ART COLOGNE TALKS 07.11. - 10.11.2024
Kunst als Passion? Auf der ART COLOGNE wird wieder berichtet, was in der Kunstwelt aktuell von besonderem Interesse ist.
Das Sammlerpaar Boros erwähnt, dass ihre Sammlung allen zugänglich sein soll. Es klingt wie ein Statement von Gründern, wie den Wikipediagründern, die sich gedacht haben, dass das Wissen der Welt allen zugänglich sein soll, damit niemand zurückbleiben muss, unwissend und ungebildet. Genau so veröffentlichen die Kunstsammler aus Berlin ihre Sammlung, und machen sie im Hochbunker in Berlin der Öffentlichkeit zugänglich, so erklären sie es den Interessierten im Interview bzw. TALK.
In Wikipedia, wie auch im Hochbunker sind „die Vielen“ eingeladen hinzuschauen, dass die Exponate und Inhalte korrekt, aktuell und nicht überholt, oder gar kopiert und verfälscht sind. Im Hochbunker wird man auf eine etwas andere Art mit Wissen konfrontiert.
Zu Lebzeiten für das Lebenswerk ausgezeichnet worden zu sein hat Christian Boros sprachlos gemacht. - „Das Werk ist doch noch gar nicht vollendet… - unvollendet“ erwähnt er.
In einem YouTube Video erfährt man darüber hinaus, dass das Sammlerehepaar sich nicht immer einig ist beim Sammeln, wahrscheinlich auch in anderen Lebenssituationen, das aber muss es auch nicht sein. - Gute Partnerschaften tragen auch Dissenz.
Die richtigen Worte zur falschen Zeit? Die falschen Worte zur richtigen Zeit? Bei den Talks sitzen Profis.
Die Moderatorin Kathrin Luz führt souverän durch die Gespräche und fängt Gesprächslücken auf. Holt wieder zurück ins Thema, wenn ein Abschweifen vom Thema zu weit in andere Bereiche reicht.
Wie viele Bereiche in der kreativen Welt befinden sich auch Architektur und Bauwesen gerade nachhaltig im Wandel. Bei dem Fotomaterial über Architektur muss genau geschaut werden, was nur Entwürfe sind, oder die Ablichtung realer Objekte. Im Hinblick auf nachhaltige Energieversorgung sucht man in der Planung nach Antworten auf die Energiewende. Die Ergebnisse, wie rotierende Gebäude, gegen Erdbewegungen schwingende Gebäude, sind nicht selten bizarr, wenn auch aus ästhetischen Gesichtspunkten sammelwürdig, weil sie vielleicht, wenn noch nicht heute, in der Zukunft aber vielleicht funktionieren könnten.
Die Krisenstimmung in den Systemen, sei es in Politik, Wirtschaft oder auch Kunst und Kultur, wird in vielen Talks erwähnt. Gelderkürzungen, infolge leerer Kassen, von Kommunalkassen bis hin zur Bundeskasse, werden angesprochen und es ist nachvollziehbar, dass bei der Kulturförderung zuerst gespart wird.
Kulturverzicht ist finanziell am ehesten verkraftbar.
Dass genau das Gegenteil der Fall ist wird von den Künstlern und Kulturschaffenden demonstriert. - Künstler mit politisch schwerwiegend brisanten Positionen arbeiten sich friedlich an ihren Ideen ab und bieten Ihre Kunst als demokratisches Angebot feil. - Man kann sie mögen oder nicht, sie konsumieren, oder es lassen, aber sich zu äußern und öffentlich aufmerksam zu machen, das muss möglich bleiben. - Wenn sich aus finanziellen Gründen nicht mehr geäußert werden kann, ist das ein bitteres Zeichen für ein System. Vor allem in einer freien Welt, in der Demokratie nach wie vor als hohes Gut gilt. Diktaturen, in denen Menschen mit unbequemen Ansichten und Meinungen einfach verschwinden, in denen nicht staatskonforme Meinungen einfach zensiert und ausradiert werden, dürfen keine erneute Blüte erleben. Mit dem Wissen aus der Vergangenheit in die Zukunft zu steuern sollte als Friedensmission gedacht werden.
Kultur hat, wie alle Bereiche der Gesellschaft, mit den digitalen Veränderungen zu kämpfen. Aufmerksamkeit und Interesse werden geschwächt. Das Verantwortungsbewusstsein nimmt spürbar ab.
Wie lockt man also Kunstinteressierte auch in Zukunft weiterhin in Museen, wo Geschichte - und Kunstgeschichte real und analog, nicht nur digital konserviert werden?
Kunstvereine kämpfen um das Ansehen in der Kunst. Die Aufgabe ist es, die nächste Generation für Kunst zu begeistern. Sie soll herangeführt werden an die Kunst.
In der Talk Lounge werden unter anderem die Kunstvereine für den besonderen Stellenwert ihrer Arbeit ausgezeichnet, der Kunstkritiker Martin Conrads wird geehrt, Kunstrundgänge werden versteigert und man diskutiert sich durch die Geschichte der Gegenwart mit ihren besonderen Herausforderungen.
Man hatte jüngst versucht Kunst einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Hat es funktioniert?
Martin Conrads wird mit dem ART COLOGNE Preis für Kunstkritik ausgezeichnet und die Bedeutung der Kritik in der Kunst wird nähergebracht, um auch die Themen immer weiter im Fokus zu halten. Martin Conrads selbst erklärt, dass seine Arbeit als Kunstkritiker eher eine Folge der nicht vorhandenen Mittel für technisches Top Equipment für das Medienschaffen ist, das er eigentlich studiert hat.
Dass Deutschland Kunstland sein will, ist auf der ART COLOGNE deutlich zu spüren. Ein wenig feiert die Szene sich selbst, aber klar ist, es gibt viele Themen in Wirtschaft, Politik und Industrie, an denen sich die Kunstwelt abarbeitet, um dem System den Spiegel der Gegenwart vorzuhalten.
Die viel beklagte Krise in der Kunst ist, trotz des fröhlichen Stelldichein, zu spüren. Etliche Gesichter sind in unbeobachteten Momenten sehr ernst. Fast könnte man sagen besorgt, um nicht zu sagen existenziell beängstigt.
Nagel und Draxler betonen, dass man die sozialen Netzwerke nicht unbedingt so zwanghaft bespielen muss, wie es viele junge Galerien tun.
„Wer den ganzen Tag Instagram bedient, hat am Ende keine Zeit mehr für die Kunst“.
Sagt Christian Nagel. - Ein Satz, der nachhallt. - Die Hoffnung liegt in der zeitbasierten Programmierung der Veröffentlichungen, aber das wird nicht erwähnt.
Nolde, Kirchner, Ernst, Feininger, Christo…, dann die späteren Kunstaufschrecker Penck, Uecker, Mack, Richter… Namen lesbar als Erinnerung an Geschichte. Dazu die vielen neuen Namen, von denen man nicht weiß, welche man sich merken soll, oder wieder vergessen darf….Welche Namen darf man in einem Zusammenhang nennen, oder gibt es ein unausgesprochenes Tabu, wer mit wem und wer nie mit einem heiklen Namen zu nennen ist. Was wird übrig bleiben, wenn die letzten Zeitzeugen verschwunden sind, wie wird dann mit der Geschichte umgegangen werden? Mit den Namen. Schwierig, oder nicht schwierig, besonders, oder belanglos… Die Kunstkritiker dürfen weiter aufmerksam verfolgen, was in der Kunstwelt vor sich geht und wie aufgeregt oder unaufgeregt Wissen in alternative Kommunikationsformen gepackt wird. – Wie Namen, Strömungen und Inhalte miteinander vermischt werden und wie Kunst und Systemkritik als Message ihren Weg auch auf die Messen international findet. - Hoffentlich fair.
Vielleicht muss man zwischendurch einfach mal neu denken. - Umdenken. - Sich kurze Zeiten der „White Walls“ gönnen um anschließend wieder neu zu starten, wie es seit dem Neustart Kultur versucht wird.
Desillusionierte Abgänger von [Kunst-]Hochschulen sind zu vermeiden. Der Weg in der Kunst bleibt immer dynamisch, kann nicht festgefahren eingleisig sein, denn Kunst hat den Auftrag zu vermitteln. - Die Aussicht mit einem Kunstabschluss keine Jobperspektive zu haben macht wenig Mut diesen Weg einzuschlagen. - Gott sei Dank gehen trotzdem wichtige Influencer diesen Weg. Getragen von Ihren Förderern und Bewunderern. National, wie international.
Influencer, wie auch die Kuratoren es sind, die besondere Werksschauen und Retrospektiven zusammenstellen, die wach halten sollen.
Das Gewicht der Einflüsse aus den internationalen Räumen ist spürbar. Der Blick in die Ferne hilft beim Begreifen des Zustandes des Welt. Der Kulturaustausch war nie so wichtig, wie aktuell, wo fast alle Gesellschaften interkulturell und kosmopolitisch durchmischt sind.
Auf der Suche nach den Tatorten dieser Welt – Räume der Gewalt –wird weit ausgeholt und die Freiheit in der Kunst wird in den Fokus gerückt. Wo kann in Zeiten von Sozialen Medien wie Tik Tok oder Snap Chat eindeutig nachvollzogen werden, ob bei Bild- und Medien Kunst inszeniert wird, einem Entwurf, Script, oder Drehbuch folgend, oder reale Situationen nur mitgefilmt wurden? - Wie kann unterscheiden werden, ob Grenzen der Menschlichkeit überschritten werden? - Immer einvernehmlich?