ARTe Wiesbaden 02.10. - 05.10.2025
Die ARTe Kunstmesse im RMCC in der Hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden, diesmal mit eigenem Auftritt von CRELALA Kunst.
An Discokugeln (1917) erinnern sich vielleicht alle, die schon in den Endsechzigern und Siebzigern gefeiert haben. - Lichtgeblitzte Wirklichkeiten und Karowelten an den Wänden werden zum Blickfang bei Ivana Pittrof, ausgestellt von Galerie grevy aus Köln, die gleich gegenüber Markus Philipp glänzt, der wiederum Menschen, vor allem Kinder in der Übergangsphase zum Teenager malerisch in Szene setzt. Markus Philipp setzt sich offenbar mit dem Wechselspiel von Jugend und Alter – Weisheit und naivem Irrglauben auseinander.
Artenvielfalt ist Kunst, und Kunst ist Art. - Leben und Stillstand werden gleichermaßen in Szene gesetzt. - Das Eine kann nicht wahrgenommen werden, ohne Kenntnis des Anderen.
Eine bunte Gesellschaft gibt sich ein Stelldichein auf der Messe und das Konzept ist offen für Innovation und Tradition, ohne zu werten.
Wie offene Städte, die Zugluft zulassen, erinnert das Messekonzept vielleicht an Schachbrettsiedlungsentwürfe mit Straßen ohne Namen, wie das des UN-Headquarter NYC, oder, um nicht so weit zu reisen, an ein Luftbild von Mannheim.
Über sich hinaus, so dass Grenzen fallen können und Vorurteile abgebaut werden können.
Das Cello ohne Saiten von Brigitte Sannemüller und Silberstreifen bei Anne Ruffert, beides getrennt durch eine Wand, wie es vor noch gar nicht all zu langer Zeit eine Mauer war, fügt sich beim Blick aus der Distanz zu einer Einheit! Aus der Entfernung ist sie zu sehen, die Brücke zweier Welten. Eine Brücke, wie starke Schultern, die tragen, eine Idee im Kopf eines anderen kreativen Geistes, Visionärs, der die Zukunft im Blick hat. Die Trennung von Systemen und Welten aufzulösen ist eine Mammutaufgabe, Mauern zwischen Nachbarn sind nach Jahren noch immer nicht vollständig vergessen, sind in den Köpfen der Menschen noch immer existent, aber die Erinnerungen verblassen und ein zwei Generationen in die Zukunft gedacht, werden sie vielleicht nur noch eine Randnotiz sein, in irgend einem Geschichtsbuch, das unaufhaltsam wächst und von dem man eines Tages nicht mehr weiß, ob irgendeiner vielleicht die Zahlen beim Übertragen durcheinandergebracht hat. Die unendliche Geschichte, die sich in Facetten wieder und wieder und wieder wiederholt. Seit Anbeginn der Zeit.
Irina Wolf mit Bildern und Vitali Safronoff mit Skulpturen. - Köpfe mit Charakter. Stolz und Anmut, menschliches Antlitz, vielleicht. Weiblich? Vielleicht. Männlich? Vielleicht. Haarlos, vielleicht krank, nicht eindeutig erkennbar. - Bei den Skulpturen wiederum das Leben! - Alles was es ausmacht. - Das Glück, wie man es sich vorstellt. - Vielleicht. Oder wie es vorgegaukelt wird.
Leben? Anders! - Meist,
So wie bei Tigran Grigoryan, der in seinen verwischten Erinnerungen immer wieder besondere Gesichter und Blicke einfängt. Der beim Knotenspiel die Verwirrungen von Fäden sichtbar macht und visualisiert, was nicht offensichtlich ist, der den Händen vor allem, und im Besonderen, mit dem Fadenspiel ein Denkmal setzt, genau wie Karina Krohs der Fähigkeit, die beiden mittleren Finger zu spreizen, wie bei ihrem Mr. Spock, dem Vulkanier vom Raumschiff Enterprise des vergangenen Jahrtausends. - Bei Frank Scheidhauer wiederum ist es die Fähigkeit sich zu verbiegen und zu verdrehen, sich in kleinste Räume einzupassen, also anzupassen, wie Schlangenmenschen, Chamäleons,… Individuen mit besonderen genetisch vererbten Fähigkeiten. - Über wie viele Generationen bleiben die Fähigkeiten erhalten? Abrufbar, aktivierbar?
Hass und Kälte, in den Augen lesbar, kann man bei Reinhard Riedels Schlangenkind vielleicht erkennen. Hellhäutig, blauäugig, wie die weiße Boa, die es umschlingt, bereit zu erdrosseln. - Oder ist es eine Python, die Schlange, das Reptil mit der Fähigkeit zur Häutung, vor dem Wachsen??
Menschen, die zum Kämpfen erzogen werden, zur Schönheit verdammt, weil der erste Eindruck immer der Wichtigste ist und in vielen Bereichen das Normale keine Möglichkeiten bekommt, oder ohne entsprechendes Talent, bzw. Genie keine Chancen hat……. Was wird rückblickend bleiben an Erinnerung? Nach der Grund-Ausbildung zum Kampf? – Dem Spiel des Lebens? - Vage Vermutungen aus einem Backend, das die Nachsicht hat, wie in einem der jüngsten Werke bei Karina Laru-Naú?
Jürgen Stenger haben es unter anderem Größen angetan, wie Bowie, und in der Ausstellung zusammen mit zwei Tigern zum Auftakt der Messe, kann man sich vielleicht vorstellen, von welcher Bedeutung diese Größen sind und waren. Stars, die in die Jahre gekommen sind, oder schon gegangen. Sie in die Zukunft zu tragen wird eine Herausforderung sein, denn sie erzählen die große Geschichte einer Zeit, die alles neu regeln musste. - So wie es vielleicht jede Zeit muss. Nur hatte man damals mehr Zeit. (Vielleicht)
Bedürfnisse sind auch Ralf Löhrs Thema. Unter anderem. Das menschliche Sein, Dasein wird karikativ in Szene gesetzt, gedruckt, verlaufen, gezeichnet und offenbarend. Die Albträume der eigenen Gedankenwelt präsentieren sich als kleine Monster. Ein Homer, gearbeitet im verlorenen Schnitt, ist nur die tumbe Hülle einer jagenden Katze, Tom von Tom und Jerry, wie man ihn noch in Erinnerung hat aus den alten Comic-Zeiten beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen, vielleicht im Nachmittagsprogramm, Sommer-Ferienprogramm, wenn Zeit totgeschlagen werden musste. Gefüllt mit Sinn oder Unsinn. Je nachdem. Tom, der Jäger, der vielleicht von Homer geschützt wird, bevor er sich aus der schützenden Hülle herausarbeitet. – Gewolt? – Und seine Großformate in grün, mit einem Gefühl von Wald und Natur, sowie orange, wie direkt aus der Wüste, in der man sich in der Hitze des Tages ein Safe Space suchen will, beide mit Hintergrundbeleuchtung, sind in jedem Haus ein denkwürdiger Blickfang.
- Ralf Löhrs Arbeiten haben Tiefgang, sind excellent ausgearbeitet und von einer Qualität, die überzeugt. Seine Wiesbadener Originale im Miniformat, extra für die Messe in Klein-Klein gezeichnet, waren der Renner unter den Wiesbadenern, die ihre Originale, wie Knoblauch, einen kuriosen Stadtphilosophen, ehemals Opernsänger, oder den Bücherwerfer, Träger des Wissens auf dem Haupt-Haus des Wiesbadener Kuriers, noch gut in Erinnerung haben. Große und kleine Helden,… Kunst hält wach und in Erinnerung. Auch bei Ralph Löhr.
Die Kunstwelt hat sich daran gewöhnt, dass immer wieder Stars und alte Helden oder Comicfiguren der ersten Filmgenerationen neu in Szene gesetzt werden.
Das ARTe Team rund um die ARTe-Kunstmessen hat mit der ARTe Wiesbaden 2025 einmal mehr Gespür und Geschick bewiesen und gezeigt, dass Kunst nicht nur Spielerei ist, sondern eine ernst zu nehmende Angelegenheit, die deutlich mehr erfordert, als nur ein Auge für das Sichtbare.
Kunst spricht alle Sinne an. Sie wirkt, bzw. kann in Bereiche hineinwirken, die man nie für möglich gehalten hat. Die 170 Aussteller, regional, national, wie international haben alles gegeben und vielleicht viele der Besucher überzeugt. Die Verkäufe jedenfalls geben dem Ansatz recht. - Kunst ist es wert, sie nicht zu übersehen!