manchmal allerdings auch länger. Und manche Werke werden gar nicht fertig. Bleiben einfach unvollendet. Eine realisierte Utopie hat er mit der Elbphilharmonie in einem Aquarell festgehalten.
Wolfgang Schönegge nennt sich selbst einen Donnerstagsmaler, da er einer entsprechenden Künstlergruppe angehört. Auch bei der „Kunst von Uns“ in Roßdorf hat er inzwischen einen festen Platz und künstlerischen Austausch unter seinesgleichen gefunden. Einer Gruppe, der unter anderem auch der Architekt Gerhard Kartmann angehört, einem weiteren bei CRELALA Kunst vertretenen Künstler.
Aus der Zeit als Architekt hat Wolfgang Schönegge weniger Gemälde, als mehr Skizzen und Zeichnungen zu bieten. Die Arbeit beherrschte die Kunst, welche wenig Zeit für ausufernde kreative Exzesse ließ. Das ist heute anders. Heute bildet er sich in Workshops und Kursen weiter und ist fasziniert vom Können anderer Künstler, wie Bernhard Vogel, der Situationen in acht, neun, zehn Schichten abstrahiert und expressionistisch arbeitet.
Nass in Nass, mehr landschaftsbetonend und etwas stärker abstrahierend, den Vorbildern wie Bernhard Vogel oder der Trierer Künstlerin Prischedko folgend, das ist, was Wolfgang Schönegge für sich als Zukunftsperspektive sieht.
Die alten Aufgabenstellungen von Stadtsanierung und Innenstadtkernsanierung hat er weitestgehend hinter sich gelassen. Das Feld der visionären Utopien für die Zukunft überlässt er den nächsten Generationen, so scheint es, doch auf unsere Neugier zum Erhalt von Bausubstanz, sowie Wiederaufbau von Zerstörtem äußert er sich dann doch: Es muss in die Zeit passen und die Verhältnismäßigkeit muss stimmen. Auf die Frage, welche Städte den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg besonders gut bewältigt haben fallen ihm spontan Nürnberg und Freiburg ein. Altes und Traditionelles zu erhalten, den Blick dafür zu schärfen, das erreicht Wolfgang Schönegge mit seinen bisherigen Arbeiten. Abstrahierend in die Zukunft zu wirken und damit dann eben doch etwas utopischer zu denken und vielleicht Visionäres zu erschaffen, und wenn es auch nur unbeabsichtigt ist, darauf sind wir nun gespannt.